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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Puppenküche veranstaltet? Ansonsten war ich froh, als die Feiertage vorbei waren, doch darüber hab ich Dir ja schon ausführlich geschrieben. Du hast recht, kleine Frau, wir wollen Optimisten sein und ich glaube auch, wir können es sein; es muss und wird nun nach und nach besser werden und im Februar sehen wir uns bestimmt wieder und bis dahin zähle ich die Tage, das kannst Du mir glauben. Hat es denn bei Euch nun doch eine kleine Sonderzuteilung gegeben oder hast Du Dich mit Deinen gesparten Schätzen begnügen müssen? Für Heidi habt Ihr ja wirklich in Bezug auf Geschenke gesorgt. Als ich las, dass Du Dich auch an der Kocherei beteiligst, musste ich wieder mal an meine Eisenbahn denken, lebt die denn noch? Warst Du nun doch zur Christmette und war es wieder schön? Hier war ja auch welche, aber ich hatte keine Lust dazu, wie überhaupt mir diesmal jede Stimmung fehlte. Am Sonntag war ich bei dem Schweden, er ist aber übers Fest und bis acht Tage nach Neujahr in Stockholm. Ich bin ja gespannt, ob er den Brief an Maja weitergeleitet hat. Dann war ich paar Stunden bei der Familie Preise, dem Bäcker, und hab ich mich gut unterhalten. Mittwoch bis Freitag haben wir in strömendem Regen ein schweres Gestänge abgebaut, d.h. damit angefangen, denn es sind 20 Kilometer. Heute haben wir an unserem Neubau nur zwölf Stangen gesetzt und waren Mittag zurück. Hier im Lager ist grosser Tanz, aber ich mach mir nichts draus und hab lieber den Brief geschrieben. Morgen wollte ich in ‘Zirkus Renz’ gehen, aber es ist alles ausverkauft. Na, da mache ich einen kleinen Spaziergang, das ist auch nicht schlecht. Jetzt ist es 10 Uhr und bald stehen wir im neuen Jahr, von dem wir uns ja so viel erhoffen und wünsche ich Dir nochmals alles Gute, kleine Frau, vor allem, dass Du mich immer recht lieb behältst. Ja, ja, so ein Egoist bin ich. Und nun wollen wir mit allen unseren Wünschen um Mitternacht in Gedanken ins neue Jahr gehen und unser gemeinsames Leben zusammen mit unserem Kerlchen uns nach Möglichkeit so gestalten, dass eins dem anderen immer gut bleibt.
    Grüsse alle von mir und Dir und Heidi die meisten Grüsse und Küsse
    von Deinem Dichliebenden Hans.
     
     
     
    Nummer 1 Leipzig, den 3.1. 1946
    Mein lieber alter Hans!
    Ich hoffe, daß Du meinen Brief, am Heilig Abend geschrieben, und den, den ich Heinz mitgab, bekommen hast. Ich bekam heute Deinen lieben Brief vom 22.12. für welchen ich Dir wieder recht herzlich danke. Besonderen Dank und Extrakuß für das feine Stäbchen, welches ich gleich beim Lesen Deines lieben Briefes mir angezündet habe, und war es so ein doppelter Genuß. Jetzt sind die Eltern ins Kino, und ich habe noch ein halbes Stündchen Land, in welchem ich wenigstens anfangen werde Dir zu schreiben. Ich war heute Nachmittag mal mit Erika und Mutti in der Stadt und habe endlich mal meinen neuen Hut in Arbeit gegeben, und da war ich gleich mal mit im Capitol in ‘Die Jahre vergehen’ und hat es mir ganz gut gefallen. Nun will ich aber erst mal der Reihe nach auf Deinen Brief eingehen. Weißt Du, unser Dach ist schon wieder beschädigt, aber Gottlob nur über der anderen Hälfte, nicht über unserer Wohnung. Wir hatten vergangene Woche einen regelrechten Orkan, der einen Teil des Dachfirstes abgehoben hat. Es war fürchterlich, und hat kein Mensch ein Auge zugetan in dieser Nacht. Man glaubte jede Minute unten auf der Strasse zu liegen. Nur unser Kerlchen hat den Schlaf des Gerechten geschlafen. Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, daß Du mich mit Lebensmitteln nicht unterstützen kannst, wir kommen schon hin, die Hauptsache sind ja die Kartoffeln. Mit der Miete mußt Du mich falsch verstanden haben, Vater hatte überhaupt keine Miete gezahlt, wegen der beschädigten Wohnung. Er muß die Miete voll bezahlen, auch wenn ich nichts zahle. Unser Unterstützungssatz ist auf 42 M herabgesetzt worden. Miete sollen wir ja nicht zahlen, aber ich habe diesen Monat das erste Mal wieder Miete bezahlt. 20 M. Die Karte von Dir und Heinz hab ich ja auch vergangene Woche erhalten, und auch den Brief, wo Du bei Heinz warst. Aber ich glaube, ich habe dir das schon geschrieben, oder nicht? Ich komme hin mit dem Gelde, kleiner Mann, mach Dir darüber keine Sorgen, und dank Deiner kräftigen Hilfe ist mein Konto auch schon wieder gewachsen. Weißt Du, wenn Du wieder hier bist, gehen wir beide mal Kartoffeln hamstern, wenn Du die Kurve so raus hast. Vorausgesetzt, daß wir es brauchen. Eigentlich müßte ich

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