Bleib nicht zum Frühstück
zurück, also eilt es mir. Nächste Woche um diese Zeit sind wir beide verheiratet. Danach werden wir über meinen Anwalt in Verbindung bleiben und eine Regelung treffen, wann und bei wem von uns beiden sich das Kind aufhält.«
Mit diesen Worten machte er all ihre Träume kaputt.
Was hatte sie nur getan? Wie konnte sie ihr Baby diesem Goliath überlassen, selbst für kurze Zeit?
Aber kampflos gäbe sie nicht auf! Was bildete der sich eigentlich ein? Es war ihr egal, wie viele Millionen Dollar er besaß oder wie teuer eine gerichtliche Auseinandersetzung war – dieses Kind gehörte ihr. Sie würde nicht zulassen, daß er sich einfach in ihr Leben mischte und die Kontrolle übernahm. Dazu hatte er kein Recht…
Doch mit einem Mal meldete sich ihr Gewissen. Naturlich stand das Recht auf seiner Seite. Dank ihrer Verschlagenheit war er der Vater ihres Babys, und ob es ihr nun gefiel oder nicht, hatte er Anspruch auf dieses Geschöpf.
Der Wahrheit würde sie nicht entrinnen. Selbst wenn sie sich einen langen Prozeß gegen ihn leisten könnte, ließe sie es sein. Sie hatte sich in diese Situation hineinmanövriert, indem sie ihre Prinzipien über Bord geworfen und sich eingeredet hatte, daß der Zweck jedes Mittel heiligte – aber wohin hatte sie das gebracht? Sie durfte nicht nur an sich denken. Von nun an galt bei jeder Entscheidung einzig die Frage: Was war das Beste für das Kind?
Sie schnappte sich ihre Unterlagen und wandte sich zur Tür. »Ich verlange Bedenkzeit.«
»Bitte sehr … bis Freitag nachmittag vier Uhr.«
»Dr. Darlington hat es gerade noch rechtzeitig geschafft.«
Brian Delgado, Cals Anwalt, trommelte mit den Fingern auf den vor ihm liegenden Ehevertrag. »Sie kam kurz vor vier und war fürchterlich erregt.«
»Na also!« Selbst eine Woche später hatte Cal seinen Zorn über ihre Heimtücke noch nicht im Zaum. Immer noch sah er sie vor sich, wie sie in diesem grauenhaften dunkelorangefarbenen Kleid, durch zwei Reihen goldener Knöpfe bis zum Hals verschlossen, in dem Klassenzimmer stand. Im ersten Augenblick hätte er sie beinahe nicht erkannt. Ihr Haar hatte sie zu einem praktischen Knoten zusammengezwirbelt, und ihre grünen Augen versteckten sich hinter einer riesigen Brille. Sie wirkte eher wie die Aufsichtsratsvorsitzende eines Unternehmens als eine SVB, wie sie es zu nennen beliebte.
Er stapfte ans Fenster und starrte blind auf den Parkplatz hinab. In zwei Tagen wäre er ein verheirateter Mann.
Verdammter Scheiß. Alles in seinem Inneren rebellierte dagegen, alles außer dem Ehrenkodex, nach dem er erzogen war und der besagte, daß ein Mann selbst für ein ungewolltes Kind stets die Verantwortung übernahm.
Allein beim Gedanken an diese Art von Verwurzelung im Leben vermeinte er, eine Schlinge um den Hals zu spüren. Das Sichniederlassen hatte er erst für die Zeit nach seiner Karriere eingeplant, für die Zeit, wenn er zu alt war, um einen Ball zu erwischen, doch nicht jetzt, seinen besten Jahren! Er würde seine Pflicht gegenüber dem Kind erfüllen, aber Dr. Jane Darlington würde für diese Manipulation ganz schön bezahlen. Er ließ sich von niemandem manipulieren, weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft.
»Ich will sie für diese Sache bestrafen, Brian. Finden Sie soviel wie möglich über sie heraus.«
»Wonach genau suchen Sie?«
»… nach ihrer Achillesferse.«
Delgado war noch jung, aber er hatte die Augen eines Hais, und Cal hielt ihn für diese Aufgabe wie geschaffen.
Der Anwalt arbeitete bereits seit fünf Jahren für Cal. Er war clever, aggressiv und von größter Verschwiegenheit.
Delgado legte in dem Wunsch, seinem wertvollsten Mandanten zu Gefallen zu sein, hin und wieder einen gewissen Übereifer an den Tag – manchmal verließ der Bomber vollkommen ermattet die Kanzlei –, aber Cal nahm an, daß es schlimmere Fehler gab. Bisher hatte er diese brisante Angelegenheit schnell und effizient bearbeitet, und Cal zweifelte keine Sekunde, daß er den Rest ebenso perfekt erledigte.
»Sie wird mir nicht entkommen, Brian. Ich heirate sie, weil ich es muß, aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte. Eines Tages kapiert sie, daß sie an einen Mann geraten ist, der sich zu wehren weiß.«
Immer noch hackte Delgado nachdenklich mit der Spitze seines Kugelschreibers auf die Unterlagen ein. »Sie scheint ein ruhiges Leben zu führen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß allzu viele Leichen in ihrem Keller liegen.«
»Dann finden sie heraus, was ihr wichtig,
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