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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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wollte heute morgen anrufen.«
    Widerstrebend ließ er von ihr ab, lehnte einen Augenblick seine Stirn an ihren Kopf, gab ihr einen Kuß auf die Nase und ging eilig an den Apparat.
    Sie konnte es nicht glauben. Endlich hatte sie den Mut gefunden, ihm ihren runden Körper zu zeigen, und dann klingelte diese lästige Erfindung! Um ihn bei seinem Gespräch nicht zu stören, ging sie ins Badezimmer, nahm eine Dusche und zog sich an.
    Als sie in die Küche kam, steckte Cal gerade seine Brieftasche ein. »Es war Dad. Er und Mom treffen sich heute in Asheville zum Mittagessen. Hoffentlich kann er sie überreden, nachzugeben und wieder nach Hause zu ziehen. Ich kapiere einfach ihren Starrsinn nicht.«
    »Eine Ehe besteht immer aus zwei Menschen, soweit ich weiß.«
    »Wobei immer einer der größere Dickschädel ist.«
    Sie hatte längst aufgegeben, mit ihm darüber zu streiten, daß die momentane Trennung seiner Eltern sicher nicht allein auf das Konto seiner Mutter ging. Schließlich war sie ausgezogen, und kein Argument von Jane vermochte ihn zu überzeugen, daß es immer zwei Seiten einer Medaille gab.
    »Weißt du, was Mom zu Ethan gesagt hat, als er ihr seinen priesterlichen Beistand anbot? Nämlich, daß er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll.«
    Jane zog eine Braue hoch. »Vielleicht ist Ethan nicht der richtige Ansprechpartner in dieser Angelegenheit.«
    »Als ihr zuständiger Pastor?«
    Beinahe hätte sie mit den Augen gerollt, doch statt dessen wies sie Cal geduldig auf das hin, was auf der Hand lag.
    »Du und Ethan, ihr seid beide viel zu sehr in die Sache verstrickt, um noch neutral zu sein.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht.« Als er die Autoschlüssel von der Theke nahm, runzelte er die Stirn. »Wie konnte so etwas nur passieren…«
    Als sie Cals besorgte Miene sah, wünschte sie sich, daß sich Lynn und Jim nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch wegen ihrer Söhne wieder vertrugen. Cal und Ethan liebten ihre Eltern, und diese Trennung schmerzte sie.
    Wieder einmal fragte sie sich, was wohl zwischen Lynn und Jim Bonner vorgefallen war. Jahrelang schienen sie gut miteinander zurechtgekommen zu sein. Weshalb also hatte sich Lynn nach all der Zeit aus heiterem Himmel von ihrem Mann getrennt?
    Jim Bonner betrat den Blue-Ridge-Speisesaal im Grove Park Inn, Ashevilles berühmtestem Hotel. Es war eins von Lynns Lieblingsrestaurants, und deshalb hatte er sie hierher eingeladen. Vielleicht rief die Umgebung ja angenehme Erinnerungen in ihr wach?
    Das Grove Park Inn, das um die Jahrhundertwende als luxuriöses Refugium vor der sommerlichen Hitze für die Reichen des Landes am Rande des Sunset Mountain aus roh behauenem Granit geschaffen worden war, empfand man in seiner Massigkeit entweder als grottenhäßlich oder aber als monumentales Wunderwerk.
    Der Blue-Ridge-Speisesaal verströmte wie das übrige Hotel einen rustikalen und zugleich künstlerischen Charme.
    Jim ging die Stufen zum tiefer gelegenen Teil des Raums hinab, wo Lynn bereits an einem kleinen Tisch an einem der großen Fenster, durch die man auf die Berge blickte, saß. Als er sie entdeckte, sog er ihren Anblick wie Nektar in sich auf.
    Da er sich weigerte, sie am Heartache Mountain zu besuchen, mußte er sie entweder anrufen oder nach ihr Ausschau halten, wenn sie nach Salvation kam. Immer wieder hatte er unter einem Vorwand Mittwoch abends die Kirche aufgesucht, wenn sie mit der Gemeinde zusammenkam, und so oft wie möglich hatte er geguckt, ob ihr Wagen auf dem Parkplatz des Supermarktes stand.
    Sie hingegen schien ihm geflissentlich aus dem Weg zu gehen. Nach Hause kam sie nur, wenn sie wußte, daß er entweder im Krankenhaus oder in seiner Praxis war; und so freute er sich ungemein, daß sie dieses gemeinsame Mittagessen nicht absagte.
    Dann allerdings ersetzte Verärgerung sein Glück, sie zu sehen. Amber Lynn schien sich während des letzten Monats nicht im geringsten verändert zu haben, während er sich alt und verbraucht fühlte. Sie trug eine losegewebte lavendel- und cremefarbene Jacke, die ihm schon immer gefallen hatte, silberne Ohrringe und ein Hemdblusenkleid.
    Als er den schweren Holzstuhl ihr gegenüber nach hinten zog, wollte er sich einreden, daß er unter ihren Augen dunkle Ringe sah – aber eher handelte es sich nur um leichte Schatten, die das einfallende Licht auf ihre Wangen warf.
    Sie begrüßte ihn mit demselben herzlichen Nicken, mit dem sie auch Fremden entgegentrat. Was war nur aus dem lachlustigen

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