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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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bei der Vorstellung, was das bedeutete.
    Sie trat vor, hämmerte mit der Faust gegen das alte Holz der Tür und rief: »Frau Singer? Ich bin es, die Polizistin von heute Morgen. Anouschka Rossberg. Machen Sie bitte auf!«
    Und tatsächlich!
    Miriam Singer öffnete. Sie blinzelte sie aus kleinen, verschlafenen Augen überrascht an. »Was ist denn?«
    Anou musste sich zurückhalten, um nicht vorzuspringen und die Frau zu küssen. Um sie nicht unnötig zu verängstigen, sagte sie so gelassen wie möglich: »Wir haben Sie im Krankenhaus vermutet.«
    »Die wollten mich auch nicht gehen lassen, die Schwester hat einen Riesenaufstand gemacht, aber was sollte ich da? Ich bin weder krank, noch verletzt. Das ist doch kein Gefängnis, oder?«
    »Nein, sicher nicht. Wie sind Sie ohne Auto hierhergekommen?« fragte Anou.
    »Mein Trainer, Cem, ich hatte Ihnen doch von ihm erzählt, oder?«
    »Haben Sie.«
    »Er hat mich abgeholt. Wir sind … befreundet.«
    »Aha. Und warum gehen Sie nicht ans Telefon?«
    Die junge Frau schaute verständnislos drein, bevor der Groschen fiel.
    »Ich war plötzlich hundemüde, da hab ich mich hingelegt und vorher das Telefon abgestellt.«
    Anou nickte zufrieden, dann stellte sie Nele vor.
    »Dürfen wir einen Moment reinkommen?«
    Frau Singer führte sie durch eine lange, dunkle und kalte Diele, in der es nach Heu und Kartoffeln roch, bis ins Wohnzimmer, wo sie auf der Couchgarnitur Platz nahmen.
    »Möchten Sie einen Tee?«, fragte Miriam Singer.
    »Gern.«
    Während sie in der Küche Tee aufbrühte, sahen Nele und Anou sich um. Der Raum machte einen merkwürdigen Eindruck. Die Möbel waren massiv, aber alt. Die Tapeten hätten schon vor Jahren gewechselt werden müssen. In der großen Schrankwand stand eine Brockhaus-Enzyklopädie, die älter war als Frau Singer selbst. Eine schmale Wandseite war mit schwarz-weißen, gerahmten Fotografien behängt. Daneben dominierte ein großer Kachelofen den Raum.
    »Wir erzählen nichts von dem Leichenfund«, raunte Nele Anouschka zu, bevor Miriam Singer mit drei Tassen Tee auf einem Tablett zurückkehrte.
    »Haben Sie den Mistkerl schon geschnappt?«, fragte sie.
    Anou betrachtete sie.
    Miriam Singer trug ihr dunkelblondes Haar halblang, eher ein praktischer denn ein modischer Schnitt. Ihre Lippen waren blass und schmal, dafür zeigten die Wangen eine gesunde Röte, so als käme sie gerade aus der frischen Luft. Schminke trug sie nicht. Ihr Blick war jetzt offen und wach. Sie war mittelgroß und schlank und auf eine natürliche, unspektakuläre Art hübsch.
    Keine Frau, die sofort auffällt , dachte Anou. Warum hat sie das Interesse des Täters auf sich gezogen?
    »Leider nicht«, antwortete sie. »Wir hatten gehofft, Sie könnten uns den Mann noch einmal beschreiben oder sich jetzt, mit ein bisschen Abstand, an Details erinnern.«
    Miriam dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. »Ich hab ihn kaum gesehen. Anfangs ging es mir total schlecht, und später war es einfach zu dunkel. Nur in seinem Wagen, als ich hinten auf der Bank lag, konnte ich sein Profil sehen.«
    »Beschreiben Sie es uns«, bat Nele.
    »Er hat kräftige Kiefer und dunkles, volles Haar. Mehr habe ich wirklich nicht erkannt … Ach ja, er trug einen Ehering.«
    »Wie groß würden Sie ihn schätzen?«
    »Größer als ich, mindestens eins achtzig. Nicht dick, aber kräftig. Er hat sich sehr schnell und koordiniert bewegt, wie jemand, der Sport treibt.«
    »Na, sehen Sie, das ist doch schon mal etwas. Damit lässt sich was anfangen«, sagte Anou, um Miriam Singer ein wenig aufzubauen. Dass ihre Beschreibung auf sehr viele Männer zutraf, musste sie ja nicht wissen.
    »Hat er etwas gesagt? Würden Sie seine Stimme wiedererkennen?«
    Miriam verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Das ist mir etwas peinlich … Er … Er klang für mich wie ein … Na ja, wie ein Dämon oder so.«
    »Ein Dämon?«, wiederholte Nele, und Anou hörte heraus, wie unglaubwürdig sie das fand, obwohl sie ihr von diesem merkwürdigen Teil der Aussage bereits erzählt hatte
    Miriam Singer blickte in ihre Tasse hinab und rührte darin herum. »Ich weiß auch nicht, was mit mir los war.«
    »Okay«, schob Anou das Thema zunächst beiseite. »Wir brauchen natürlich Ihre Hilfe, um den Kerl so schnell wie möglich zu fassen. In den allermeisten Fällen kommen solche Täter aus dem persönlichen Umfeld. Ich weiß, das ist erschreckend, aber es ist nun mal leider so. Es würde uns helfen, wenn Sie alle

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