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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Richtung hätten, oder?«
    Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf seine. Die Berührung war Alex unangenehm, und er fragte sich, ob sie seine Gedanken lesen konnte.
    »Sie werden mein Mädchen finden, nicht wahr?«
    Innerlich zuckte Alex zusammen. Die Frau drängte ihn in eine Ecke, und das mochte er nicht.
    Er sah sie an. »Ich werde alles dafür tun«, sagte er.
    Wie konnte das Besetztzeichen eines Telefons eine so feste Klammer um ihr Herz legen, dass sie meinte, keine Luft mehr zu bekommen? Wie konnte dieses enervierend gleichförmige Geräusch sich derart tief in ihren Kopf fressen und dort eine solche Angst auslösen?
    Anouschka Rossberg schluckte trocken und legte auf – vielleicht zum hundertsten Mal, seitdem sie vor zwanzig Minuten bei den Mastställen gestartet waren.
    Nele war trotz der teilweise noch vereisten Straßen mit Bleifuß gefahren, und jetzt zeigte das Navi nur noch eine Restfahrtzeit von fünf Minuten an. Die Adresse lag außerhalb der Gemeinde Kirchwalsede an einer Landstraße.
    »Nichts?«, fragte Nele, die mit verbissenem Gesichtsausdruck hinter dem Steuer des Passat saß.
    Anou schüttelte den Kopf. »Verdammte Scheiße! Daran hätte ich denken müssen. Wenn ihr etwas zugestoßen ist …« Sie ließ den Satz unvollendet, weil sie sich nicht traute, die Worte auszusprechen. Sie waren so einschüchternd gewaltig wie ein massives Gebirge.
    »Mach dich nicht verrückt, bevor wir nicht wissen, was los ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter es bei ihr noch einmal versucht, ist fast null, das weißt du.«
    Anou hatte es sowohl über den Festnetzanschluss als auch über die Handynummer, die Miriam Singer ihr im Krankenhaus gegeben hatte, versucht, und dass sich unter beiden Nummern niemand meldete, schockierte sie regelrecht und blockierte ihr Denken.
    Erst als Nele zwischen zwei gemauerten Pfeilern hindurch auf den großen Hof des bäuerlichen Anwesens fuhr, fiel Anou der logische Grund ein, warum die junge Frau nicht ans Handy ging.
    »Die Kollegen haben ihren Wagen noch gar nicht hergebracht! Der steht noch bei der Dienststelle auf dem Hof, und wahrscheinlich liegt ihr Handy drin.«
    Nele warf ihr einen schnellen Blick zu. »Ruf an, und sag denen, der Wagen muss in die Spurensicherung. Vielleicht finden sie Fingerabdrücke an der Tür oder im Inneren.«
    Sofort wählte Anou die Nummer der Zentrale und ließ sich mit der Kollegin verbinden, die gestern Nacht die Singer ins Krankenhaus gefahren hatte. Sie erfuhr, dass Frau Hesse in einem Einsatz steckte und noch nicht dazu gekommen war, den Wagen ihrer Besitzerin zu bringen. Anou wies sie an, sich stattdessen um die Überführung zur Hauptstelle zu kümmern.
    »Wenigstens eine harmlose Erklärung«, sagte Nele, nachdem Anou aufgelegt hatte. »Komm, lass uns klingeln gehen.«
    Der Hof, auf dem Miriam Singer lebte, lag hundert Meter von der Landstraße entfernt inmitten weiter, kahler Flächen. Um die Gebäude herum standen alte, knorrige Eichenbäume, die den über die Felder fegenden Wind brachen, und sogar jetzt noch altes, ledriges Laub trugen. Rechts gab es eine lange Scheune, links so etwas wie eine Stallung, daran angebaut war ein offener Unterstand.
    Anou vermutete, dass hier schon länger keine Landwirtschaft mehr betrieben wurde. Es standen keine entsprechenden Fahrzeuge oder Gerätschaften herum und der Hof wirkte allgemein etwas heruntergekommen.
    Vor ihnen ragte die hohe Giebelwand des Haupthauses auf. An dem rissigen, farblosen Fachwerk fanden die langen Triebe einer Kletterpflanze Halt. Die Haustür selbst lag vor Wind und Wetter geschützt einen Meter zurückgesetzt im Haus. Eine handbemalte, eiserne Milchkanne und ein paar vertrocknete Sommerblumen sowie eine Holzbank standen im Eingangsbereich, in dem Eichenlaub raschelnd im Wind rotierte.
    Anou fand den Klingelknopf nach längerem Suchen in einem Fachwerkbalken nahe der Tür. Sie betätigte ihn, hörte aber keinen Klingelton. Das musste nichts bedeuten, das Haus war schließlich riesig. Sie wartete einen Moment, und als sich nichts tat, trat sie von der Tür zurück, um sich die Giebelfront genauer anzusehen. Es gab zwei Fenster darin, eines rechts, das andere links der Tür. Beide waren durch Gardinen vor Blicken geschützt. Anou versuchte trotzdem hineinzusehen, aber es war zwecklos.
    Nele kam von der Längsseite des Hauses zurück. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Niemand zu sehen«, sagte sie.
    Anou klingelte erneut. Dann nochmal und nochmal. Ihr wurde schlecht

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