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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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beklemmend. Ihr fiel ein, daß ihre letzte Mahlzeit ein sehr frühes Frühstück gewesen war, und obwohl sie keinen Hunger hatte, bereitete sie sich aus den spärlichen Beständen in der Speisekammer einen Imbiß zu.
    Bei den Eßwaren handelte es sich vornehmlich um Lucky Charms, mit Eischnee gefüllte Schokoladenkuchen, Weißbrot und Mortadella am Stück. Die Sachen entsprachen entweder dem wenig erlesenen Geschmack eines Hinterwäldlers, oder aber sie stellten den Traum eines Neunjährigen dar – doch so oder so reizten sie sie nicht. Sie zog frische und möglichst naturbelassene Lebensmittel vor.
    Schließlich entschied sie sich für ein gegrilltes Sandwich aus styroporartigem Weißbrot und Scheiben gummiartigen, künstlichen Käses, womit sie sich auf die rote Samtbank setzte.
    Als sie ihr Abendessen beendet hatte, sehnte sie sich infolge der Ereignisse des Tages nur noch nach einem Bett, aber ihre Koffer standen nicht mehr im Foyer. Offenbar hatte Cal sie, während sie das Haus erkundete, fortgeschafft. Einen Augenblick lang dachte sie an das grauenhafte Herrenschlafzimmer und fragte sich, ob sie es mit ihm teilen müßte. Doch dann verwarf sie den Gedanken.
    Er vermied aufs peinlichste jegliche Berührung zwischen ihnen, so daß er ihr gegenüber bestimmt nicht sexuell aggressiv würde.
    Dieses Wissen hätte sie beruhigen sollen, doch das tat es nicht. Seine geradezu überwältigende Männlichkeit rief ein ständiges Gefühl der Bedrohung in ihr wach. Sie hoffte nur, daß sie seiner körperlichen Kraft aufgrund ihrer Intelligenz überlegen war.
    Die bunten Lichter des Brunnens im Foyer warfen groteske Schatten an die Wände, als sie auf der Suche nach einem eigenen Schlafzimmer nach oben ging. Beklommen nahm sie Kurs auf den Raum, der an dem gegenüberliegenden Ende des Flures lag.
    Das reizende Kinderzimmer, das sie dort entdeckte, überraschte sie. Mit der schlichten, blau-weiß gestreiften Tapete, dem gemütlichen Schaukelstuhl, dem weißlackierten Tischchen und der passenden Wiege wirkte es richtiggehend heimelig. Über der Wiege hing ein gesticktes Gebet in einem netten Rahmen, und es fiel ihr auf, daß dies der einzige religiöse Gegenstand im Inneren dieser Nobelherberge war. Jemand hatte dieses Zimmer eines Kindes voller Liebe eingerichtet, was nicht G. Dwayne Snopes gewesen sein konnte.
    Sie setzte sich in den hölzernen Schaukelstuhl, der unter dem Fenster mit den zurückgezogenen Vorhängen stand und dachte über ihr eigenes Baby nach. Wie sollte es jemals stark und glücklich werden, wenn es dem beständigen Krieg zwischen seinen Eltern ausgeliefert war? Sie erinnerte sich an das Versprechen, zu dem Annie Glide sie gezwungen hatte, und fragte sich, wie es dazu eigentlich kommen konnte. Die Sache erschien ihr als um so größere Ironie des Schicksals, als er nichts Gleichwertiges versprochen hatte.
    Weshalb nur war sie nicht dem Drängen der Dame geschickt ausgewichen wie er? Doch angesichts des Ehegelöbnisses, das sie erst vor wenigen Tagen geleistet hatte, machte es wohl kaum einen Unterschied, wenn sie dieses zweite Versprechen ebenfalls früher oder später brach.
    Sie lehnte den Kopf an die Lehne des Schaukelstuhls und zermarterte sich das Hirn nach einem Weg, auf dem sich endlich Frieden mit ihm schließen ließe. Irgendwie mußte sie es schaffen, nicht nur wegen Annie, sondern vor allem um des Kindes willen.
    Kurz nach Mitternacht schloß Cal sich im Arbeitszimmer ein und rief Brian Delgado an. Während er darauf wartete, daß sein Anwalt den Hörer abnahm, sah er sich angewidert die gotischen Möbel des Raumes und die Jagdtrophäen an den Wänden an. Bei sportlichen Auseinandersetzungen mit anderen kräftigen Männern war er sicher nicht zimperlich; aber die Hatz auf Tiere verabscheute er, und so beschloß er, die Trophäen abzuhängen, sobald sich die Gelegenheit bot.
    Als sich Brian endlich meldete, kam Cal sofort zum Punkt: »Sind Sie fündig geworden?«
    »Bis jetzt noch nicht. Sie hatten recht. Dr. Darlington scheint keine Leichen in ihrem Keller liegen zu haben, vielleicht, weil sie über so gut wie kein Privatleben verfügt.«
    »Was macht sie denn in ihrer Freizeit?«
    »Sie arbeitet. Etwas anderes gibt es für sie anscheinend nicht.«
    »Irgendwas, was sich in bezug auf ihre Arbeit gegen sie verwenden läßt?«
    »Sie hat Probleme mit ihrem Boß bei den Preeze-Labors, aber der Grund dafür ist wohl vor allem berufliche Eifersucht seinerseits. Die Teilchenphysik scheint, vor allem

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