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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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fettig gewesen, dass es Dir schlecht geworden ist? Was ich von zu Hause gern gehabt hätte, konnte mir Heinz doch nicht mitbringen und zwar meine Zither. Sollte ich im Februar doch noch Zivilkleidung nötig haben, dann werde ich mir die schon zu besorgen wissen. Heinz gefällt mir gut, obwohl wir zu verschiedene Interessen haben. Nur schade, dass wir nicht im Familienkreise unsere Bekanntschaft machen konnten. Hat er Dir nun alles genau erzählt, warum ich über das Fest nicht kommen konnte und so weiter? Für Deine Neujahrswünsche, kleine Frau, danke ich Dir vielmals. Ich weiss, dass sie in Erfüllung gehen und lange Zeit ist es bis zum Februar nicht mehr und trotzdem zähle ich die Tage bis dahin.
    Heute habe ich einen anstrengenden Tag hinter mir, sodass ich reichlich müde bin und anschliessend gleich in die Falle gehe. Früh um 8 Uhr bin ich mit dem Fahrer mit einem Drei-Tonner losgefahren, aber schon nach zehn Kilometern mussten wir umkehren, da wir einen kaputten Wagen hatten. ½ 10 Uhr mit einem Eintonner wieder los. In Linsburg, fünf Kilometer von hier, beim Förster zehn Sack Holz geladen. ½ 12 Uhr waren wir in Hannover, zuerst Holz abgeladen, dann nach einem Kriegsgefangenenlager nach Bemerode, dort Gepäck für einen Offizier abgeholt. Dann vier Kisten und einen Gasherd geladen; diese sollten nach Nienburg zurück. ½ 6 Uhr waren wir glücklich wieder hier. Der Erfolg war nicht schlecht. M 20.–, zwei türkische und drei englische Zigaretten. Letztere sind allerdings alle fünf auf der Fahrt alle geworden. Am Sonntag gehe ich wieder Holz hacken und Dienstag geht die Sägerei wieder los. Nebenbei, ein Sechspfundbrot habe ich auch noch mitgebracht, wenn man das Dir nur zukommen lassen könnte. Jetzt will ich aber Schluss machen, mir fallen bald die Augen zu. Grüss Mutter von mir und auf den Brief freue ich mich schon.
    Dir und Heidi für heute viele liebe Grüsse und Küsse
    von Deinem Dichliebenden Hans.
    Viele Grüsse an alle.
     
     
     
    Nr. 8Montag, den 7. Januar 46
    Mein lieber alter Strolch!
    Am Sonnabend Nachmittag bekam ich Deinen lieben Brief Nummer 5 vom 19.12. und heute den vom 26.12. Für beide danke ich Dir wieder herzlich. Besonders auch für das heutige Stäbchen mit. Der Reihe nach will ich nun beantworten, was zu beantworten ist. Der erste Brief vom 19.12. war rundherum zugeklebt, da er geöffnet worden war, ebenso Mutters Brief. Das war aber der erste Brief, der geöffnet worden war. Ich hoffe nun, daß Du inzwischen alle meine Briefe erhalten hast, leider habe ich sie vergessen zu nummerieren, aber meiner Ansicht nach muß das ungefähr der achte Brief sein. Ist denn Heinz nun inzwischen dort gelandet? Und bist Du da wenigstens zu Deinem Brief und Kleinigkeiten gekommen? Mit Deiner letzten Fahrt zu Heinz hast Du ja wirklich Pech gehabt, und ist die Bahnfahrerei jetzt wirklich kein Genuß. Mit der Straßenbahn hier ist es jetzt das Gleiche. Warum machst Du Dich immer so klein mit Deinen Weihnachtsgaben? Du glaubst gar nicht, was für eine große Freude Du uns mit Deinen Gaben gemacht hast. Ich habe gestern unsere Büchse Corned Beef aufgemacht, und essen wir sie abends zum Brot. Mutter will ihre am Sonntag aufmachen. Es schmeckt ganz prima. Briefumschläge und auch zwei Federn hatte ich Dir schon mal in zwei verschiedenen Briefen beigelegt. Hast Du diese nicht bekommen? Heinz hat ja nun auch Umschläge und Papier von Erich Seidel mitgebracht und ich schätze, daß Du auch den Füller von Papa gut gebrauchen kannst. Kleiner Mann, was arbeitest Du nur zusammen. So sehr ich das lobenswert finde, aber nötig ist das nicht. Ruhe Dich lieber aus und schone Dich, ich komme in der nächsten Zeit wirklich hin mit meinem Geld. ‘Operette’ hatte auch mir seinerzeit sehr gut gefallen. Hier sehe ich mir jetzt immer mal wieder einen alten Film an, denn neue Filme sind bis auf Russenfilme sehr rar. Weißt Du, daß Du diese Sachen von Frau Otto abgelehnt hast, kann ich sehr gut verstehen, und gehört schon eine abgebrühtere Natur als die Deinige dazu dies anzugeben. Wie weit sind denn Deine Hausschuhe nun fortgeschritten? Fertig? Ich habe auch fürs Heidikind welche gemacht, und ist es eine ganz schöne Arbeit. Wie wir Silvester verlebt haben, hatte ich Dir schon geschrieben. Hoffentlich bist auch Du ohne allzu großen Moralischen ins Neue Jahr gekommen, denn das Jahr 1946 muß besser werden, denn noch schlechter als das alte kann es nicht werden. Das Heidikind ist ja auch mit wenig Mitteln

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