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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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zu.
    Ihr Blick bekam etwas Verträumtes. »Weißt du, was mir gefiele? Ich würde mir wünschen, wir könnten noch mal ganz von vorne anfangen, wir könnten uns noch einmal begegnen, ohne die Vergangenheit, als Fremde. Wenn uns das, was uns bewegte, nicht gefallen würde, könnten wir einfach auseinandergehen. Aber wenn wir übereinstimmen würden…« Ihre Stimme verriet ihre Aufregung. »Dann wären unsere Chancen gerecht verteilt, und es gäbe ein Gleichgewicht der Kräfte.«
    »Gleichgewicht der Kräfte?« Furcht beschlich ihn. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Sie bedachte ihn mit einem mitleidigen Seufzer, der ihm das Herz brechen wollte. »Du weißt es wirklich nicht, nicht wahr? Siebenunddreißig Jahre lang hast du in unserer Beziehung die ganze Macht gehabt, und ich hatte nichts.
    Siebenunddreißig Jahre lang mußte ich mit der Tatsache leben, daß ich in unserer Ehe der Partner zweiter Klasse war. Aber das halte ich nicht mehr aus.«
    Sie sprach so geduldig wie ein Erwachsener, der einem Kind etwas erklären möchte, und an die Stelle seiner Furcht trat Zorn.
    »Wie du willst.« Er konnte nicht mehr klar denken und reagierte einzig gekränkt. »Du kannst deine Scheidung haben. Hoffentlich wirst du an deiner neu gewonnenen Freiheit ersticken.«
    Nachdem er ein Bündel Scheine auf den Tisch geworfen hatte, sprang er von seinem Stuhl auf und stapfte, ohne sich noch einmal umzudrehen, aus dem Speisesaal. Als er die Eingangshalle des Hotels erreichte, merkte er, daß ihm der Schweiß in Strömen über den Rücken rann. Sie stellte sein Leben auf den Kopf, seit er ihr zum ersten Mal begegnet war!
    Ausgerechnet sie sprach von Macht! Seit ihrem fünfzehnten Geburtstag hatte sie es geschafft, sein Leben aus den Fugen zu bringen. Wäre er ihr nicht begegnet, hätte alles ganz anders ausgesehen. Er wäre nicht nach Salvation zurückgekommen und hätte sich niemals als Allgemeinmediziner mit den Wehwehchen der Leute herumgeplagt! Die Forschung hätte ihn interessiert oder eines der großen internationalen Projekte; er wäre in der Welt herumgereist und hätte sich intensiv mit Infektionskrankheiten befaßt.
    Eine Million Möglichkeiten bot das Dasein, wäre er nicht gezwungen gewesen, sie zu heiraten – aber ihretwegen hatte er keinen seiner Träume wahr gemacht. Er hatte Frau und Kinder durchzubringen, und so war er mit eingekniffenem Schwanz in seine Heimatstadt zurückgekehrt in die Praxis seines Vaters, obwohl ihm diese Vorstellung immer verhaßt gewesen war.
    Er kochte vor Wut. Der Lauf seines Lebens stand unwiderrruflich fest, als er noch zu jung gewesen war, um zu verstehen, was da mit ihm geschah. Sie hatte ihm das angetan, die Frau, die drüben im Speisesaal saß und ihm erklärte, ein Opferlamm zu sein. Sie hatte sein Leben für immer ruiniert, und jetzt gab sie auch noch ihm die Schuld daran.
    Wie vom Donner gerührt blieb er stehen, als ihm plötzlich alles Blut aus dem Kopf in die Füße schoß. Himmel.
    Sie hatte recht!
    Zitternd sank er auf eins der Sofas, die an den Wänden standen, und vergrub den Kopf in den Händen. Sekunden vergingen, und dann Minuten, während derer auch noch die letzte mentale Schranke fiel, die er bisher der Wahrheit entgegenwuchtete.
    Es stimmte ja, daß er sie haßte; aber seine Bitterkeit war ein so alter, vertrauter Begleiter für ihn, daß sie ein Teil seines Wesens geworden war. Tatsächlich gab er nach all der Zeit immer noch ihr die ganze Schuld.
    Mit einem Mal fielen ihm die zahllosen Arten ein, auf die er sie im Laufe der Jahre bestraft hatte: die ständige Kritik und die subtilen Verweise, seine blinde Starrheit und die Weigerung, ihre Vorlieben anzuerkennen. Dann all seine Gegenmaßnahmen hinsichtlich dieser Person, die gleichsam seine Seele war.
    Er drückte seine Fingerspitzen vor die Augen und schüttelte den Kopf. Sie hatte mit allem, was sie sagte, recht.

17
    Janes Hände zitterten, als sie jeden Zentimeter ihres Körpers einschließlich ihres inzwischen gewachsenen Tönnchens mit Mandelöl bestrich. Helles Sonnenlicht fiel durch ihr Schlafzimmerfenster, und im Nebenraum lag Cals Koffer offen auf seinem Bett, da er in wenigen Stunden nach Austin flöge. Sie hatte sich heute morgen endgültig entschieden und wollte es hinter sich bringen, ehe sie den Mut verlor.
    Ihr Haar bürstete sie, bis es schimmerte, dann starrte sie ihren nackten Körper in der Spiegelwand hinter dem Whirlpool an. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie er auf Cal wirken würde –

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