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Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Du bist eine begabte Schauspielerin«, sagte er. »Und ich habe dich einmal zu oft spielen sehen. Und was für ein erstaunlich glücklicher Zufall für dich, daß Francis und die anderen genau im richtigen Moment auftauchten! Es hat die Falle perfekt zuschnappen lassen, nicht?«
    »Nein«, flüsterte Judith wieder. »Nein, so war es nicht.« Aber ihr Herz war bleischwer, und Tränen des Schmerzes und der Verwirrung stiegen in ihr auf. Und plötzlich war ihr Kampfgeist erloschen. Sie gab sich geschlagen und senkte mutlos den Kopf.
    »Und jetzt wirst du mir aufmerksam zuhören«, fuhr Marcus fort. Er sprach jedes Wort mit überdeutlicher Betonung aus, um seinem Zorn Zügel anzulegen und seiner Rede gleichzeitig mehr Nachdruck zu verleihen. »Da du -auf Gedeih oder Verderb - nun mal meine Frau bist, wirst du jetzt anfangen, dich auch wie meine Frau zu benehmen. Ich kann dir nicht trauen, deshalb werde ich die Verantwortung übernehmen und deine Fehler eigenhändig beheben.
    Von diesem Augenblick an wirst du außerhalb des Hauses nur noch Whist oder Loo spielen. Von jetzt an werde ich dich beobachten und jeden deiner Schritte überwachen.« Er begann, an seinen Fingern abzuzählen. »Du wirst keine Verabredung ohne meine ausdrückliche Erlaubnis annehmen, und du wirst ein Kartenzimmer nur in meiner Begleitung betreten. Und wenn ich dich jemals an einem anderen Tisch außer einem Lootisch oder einen Whisttisch sitzen sehen sollte, dann werde ich dich unverzüglich zum Gehen zwingen, egal, wie demütigend das für dich sein dürfte. Hast du mich verstanden?«
    »O ja«, erwiderte Judith leise. Er würde ein Gefängnis aus ihrer Ehe machen und sich selbst zu ihrem Gefangenenwärter.
    »Des weiteren«, fuhr er kalt fort, »wirst du mich um Erlaubnis bitten, bevor du irgend etwas kaufst. Ich möchte darüber informiert sein, was du kaufen willst, wozu es nötig ist und was es kostet. Danach entscheide ich dann, ob du den Kauf tätigen darfst oder nicht. Du wirst mich niemals wieder ausnutzen, Judith.« Trostlosigkeit lag jetzt in seiner Stimme, und er kehrte Judith den Rücken zu, als er an das hohe Verandafenster trat, den Vorhang beiseite zog und in die sternenlose Nacht hinausstarrte.
    Er hörte die Tür leise ins Schloß fallen und wußte, daß Judith gegangen war. In Gedanken hörte er wieder seine eigene Stimme, die harten, strafenden Äußerungen, den Kummer über den Betrug, der sich hinter der kalten Wut verbarg. Sie mußten sich damit abfinden, ein ganzes Leben lang zusammenzusein... ein Leben der Qual für sie beide. Und jetzt wünschte er sich so sehnlichst, wie er sich noch nie zuvor etwas gewünscht hatte, daß er Judith nie begegnet wäre. Denn sie zu kennen, würde von jetzt an nur noch intensiveren Schmerz für ihn bedeuten. Er hatte begonnen, sie zu lieben, aber er hatte ein Trugbild geliebt.
    Marcus füllte sein Cognacglas nach und stürzte die goldgelbe Flüssigkeit auf einen Zug hinunter, dann ging er in sein Schlafzimmer hinauf. Ein schläfriger Cheveley sprang von einem Stuhl neben dem Feuer auf. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Abend, Mylord.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen schlimmeren erlebt zu haben«, erwiderte Marcus erschöpft. Der Kammerdiener hielt daraufhin den Mund und widmete sich ausschließlich der Aufgabe, Seine Lordschaft zu Bett zu bringen.
    Im Zimmer nebenan saß Judith wartend auf ihrem Bett. Sie hatte Millie gleich nach ihrem Eintreten hinausgeschickt und die Tür hinter der Kammerzofe abgeschlossen, bevor sie den Schlüssel in der Verbindungstür herumgedreht hatte. Jetzt saß sie da und lauschte auf das gedämpfte Rascheln und die Schritte von nebenan, wartete, bis sie Cheveley Seiner Lordschaft eine gute Nacht wünschen und die Tür hinter sich schließen hörte.
    Judith krümmte sich, von Menstruationsschmerzen geplagt und unter dem Stachel der Verzweiflung, der tief in ihrer Seele steckte. Hier gab es keine Zukunft für sie. Das Leben, das Marcus gerade verordnet hatte, würde für sie beide unerträglich sein.
    Der mattgelbe Schimmer unter der Verbindungstür verschwand, als Marcus die Kerze auf seinem Nachttisch löschte. Judith erhob sich und streckte ihren schmerzenden Körper mit einem leisen Stöhnen. Sie schlüpfte aus ihrem Abendkleid und zog ein Reitkostüm an, während sie auf Zehenspitzen im Zimmer umherging, Schubladen und Schränke mit übertriebener Behutsamkeit öffnete. In einen kleinen Koffer packte sie ihre Haarbürsten, Nachthemden,

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