Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleib ungezaehmt mein Herz

Titel: Bleib ungezaehmt mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
nicht etwa so, als wollte Judith nicht gefunden werden!
    Sie unterdrückte ein Kichern. Marcus hatte sich bemerkenswert empfänglich für ihre Schwäche für Kinderspiele gezeigt. Wenn sie ihn nicht mit ungeheuer provozierenden Bemerkungen reizte, die immer die gewünschten Ergebnisse brachten, forderte sie ihn zu Pferderennen durch die Wiesen heraus oder wettete mit ihm, welcher Regentropfen zuerst den unteren Rand der Scheibe erreichte, warf Äste von der Brücke in den Fluß hinein und eilte dann ans andere Ufer, um zu sehen, welcher als erster angespült wurde. Sie taten nichts, ohne vorher Wetten abzuschließen, und als Gewinn lockte niemals Geld. Tatsächlich versuchten sie, sich gegenseitig mit den phantasievollsten und verführerischsten Wetteinsätzen zu übertrumpfen.
    Den Nachmittag hatten sie mit Schlittschuhlaufen auf dem gefrorenen Pferdeteich verbracht, in einem Wettstreit, wer die geschicktesten Figuren auf dem Eis drehen konnte. Da Judith keine ebenbürtige Gegnerin für Marcus war, der seit seiner frühen Kindheit jeden Winter auf dem Teich Schlittschuh gelaufen war, verbrachte sie einen großen Teil des Nachmittags auf ihrer Kehrseite. Marcus hatte das Beste aus den verbleibenden blauen Flecken gemacht.
    Während Judith sich in ihrem Winkel des Wintergartens verbarg, die Ohren gespitzt auf jedes noch so kleine Geräusch, rief sie sich das Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper in Erinnerung, als er sie liebevoll massiert und Salbe auf den blauen Flecken verrieben hatte, die er angeblich überall bei ihr entdeckte...
    Die Tür quietschte leise, und ein Lichtstrahl zerschnitt die Dunkelheit, verschwand jedoch so schnell wieder, daß Judith fast glaubte, sie hätte ihn sich nur eingebildet. Aber sie hörte ein schwaches Klicken, als die Tür wieder geschlossen wurde. Dann herrschte Stille, doch sie wußte, daß Marcus im Wintergarten war. Sie konnte seine Gegenwart spüren, so wie sie wußte, daß er ihre fühlen konnte. Auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem wich Judith hinter einen Zierkübel mit Orangenbäumen zurück, kauerte sich in die Dunkelheit und verschränkte die Arme um den Körper, als könnte sie sich dadurch unsichtbar machen. Ihr Herz hämmerte ihr in den Ohren, als sie darauf wartete, entdeckt zu werden, so ängstlich, als würde sie tatsächlich von einem Räuber verfolgt.
    Marcus stand neben einem Lorbeerbaum, seine Augen an die Dunkelheit gewöhnend, und versuchte zu erahnen, wo Judith sich versteckt hatte. Der Wintergarten war ein großer, quadratischer Raum, der an das Haus angebaut worden war, und Marcus wußte, seine Beute konnte ihm entwischen, wenn er in die falsche Richtung ging. Sie könnte unbemerkt hinter seinem Rücken zur Tür schleichen und sich dann in dem großen Haus ein neues Versteck suchen. Aber Marcus war des Suchens allmählich überdrüssig; er hatte etwas anderes im Sinn und konnte es kaum erwarten, anzufangen. Die verführerische Rundung von Judiths Hintern schien in seine Handflächen eingeprägt, und in seinen Lenden begann es zu pulsieren beim Gedanken an eine weitere Massagestunde, eine etwas ausgedehntere - eine, die bis zum Morgengrauen dauern konnte, wenn es nach ihm
    ging.
    Marcus hörte ein kratzendes Geräusch, so leise, daß es eine Maus hätte sein können. Er blieb unbeweglich stehen und lauschte. Es war aus der entgegengesetzten Ecke gekommen, und er starrte angestrengt in die Finsternis, um eine Bewegung in den Schatten auszumachen, die keine Täuschung des Mondlichts wäre. Stille breitete sich aus, dann rollten Kieselsteinchen über die Pflasterung, aus derselben Richtung, aus der auch das Scharren gekommen war. Marcus grinste vor sich hin. Offensichtlich war auch Judith voller Ungeduld, das Spiel zu beenden.
    Schweigend zog er seine Schuhe aus und schlich dann auf Zehenspitzen auf die Ecke zu, in der Hoffnung, Judith trotz ihrer Hinweise zu überraschen. Er glaubte, eine dunklere Masse im Schatten eines Orangenbaums zu erkennen, und wich zur Seite aus, um sich dem Baum von der Rückseite zu nähern.
    Judith kauerte sich in ihrem Versteck zusammen und horchte auf das Geräusch von Schritten. Ganz sicher hatte Marcus ihre Hinweise aufgegriffen. Aber sie hörte keinen Laut.
    »Hab ich dich!«
    Judith schrie in ehrlichem Entsetzen auf, so sehr hatte sie der Jubelruf erschreckt. Marcus lachte. Er beugte sich vor, faßte sie um die Taille und zog sie auf die Füße.
    »Ich glaube, du hast verloren.«
    Judith ließ sich gegen ihn sinken; ihre

Weitere Kostenlose Bücher