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Bleib nicht zum Frühstück

Bleib nicht zum Frühstück

Titel: Bleib nicht zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Reserviertheit bräche, hinter der sich das in der Seele getroffene Mädchen verbarg.
    Vielleicht würde sie ja weich, wenn er ihr einen Beweis dafür erbrachte, daß er nicht so schlimm war, wie er sich selbst empfand. »Ich habe dich nie betrogen.«
    »Das freut mich.«
    Offensichtlich reichte es nicht, daß er ihr nur den Teil der Wahrheit sagte, der ihn in einem positiven Licht erscheinen ließ. »Ich hätte durchaus Gelegenheiten dazu gehabt, aber ich habe es nie getan. Einmal bin ich bis vor die Moteltür mitgegangen …«
    »Das will ich nicht hören.«
    »Aber dann habe ich kehrtgemacht. Himmel, zu dieser Leistung beglückwünschte ich mich mindestens eine Woche lang. Was war ich doch für ein eingebildeter, selbstgerechter Pfau!«
    »Was auch immer du dir mit diesem Gerede antun willst, hör bitte sofort auf damit.«
    »Ich möchte noch mal von vorne anfangen. Der Urlaub hätte uns dazu Gelegenheit bieten können … aber da haben wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Warum beginnen wir nicht einfach wieder von vorne?«
    »Weil du es heutzutage ebenso hassen würdest wie damals.«
    Sie war unerreichbar wie ein fremder Stern, aber er sehnte sich so sehr nach ihrer Nähe. »Ich habe dich immer geliebt, das weißt du, nicht wahr? Selbst als ich mich von meinen Eltern zur Scheidung überreden ließ, blieb meine Liebe bestehen.«
    »Es ist nicht mehr wichtig, Jim. Nach Cal kamen noch Gabe und Ethan, so daß schließlich von Scheidung nicht mehr die Rede war, und außerdem ist alles so furchtbar lange her. Warum in der Vergangenheit wühlen? Wir haben drei wunderbare Söhne und ein bequemes Leben.«
    »Ich will kein bequemes Leben!« Seine Trauer verwandelte sich in Zorn. »Verdammt! Verstehst du denn überhaupt nichts? Das darf doch nicht wahr sein!« Während all der Jahre ihres Zusammenlebens war er nicht ein einziges Mal gewalttätig geworden, aber nun packte er ihre Arme und schüttelte sie. »Ich halte es nicht mehr aus! Werde wieder so, wie du früher warst!«
    »Hör auf!« Sie vergrub ihre Finger in seinem Oberarm.
    »Hör auf! Was ist nur los mit dir?«
    Er sah die Wildheit in ihrem Blick und fuhr entsetzt zurück.
    Ihre eisige Reserviertheit war geschmolzen, doch nun entdeckte er zum ersten Mal, seit er sie kannte, Zorn an ihr.
    »Du quälst mich bereits seit Monaten!« schrie sie ihn an.
    »Vor meinen eigenen Söhnen stellst du mich bloß, hackst pausenlos auf mir herum! Ich habe dir alles gegeben, aber es ist immer noch nicht genug. Jetzt reicht es mir! Ich verlasse dich! Es ist endgültig Schluß!« Sie rannte aus der Küche, und in seinem Inneren wallte Panik auf.
    Instinktiv folgte er ihr, doch dann stoppte er abrupt ab.
    Was würde er tun, hätte er sie erst einmal eingeholt?
    Würde er sie nochmals schütteln? Großer Gott. Was, wenn er tatsächlich zu weit gegangen war?
    Er atmete tief durch. Sie war immer noch seine Amber Lynn, süß und sanft wie ein Sommernachmittag. Niemals würde sie ihn verlassen – was auch geschah. Sie brauchte einfach Zeit, um sich zu beruhigen, dann käme sie zu ihm zurück.
    Als er hörte, wie ihr Wagen die Einfahrt hinunterfuhr, wiederholte er sich diese Sätze ein ums andere Mal.
    Amber würde ihn nicht verlassen. Das könnte sie einfach nicht.
    Lynns Kehle war wie zugeschnürt, so daß sie nur mit Mühe Luft bekam, während sie die schmale, gewundene Straße hinunterschoß. Dieser Teil des Highways war gefährlich, aber sie hatte ihn im Laufe der Jahre so häufig benutzt, daß sie das Tempo des Wagens trotz ihrer tränenverhangenen Augen nicht drosselte. Sie wußte, was er von ihr wollte. Er wollte, daß sie sich abermals die Venen öffnete und aus Liebe zu ihm blutete, wie es früher einmal geschehen war.
    Aus einer Liebe heraus, die er nie erwidern konnte.
    Zitternd atmete sie ein und erinnerte sich daran, daß sie ihre Lektion bereits gelernt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, eine naive, unwissende Sechzehnjährige: diese hegte die felsenfeste Überzeugung, daß sich allein durch ihre Liebe die enorme Kluft zwischen ihnen beiden überwinden ließ. Aber ihr naiver Glaube hatte sich bald gelegt.
    Zwei Wochen, nachdem sie ihm die Schwangerschaft mit Gabe eröffnete, hatte er ihre unschuldige Kindlichkeit ein für alle Mal zerstört.
    Sie hätte es kommen sehen sollen, aber ihre Liebe war blind. Als sie ihm erzählte, daß sie wieder schwanger war, tanzte sie vor Freude, obgleich sie mit dem einjährigen Cal und ihrem kümmerlichen Leben bereits genug

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