Bleib nicht zum Frühstück
recht vorteilhaft zur Geltung kam. Als einzigen Schmuck trug sie kleine goldene Knöpfe in den Ohren und den schlichten Ehering, den Cals Anwalt für die Zeremonie gekauft hatte. An ihrem Finger sah er eigenartig aus, und sie tat, als wäre er nicht da.
Während sie ihre Brille geraderückte, dachte sie über Cals allseits bekannte Vorliebe für junge Frauen nach.
Zweifellos wäre er besserer Laune, säße sie in einem Minirock und einem mit Rheinkieseln besetzten BH neben ihm. Sie fragte sich, wie er wohl auf ihr tatsächliches Alter reagieren würde.
Bereits der Blick auf sein kampflustig gerecktes, vierschrötiges Kinn machte sie nervös. Falls dieser Mann jemals einen komplexen Gedanken hegte, so zeigte er es nicht. Im Vergleich zu ihm kam sie sich wie eine gezielt präparierte Klugheitsbombe vor.
»Hier, trink.« Als die Stewardeß weiterging, gab sie ihm ihr Champagnerglas.
»Warum sollte ich?«
»Weil ich schwanger bin und das Zeug nicht trinke.
Oder willst du etwa, daß alle Welt den wahren Grund für unsere überstürzte Heirat erfährt?«
Mit einem bösen Blick in ihre Richtung leerte er das Glas und drückte es ihr wieder in die Hand. »Wahrscheinlich machst du mich jetzt auch noch zum Alkoholiker.«
»Da du dich sowieso meistens, wenn ich dich sehe, einem Drink widmest, dürfte das nicht allzu schwierig sein.«
»Du weißt einen verdammten Dreck über mich.«
»Was für ein reizendes Vokabular. Wirklich treffend, finde ich.«
»Wenigstens klinge ich nicht, als hätte ich ein Wörterbuch verschluckt. Wie lange wirst du brauchen, bis du all diese großen Worte ausgespuckt hast, die du kennst?«
»Ich bin mir nicht sicher. Aber wenn ich langsam genug spreche, verstehst du vielleicht wenigstens ein paar davon.«
Derartige Wortgefechte führten natürlich zu nichts, aber sie waren immer noch besser als sein feindseliges Schweigen, das ihre Nerven strapazierte und sie permanent nach einer Fluchtmöglichkeit suchen ließ. Auch die Tatsache, daß er sich so geflissentlich bemühte, jedem Körperkontakt mit ihr aus dem Weg zu gehen, weckte in ihr den Verdacht auf seine unterschwellige Mordlust. Obwohl er im Recht war und sie deshalb einschüchterte, hatte sie beschlossen, ebenso aggressiv zu sein wie er. Egal, was auch passierte, er durfte nicht dahinterkommen, daß sie sich vor ihm fürchtete.
Ihr emotionaler Aufruhr war nur eine der Veränderungen, die die katastrophalen Ereignisse der letzten paar Tage hervorgerufen hatten. Freitag morgen, zwei Tage nach ihrer Hochzeit, war sie ins College gefahren, wo sie von einer ganzen Armee von Reportern mit Fragen bestürmt und mit Mikrophonen bedrängt worden war. Sie hatte sich durch die Menge gezwängt und war in ihr Büro gerannt, wo Marie sie mit einem beinahe ehrfürchtigen Blick und einem Haufen Nachrichten, unter anderem einer von Cal, empfing.
Sie hatte ihn in seiner Wohnung erreicht, aber er überging ihre Fragen mit einem Knurren und las ihr die Pressemitteilung vor, die sein Anwalt verfaßt hatte. Dort hieß es, sie beide hätten sich vor mehreren Monaten über gemeinsame Freunde kennengelernt und ganz plötzlich den Entschluß gefaßt zu heiraten. Des weiteren wurden ihre akademischen Grade aufgelistet und sein Stolz auf ihre beruflichen Erfolge erwähnt, ein Satz, den er mit einem verächtlichen Schnauben begleitete. Dann wurde gesagt, die nächsten paar Monate brächte das glückliche Paar in Cals Heimatstadt Salvation in North Carolina zu.
Jane war explodiert. »Das ist unmöglich! Ich muß Unterricht erteilen und gehe nirgendwohin.«
Zur Erwiderung donnerte er: »Von heute nachmittag an läßt du dich – wie nennt man das? – vorübergehend beurlauben.«
»Nie und nimmer.«
»Dein College sieht das anders.«
»Wovon redest du?«
»Frag deinen Boß!« Mit diesem Satz hatte er aufgelegt.
Umgehend war sie in das Büro von Dr. William Davenport, dem Leiter der Physikabteilung von Newberry, gestürmt, wo sie hatte feststellen müssen, daß dem College als Dank für seine Flexibilität bezüglich ihres nächsten Trimesterplans eine großzügige Spende zugekommen war.
Voll ohnmächtigen Zorns mußte sie diese Erniedrigung hinnehmen. Mit wenig mehr als einer Unterschrift unter einem Scheck hatte er die Kontrolle über ihr Leben übernommen, ob sie es wollte oder nicht.
Die Stewardeß kam zurück, um die Gläser abzuholen, doch sobald sie verschwunden war, nahm Jane erbittert den Faden wieder auf. »Du hattest kein Recht, dich in meine
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