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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Kleingeld für die Reparaturen erübrigen.
    Als er den Motor abgestellt hatte, kletterte er aus dem Wagen, ging um die Kühlerhaube herum und öffnete die Tür. Diese Höflichkeit überraschte sie, doch dann erinnerte sie sich, daß er beim Einsteigen auf dem Parkplatz des Flughafens genauso verfahren war.
    »Meine Großmutter heißt Annie Glide«, sagte er, während sie aus dem Auto stieg. »Und sie ist neunundsiebzig Jahre alt. Sie hat ein schwaches Herz und ein Emphysem, aber zum Sterben ist sie noch lange nicht bereit. Paß auf die Stufe auf. Verdammt! Eines Tages fällt ihr sicher noch mal die Decke dieser Bruchbude auf den Schädel.«
    »Du könntest es dir doch sicher leisten, ihr einen Umzug zu bezahlen?«
    Er sah sie an, als wäre sie vollkommen übergeschnappt, doch dann trat er an die Tür und klopfte lautstark. »Mach auf, du alte Fledermaus, und sag mir sofort, warum die verdammte Treppe noch nicht repariert worden ist!«
    Jane starrte ihn entgeistert an. Ging er so mit seiner lieben Oma um?
    Die Tür öffnete sich quietschend, und Jane riß die Augen noch weiter auf, als ihr eine Frau mit hängenden Schultern, wasserstoffblondem, wild toupiertem Haar, leuchtendem Lippenstift und einer Zigarette im Mundwinkel entgegenkam. »Hüte deine Zunge, Calvin James Bonner! Ich kann dir immer noch den Hintern versohlen, wenn's nötig ist.
    Vergiß das nicht!«
    »Dazu mußt du mich erst mal erwischen.« Er zog ihr die Zigarette aus dem Mund, warf sie auf den Boden, trat sie aus, und erst dann nahm er die Alte in den Arm.
    Sie stieß ein heiseres, von Pfeiftönen untermaltes Krächzen aus und tätschelte ihm das breite Kreuz. »So wild wie der Teufel und doppelt so schlimm!« An ihm vorbeispähend, blickte sie mit gerunzelter Stirn auf Jane, die auf der obersten Stufe der Treppe stand. »Wer ist das?«
    »Annie, das ist Jane.« Seine Stimme bekam einen stählernen Klang. »Meine Frau. Du erinnerst dich doch bestimmt daran. Ich habe dich angerufen und von ihr erzählt.
    Wir haben letzten Mittwoch geheiratet.«
    »Sieht aus wie eine Stadtmamsell. Und, hast du jemals in deinem Leben ein Eichhörnchen gehäutet, he?«
    »Ich – uh – ich fürchte nein.«
    Mit einem verächtlichen Schnauben wandte sie sich abermals an Cal.»Warum hast du so lange gebraucht, endlich mal wieder deine Oma zu beehren?«
    »Ich hatte Angst, daß du mich beißen würdest, also habe ich erst mal meine Tetanusimpfungen aufgefrischt.«
    Bei dieser Antwort brach sie in hexenhaftes Gekicher aus, das in einem Hustenanfall gipfelte. Cal legte den Arm um sie und führte sie ins Haus zurück, wobei er sie die ganze Zeit über wegen ihres Rauchens schalt.
    Jane vergrub die Hände in den Taschen ihrer Jacke und dachte, daß ihr Leben während der nächsten paar Monate sicher nicht einfach würde, falls es aus weiteren Tests wie der Frage nach dem Häuten von Eichhörnchen bestand.
    Sie war nicht gerade versessen darauf, ebenfalls ins Haus zu gehen, und so überquerte sie die Veranda bis zu der Stelle, an der ein leuchtendbunter Luftsack vom Dach herunterhing. Das Häuschen war an die Seite des Berges geschmiegt und lag, abgesehen von einer Lichtung und einem kleinen Garten, mitten im Wald. Der um die entfernten Gipfel schwebende Nebel verriet ihr, weshalb dieser Teil der Appalachenkette Smokies, also die rauchenden Berge, hieß.
    Es war so still, daß das Rascheln eines vereinzelten Eichhörnchens zwischen den nackten Ästen einer Eiche an ihre Ohren drang. Bis zu diesem Augenblick hatte sie den Lärm selbst in den Vororten der Städte nie so richtig registriert.
    Sie hörte das Knacken eines Zweiges, den Ruf einer Krähe, und atmete den feuchten, kalten Duft des Vorfrühlings ein.
    Seufzend ging sie zurück zur Tür. Sicherlich würde diese Dame jede Zurückhaltung als Zeichen von Schwäche auslegen.
    Also öffnete sie, wenn auch zögerlich, die Tür und trat in ein kleines, vollgestopftes Wohnzimmer, das eine bizarre Kollektion von alten, schrillen Gegenständen und neuen, geschmackvollen Dingen barg. Auf einem dicken, rauch-blauen Teppich standen etliche verschlissene Sessel, jeder mit einem anderen Stoff bezogen. Von verblichenem Brokat bis hin zu fadenscheinigem Samt war alles vorhanden.
    Der vergoldete Kaffeetisch hatte ein notdürftig mit silber-farbenem Klebeband repariertes Bein, und staubrote Quasten hielten die dünnen, spitzenbesetzten Gardinen seitlich der Fenster fest.
    An einer Wand stand eine offensichtlich kostspielige Stereoanlage mit

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