Bleib nicht zum Frühstück
Carolina aus Chicago stammte. Er sah grimmig aus und sie wie betäubt. Aber es war nicht das Photo, das ihm den Magen in die Kniekehlen sinken ließ, sondern die Überschrift, die über dem folgenden Artikel stand.
Ich habe den besten (und dümmsten) Quarterback der NFL in die Falle gelockt von Dr. Jane Darlington Bonner.
»Scheiße!«
»Du wirst noch etwas ganz anderes sagen, wenn du diesen Müll erst mal gelesen hast!« brüllte Jim. »Es ist mir egal, ob sie schwanger ist oder nicht – hör dir diese Lügnerin an! In dem Artikel behauptet sie, sie hätte sich als Nutte ausgegeben und sich dir zum Geburtstag schenken lassen, nur, weil sie von dir schwanger werden wollte. Wie, in aller Welt, bist du nur an diese Megäre geraten?«
»Du weißt es doch, Dad. Wir hatten ein Verhältnis und sie wurde schwanger. Nicht mehr und nicht weniger!«
»Nun, offensichtlich war ihr die Wahrheit nicht aufregend genug, und so mußte sie diese idiotische Geschichte dazu erfinden. Und ich sage dir was. Die Leute, die diesen Schwachsinn lesen, werden denken, er ist wahr. Typisch, daß sie bestimmt allen Ernstes glauben, es sei so gewesen.«
Cal zerknüllte die Zeitung in der Hand. Er hatte einen Vorwand gesucht, zum Heartache Mountain zu fahren, und nun hatte er den besten, der sich denken ließ.
Es war herrlich, dieses männerlose Leben, sagten sich Lynn und Jane täglich hundertmal. Sie lungerten wie Katzen in der Sonne herum und kämmten sich frühestens nachmittags das Haar. Abends versorgten sie Annie mit Fleisch und Kartoffeln, strichen sich selbst Hüttenkäse auf reife Birnen und nannten das Ganze Abendbrot. Das Telephon ignorierten sie, zogen keine BHs mehr an, und Lynn hängte ein Poster von einem muskulösen jungen Neptun an die Küchenwand. Wenn Rod Steward im Radio erklang, tanzten sie. Jane vergaß ihre Hemmungen, und ihre Füße flogen wie die Flügel einer Möwe über die Teppiche.
Für die junge Frau wurde das halb verfallene Haus der Inbegriff von einem Heim. Sie schnippelte Bohnen und stellte bunte Glaskrüge, Porzellanvasen und einen Becher mit Werbeaufdruck, den Lynn auf dem obersten Regal in der Küche entdeckt hatte, voller Wildblumensträuße in die Zimmer. Seltsamerweise war es zu einer fast innigen Beziehung zwischen ihr und Lynn gekommen. Vielleicht lag es an der verblüffenden Ähnlichkeit ihrer Ehemänner und daß es keiner Worte zum gegenseitigen Verständnis bedurfte.
Sie gestatteten Kevin den Zutritt zu ihrem Frauenhaus, weil er sie unterhielt. Er brachte sie zum Lachen und gab ihnen das Gefühl, selbst dann begehrenswert zu sein, wenn ihnen der Birnensaft über das Kinn lief und der eine oder andere Grashalm aus ihrem wirren Haar sprießte. Auch Ethan ließen sie herein, weil sie es nicht übers Herz brachten, ihn fortzuschicken; aber sie waren immer froh, wenn er wieder ging, da er einfach seine Sorgen um sie alle nicht verhehlen konnte.
Lynn gab die Treffen ihres Frauenclubs und ihre elegante Garderobe auf. Sie vergaß die Haare zu tönen und die Nägel zu pflegen, so daß bereits nach kurzer Zeit die nachwachsende Nagelhaut zu sehen war. Janes Computer blieb im Kofferraum des Escort verstaut. Statt der Gesamtheitstheorie auf die Spur zu kommen, brachte sie den Großteil des Tages in einem alten Korbsessel in der Ecke der Veranda zu, wo sie nichts tat, als ihr Baby wachsen zu lassen.
Sie sagten einander täglich, wie glücklich ihr Leben war.
Doch abends, wenn die Sonne unterging, stieß eine von ihnen einen sehnsüchtigen Seufzer aus, während die andere wortlos auf die sich verdunkelnden Berge starrte.
Mit der Nacht senkte sich die Einsamkeit über das baufällige alte Gemäuer, und sie merkten, daß das Fehlen schwerer Schritte, das Fehlen von Baßstimmen nur schwer zu ertragen war. Während des Tages erinnerten sie sich daran, daß die Männer sie mit ihrer Lieblosigkeit davon getrieben hatten; aber des Nachts kam ihnen ihr Weiberhaus nicht mehr ganz so erfüllt vor. Sie gewöhnten es sich an, früh ins Bett zu gehen und bereits bei Sonnenaufgang wieder aufzustehen, da so der Abend ein wenig kürzer wurde.
Ihre Tage verliefen nach einem Muster der Gemächlichkeit, und nichts deutete darauf hin, daß das heute, zwei Wochen nachdem Jane am Heartache Mountain eingezogen war, irgendwie anders abliefe. Sie versorgte Annie mit Frühstück, erledigte ihren Teil der Hausarbeit und ging zu einem kurzen Spaziergang aus dem Haus. Als sie zurück kam, sang Mariah Carey im Fernsehen ein
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