Bleib nicht zum Frühstück
erschien ihr auf einmal dieser Zeitpunkt ebenso gut wie jeder andere, um ihre Gefangenschaft zu beenden.
Obendrein ermutigte sie seine gute Laune, so daß er die Neuigkeit vielleicht besser ertrug als sonst. »Übrigens, Cal, ich brauche unbedingt einen Wagen. Nichts Aufregendes, bloß damit ich beweglicher bin. An wen muß ich mich da wenden?«
»An niemanden. Wenn du irgendwo hin willst, fahre ich dich.«
Innerhalb von Sekunden hatte sich seine Umgänglichkeit gelegt. Er stand auf und verließ die Küche, da für ihn die Diskussion offenbar beendet war.
Aber so schnell ließ sie sich nicht abfertigen, und so folgte sie ihm durch den höhlenartigen Salon Richtung Arbeitszimmer. »Ich bin es gewohnt, unabhängig zu sein, und brauche meinen eigenen Wagen.« Spitz fügte sie hinzu: »Ich verspreche, daß ich deinen Freunden nicht winken werde, wenn ich durch die Stadt fahre.«
»Kein Wagen, Professor. Basta!« Wieder einmal wandte er sich von ihr ab, doch als er das Arbeitszimmer betrat, ging sie ihm mit zusammengepreßten Lippen nach. Es war einfach lächerlich. Cal schien vergessen zu haben, daß man sich im zwanzigsten Jahrhundert befand. Und daß sie über ihr eigenes Geld verfügte.
Im Türrahmen blieb sie stehen. »Im Gegensatz zu deinen Freundinnen bin ich alt genug für den Führerschein.«
»Allmählich kriegen deine Witze einen Bart.«
»Nur, daß es keine Witze sind, nicht wahr?« Sie sah ihn nachdenklich an. »Bist du sicher, daß es dir einzig darum geht, deine Eltern vor neuem Kummer zu bewahren? Ist es nicht vielmehr so, daß du mich hier einsperrst, weil dir mein Alter und mein anderer Stil vor deinen Freunden peinlich ist?«
»Du redest hier von Sachen, die du nicht verstehst.« Er flegelte sich in den Stuhl, der hinter dem massiven, hölzernen Schreibtisch stand.
Hartnäckig fuhr sie fort: »Ich bin nicht einmal ansatzweise die Frau, die deine Kumpels dir zutrauen, stimmt's?
Ich bin nicht hübsch genug, um deine Frau zu sein, meine Brüste zu klein und meine Jugend futsch! Ganz schön peinlich für den Bomber, denke ich.«
Er kreuzte die Beine und legte die Füße auf den Tisch.
»Wenn du es sagst, wird es wohl so sein.«
»Ich brauche deine Erlaubnis nicht, wenn ich mir einen Wagen kaufen will, Cal. Und ich habe die Absicht, es zu tun, ob es dir nun paßt oder nicht.«
Wieder einmal bedachte er sie mit dem für ihn typischen finsteren Blick. »Den Teufel wirst du tun!«
Da sie inzwischen vollkommen entnervt und nicht in der Stimmung zu einem Stellungskrieg war, wandte sie sich ab.
Morgen würde sie tun, was sie wollte. Sollte er doch sehen, was sich dagegen unternehmen ließ. »Für den Augenblick habe ich wirklich genug von dir. Gute Nacht!«
»Wag es ja nicht, einfach abzuhauen!« Er bewegte sich so behende, daß sie ihn nicht kommen sah, und ehe sie über der Schwelle war, hatte er ihr bereits den Weg versperrt.
»Hast du mich gehört?«
Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn zornig an. »Mein lieber Freund, ich rate dir, geh mir aus dem Weg!«
Spannungsgeladene Sekunden tickten vorüber. Er runzelte die Stirn und preßte die Lippen zusammen, doch gleichzeitig entdeckte sie so etwas wie freudige Erwartung in seinem Blick, als habe er es auf einen Streit mit ihr geradezu abgesehen. Sie war es gewohnt, daß Leute Konflikten aus dem Weg gingen, aber Cal schien Spaß daran zu haben – und zu ihrer Überraschung merkte sie, daß sie ähnlich empfand.
Ehe sie allerdings Gelegenheit zu weiteren Beleidigungen bekam, fiel sein Blick auf ihr Nachthemd, und mit einem Mal grinste er. »Ganz schön kindisch, finde ich.«
Sie hatte sich schon viele wenig schmeichelhafte Dinge gefallen lassen müssen, aber daß ihre Forderung nach Selbständigkeit kindisch sein sollte, war einfach lächerlich.
»Was hast du gesagt?«
»Dein Nachthemd.« Er streckte den Arm aus und strich mit einer Fingerspitze über die mit der Comicfigur verzierte Tasche auf ihrer Brust. »Goofy, stimmt's?«
»Ach so!« Ihr Ärger legte sich.
Lächelnd zog er mit seinem Fingernagel die Umrisse des Zeichentrickhelden nach. Die Haut ihrer Brust straffte sich und ihr Nippel wurde hart. Sie haßte es, daß sie derart auf seine deutlich kalkulierte Geste reagierte. Kein Wunder, daß er so überzeugt von sich war. Wahrscheinlich erregte sogar ein schlafender Bomber die Frauen noch.
»Ich hoffe nur, daß dir das etwas bringt – denn mich läßt es ziemlich kalt.«
»Ach ja?« Er blickte auf ihr Nachthemd,
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