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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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wie alles andere in ihrem gemeinsamen Leben genoß.
    »Tja, uh … na gut!«
    Immer noch hatte sie strahlend gelächelt, als er auf sie zuging. Er erinnerte sich noch genau daran, daß ihr hellbraunes Haar mit einem blauen Gummiband zu einem Pferdeschwanz gebunden gewesen war und daß sie auf der Schulter seines alten karierten Hemdes eine nasse Stelle gehabt hatte, offenbar ein Nuckelfleck von Cal.
    »Ich möchte gerne Chocolate Chips.«
    Sie hatte den Kopf fragend auf die Seite gelegt – Wann wirst du es ihnen endlich sagen, du Idiot? —, aber sie blieb bei ihrem Lächeln, amüsierte sich immer noch über die Situation.
    »Chocolate Chips«, hatte er wiederholt.
    Ihr Vertrauen in sein Ehrgefühl war grenzenlos gewesen, und so hatte sie zuversichtlich lächelnd abgewartet, während er nach einem Vierteldollar suchte.
    Erst in dem Augenblick, als er ihr die Münze aushändigte, hatte sie begriffen, daß er sie verleugnete. Es war, als hätte jemand in ihrem Inneren ein Licht gelöscht, ihr Lachen und ihre Fröhlichkeit, ihr Vertrauen in ihn, in ihren Mann! Schmerz und Verwunderung umwölkten ihre Stirn.
    Einen Augenblick lang hatte sie ihn wortlos angestarrt, doch dann nahm sie die Kekse aus dem Buggy und überreichte sie ihm mit zitternder Hand.
    Er hatte ihr den Vierteldollar überlassen, einen von Vieren, die sie ihm gegeben hatte, ehe er am Morgen zu Hause aufgebrochen war. Er hatte ihn ihr zugesteckt, als wäre sie so etwas wie eine Bettlerin am Straßenrand; dann hatte er sich abgewandt und über irgendeinen Scherz der anderen Jungen gelacht. Er hatte sie nicht mehr angesehen, sondern war davongegangen, während ihm die Kekse in der Hand brannten wie glühendes Metall.
    Das Ganze war inzwischen mehr als dreißig Jahre her, aber heute noch durchfuhr es ihn heiß bei der Erinnerung.
    Er stellte seinen Kaffee auf den Tisch und sah sie an. »Mein Benehmen war unmöglich. Ich habe es nie vergessen, mir nie verziehen, und es tut mir heute noch leid.«
    »Entschuldigung angenommen.« Sie drehte den Wasserhahn auf, da das Thema für sie beendet war. Als sie das Wasser wieder abstellte, fragte sie: »Warum hat Cal sie bloß geheiratet? Warum konnten sie nicht erst mal zusammenleben, bis er sie durchschaut?«
    Aber im Augenblick ging es ihm weder um Cal noch um dessen Schreckschraube.
    »Du hättest mir ins Gesicht spucken sollen.«
    »Hätten wir Jane doch bloß vor der Hochzeit kennengelernt.«
    Es verdroß ihn, daß sie sich weigerte, auf sein damaliges Fehlverhalten einzugehen, vor allem, da es für sie sicher alles andere als vergessen war. »Ich möchte dich wiederhaben, Lynn.«
    »Vielleicht hätten wir ihn dazu bewegen können, es sich noch einmal zu überlegen.«
    »Hör auf! Ich will nicht über die beiden reden! Es geht um uns, und ich will dich zurück.«
    Endlich drehte sie sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem Blick aus ihren himmelblauen Augen, der ihm nicht einmal ansatzweise verriet, was sie empfand. »Ich bin nie fortgegangen.«
    »Aber ich will dich wieder so, wie du früher warst.«
    »Du scheinst heute abend ziemlich schlecht gelaunt zu sein.«
    Unvergessene Tränen schnürten ihm die Kehle zu, trotzdem wiederholte er beharrlich: »Ich will, daß es wieder so ist wie am Anfang. Du sollst wieder ungebildet und lustig sein, die Hauswirtin nachmachen und mich aufziehen wegen meiner Pedanterie. Ich will wieder Löwenzahn auf dem Tisch und Pökelfleisch und Bohnen. Du sollst wieder so heftig kichern, daß du dir in die Hosen machst, und wenn ich zur Tür reinkomme, will ich, daß du dich mir wie früher in die Arme wirfst.«
    Besorgt runzelte sie die Stirn, trat vor ihn hin und legte ihm, wie sie es seit beinahe vierzig Jahren tat, tröstend die Hand auf den Arm. »Wir können das Rad nicht wieder zurückdrehen, Jim. Und ich kann dir auch nicht Jamie und Cherry zurückgeben oder das Leben, wie es früher einmal war.«
    »Das weiß ich, verdammt noch mal!« Er schüttelte sie ab, denn ihr Mitleid und ihre erdrückende, endlose Freundlichkeit ertrug er nicht.»Es geht nicht um die beiden. Das, was passiert ist, hat mir deutlich gemacht, daß mir unser Leben, so wie es ist, und wie du dich verändert hast, nicht gefällt.«
    »Du hast einen anstrengenden Tag gehabt. Ich massiere dir gern den Rücken, wenn du willst.«
    Wie immer fühlte er sich angesichts ihrer Freundlichkeit schuldig, unwürdig und gemein. Diese Gemeinheit trieb ihn in letzter Zeit dazu, ihr so lange weh zu tun, bis endlich die eisige

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