Bleib nicht zum Frühstück
schwarzer Jeans und ein grünes Strickoberteil, das ihm zum letzten Mal ohne Schmutzflecken an seiner Frau aufgefallen war. Wie Jane stand auch sie vollkommen ungeschminkt da! Ihr ungekämmtes Haar war ungewöhnlich lang, und auch die grauen Strähnen kannte er noch nicht.
Panik wallte in ihm auf; auch sie eine Frau der Berge und nicht mehr seine Mutter!
Inzwischen marschierte Jane ebenfalls zur Veranda hinauf. Ihre nackten Füße steckten in schmutzigen weißen Leinenturnschuhen ohne Schnürsenkel, da diese bei der Gartenarbeit nur behinderten. Während er sie beobachtete, stellte sie sich schweigend neben den anderen Frauen auf.
Von ihr und Lynn flankiert, zielte Annie immer noch mit dem Gewehr auf ihn, und obgleich keine von ihnen so hoch wie er gewachsen war, hatte er das Gefühl, er starre auf drei Amazonen.
Annie hatte sich an diesem Morgen die Augenbrauen so schief gezupft, daß es aussah, als zöge sie sie andauernd boshaft hoch. »Wenn du das Mädchen zurückhaben willst, Calvin, dann mach ihr gefälligst, wie es sich gehört, vorher ordnungsgemäß den Hof.«
»Er will sie gar nicht zurück«, fuhr Jim sie an. »Seht euch mal diesen Artikel an.« Cal mußte die Zeitung herausrücken, und sein Dad wedelte sie durch die Luft.
Jane trat auf die oberste Stufe der Treppe, nahm ihm das Beweisstück ab und beugte sich darüber, um das Traktat zu überfliegen.
Nie zuvor hatte Cal seinen Vater derart erbost erlebt.
»Du kannst stolz auf dich sein«, schnauzte er seine Schwiegertochter an. »Du hast es dir zum Ziel gesetzt, sein Leben zu ruinieren, und gratuliere! Es gelingt dir verdammt gut!«
Jane hatte das Wesentliche des Artikels erfaßt, und nun fuhr ihr Kopf hoch mit Blick auf Cal. Es schnürte ihm die Kehle zu, und so riß er seine Augen von ihr los und wandte sich seinem Vater zu. »Jane hat mit dem Artikel nichts zu tun, Dad.«
»Ihr Name steht unter diesem Dreck! Wann hörst du endlich auf, sie in Schutz zu nehmen?«
»Jane ist vieles, unter anderem stur wie ein Esel und unvernünftig« – er bedachte sie mit einem bösen Blick –, »aber so etwas würde sie niemals tun.«
Offensichtlich überraschte es sie nicht, daß er sie verteidigte, und das freute ihn. Wenigstens hatte sie ein Mindestmaß an Vertrauen zu ihrem Mann bewahrt. Er beobachtete, wie sie die Zeitung an ihre Brust preßte, als könne sie auf diese Weise die Worte des Artikels vor aller Welt verbergen; augenblicklich gelobte er, Jodie Pulanski für den Schmerz bezahlen zu lassen, den sie seiner Frau zufügte.
Da sich der Zorn seines Vaters nicht legen wollte, mußte er ihm wohl oder übel einen Teil der Wahrheit gestehen. Er würde ihm niemals erzählen, wie weit Jane gegangen war – das ging niemanden außer ihn selbst etwas an –, aber er konnte zumindest erklären, weshalb sie seiner Familie derart feindselig gegenübergetreten war.
Instinktiv trat er einen Schritt vor, als sich sein Vater Jane drohend näherte.»Hast du wenigstens regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen, oder warst du zu sehr mit deiner miesen Karriere beschäftigt, um zum Arzt zu gehen?«
Unerschrocken hielt sie dem Toben ihres Schwiegervaters stand. »Ich war bei einer Ärztin namens Vogler.«
Sein Vater nickte, wenn auch widerwillig, mit dem Kopf.
»Sie ist gut. Sieh zu, daß du ihre Anordnungen befolgst.«
Annies Arm begann zu zittern, und Cal konnte sehen, daß das Gewehr allmählich zu schwer für sie wurde. Dann allerdings mußte er zuschauen, wie seine Mutter die Hand ausstreckte und die Waffe übernahm. »Falls eine von uns jemanden erschießt, dann bin ich das, Annie.«
Na, großartig! Offenbar war auch seine Mutter mittlerweile vollkommen übergeschnappt.
»Wenn es euch nichts ausmacht«, sagte er gepreßt, »würde ich gern allein mit meiner Frau sprechen.«
»Das liegt an ihr.« Seine Mutter sah zu Jane hinüber, doch die schüttelte den Kopf. Was ihn wirklich ärgerte!
»Ist jemand zu Hause?«
Das weibliche Triumvirat drehte sich gemeinsam um, und alle strahlten wie die Honigkuchenpferde, als sein Ersatzmann um die Ecke hüpfte, als wäre er hier daheim.
Und er hatte gedacht, schlimmer könnte es nicht mehr kommen…
Kevin sah die Frauen auf der Veranda, die beiden Bonner-Männer im Hof und das Gewehr, blickte Cal mit hochgezogenen Brauen an, nickte Jim höflich zu und gesellte sich dann ohne Skrupel zu dem weiblichen Dreigespann.
»Die Ladies haben mir gesagt, daß ich jederzeit zu einem Brathähnchen eingeladen
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