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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Pflaster fallen ließ. Er wich wortlos zurück unter dem zornfunkelnden Blick aus ebenholzschwarzen Augen, und seine Kumpane, die die Bedrohung spürten, die von diesem Neuankömmling ausging, verschwanden eiligst.
    Der Wachmann rappelte sich mühsam auf, hob seine Laterne auf, zog seinen Mantel glatt und rückte die Perücke zurecht, die ihm schief über ein Auge gerutscht war. Er knurrte etwas davon, daß er diese jungen Rüpel vor den Richter bringen würde, doch die Bande war längst verschwunden, und man konnte sie bald aus sicherer Entfernung lästern und schimpfen hören.
    »Rabauken«, stellte Marcus angewidert fest, während er Glassplitter mit seiner glänzenden Stiefelspitze beiseite schob. »Zuviel Geld und Zeit und nicht genügend sinnvolle Beschäftigung. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wir hätten Napoleon nicht besiegt. Ein paar Jahre in der Armee würden diesen jungen Nichtsnutzen nur guttun.« Der Wachmann stimmte ihm zu, allerdings ziemlich nervös. Sein Retter schien in einer ebenso gefährlichen Stimmung zu sein wie seine Peiniger, nach diesen einschüchternden Augen zu urteilen und der heftigen Art, wie er seinen Stock auf ihre Schultern hatte niedersausen lassen. Der Wachmann deutete eine Verbeugung an, murmelte seinen Dank und begab sich wieder auf seine Runde, die Laterne schwingend.
    Der Zusammenstoß hatte nichts getan, um die hellen Flammen seiner Wut zu dämpfen, als Marcus die Treppe zur Villa der Herons in der Curzon Street hinaufschritt. Licht ergoß sich aus den Fenstern, Stimmen und heitere Klänge von Tanzmusik empfingen ihn beim Betreten der Eingangshalle. Marcus wies den Butler an, Lady Carringtons Kutsche vorfahren zu lassen, und eilte dann die Treppe hinauf.
    Seine Gastgeberin kam auf ihn mit strahlendem Lächeln zugetänzelt, und Marcus zwang sich, sie mit gebührender Höflichkeit zu begrüßen, aber für Amanda Heron stand eindeutig fest, daß der höchst ehrenwerte Marquis von Carrington mit seinen Gedanken anderswo war... und es waren keine sehr erfreulichen Gedanken, nach dem Ausdruck seiner Augen zu urteilen. Amanda Heron war direkt erleichtert, als er sich entschuldigte und geradewegs auf das Kartenzimmer zustrebte, während er im Vorbeigehen rasch einen Blick in das Wohnzimmer warf, wo man den Teppich aufgerollt hatte und immer noch einige Paare zu den Klängen des Pianoforte tanzten.
    Judith tanzte nicht. Sie war auch nicht im Hauptkartenzimmer. Wahrscheinlich sind ihr bei dieser faden Angelegenheit die Wetteinsätze nicht hoch genug, dachte Marcus grimmig und begab sich in einen anderen, kleineren Salon.
    Er hörte Judiths lachende Stimme, als er durch den Türbogen trat. »Schande über dich, Sally, du hast es verpatzt. Wie konntest du dieses Spiel nur verlieren?«
    »Oh, es ist schon so spät«, protestierte Sally. »Und ich habe nun mal nicht deine Konzentrationsfähigkeit.«
    Die Fähigkeit, die nötig ist, um eine betrügerische Maskerade beizubehalten. Marcus hielt sich eine Weile im Schatten einer schweren Samtportiere verborgen. Zehn Leute saßen in entspannter Runde um den Lootisch. Sie spielten um niedrige Einsätze, die Geldstrafe war auf zehn Shilling festgelegt; Judith hatte jedoch einen beträchtlichen Berg von Shillings neben sich, und Marcus beobachtete, wie ein Mann auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Judith einen Haufen Münzen hinschob.
    »Sie gewinnen schon wieder, Lady Carrington.«
    »Was für eine Überraschung«, murmelte Marcus zynisch und eilte an den Tisch.
    Judith fühlte einen freudigen Stich beim Klang seiner Stimme; der bissige Ton war ihr gar nicht aufgefallen. Sie drehte sich lächelnd zu ihm um, als er neben sie trat. Ihr Lächeln verblaßte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah und ein Prickeln drohender Vorahnungen zwischen ihren Schulterblättern hinaufkroch. »Oh, Marcus, ich habe dich nicht erwartet.«
    »Ist dies nicht ein ziemlich fader Sport für dich, meine Liebe?« fragte er mit einer Geste auf die Karten und die kleinen Münzen. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, und die Wut, die er kaum zügeln konnte, flammte in seinen Augen auf.
    Zwei rote Flecken brannten auf ihren Wangen, und ihre Kopfhaut zog sich zusammen, als ihre Befürchtungen sich bestätigten. Sie merkte, wie die anderen Mitspieler unbehaglich auf ihren Stühlen herumrutschten, sah die verwunderten Blicke, die Lord Carrington trafen. »Ich habe Partyspiele schon immer gemocht«, erklärte sie in dem verzweifelten Versuch, die Situation zu

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