Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod
and the room went spinning round … spinning round …
Nicola drehte sich im Kreis, immer schneller und schneller, bis ihr schwindelig wurde und sie zu Boden ging. Heftig atmend blieb sie auf dem Rücken liegen und lauschte den letzten Klängen des Liedes.
Als es still wurde, hallte seine Drohung sofort wieder durch ihren Kopf.
Was glaubst du eigentlich? Dass die Bullen dich ewig vor mir schützen können? Früher oder später erwische ich dich …
Tanja Schildknecht hatte Recht. Nur sie allein konnte etwas ändern.
Aber sie würde es auf eine andere Art tun, als die Polizistin glaubte.
»Das hat aber gedauert«, sagte Alexander Seitz. »Sind die Rechner hier so langsam, oder gab es Probleme bei meiner Personenüberprüfung?«
Wie schon vorhin, in seiner Hütte draußen im Naturschutzgebiet, zog Alexander Seitz einen seiner Mundwinkel leicht nach oben. Dadurch wirkte er wie ein Mann, der vor der Welt und den Menschen darin Abscheu empfand. Es war eine arrogante Mimik, mit der er sich, bewusst oder nicht, von seiner ihm unterlegenen Umwelt abgrenzen zu wollen schien.
Niemand mochte solche überheblichen Typen, Nele auch nicht, aber sie zwang sich zu einem Lächeln und stellte einen Kaffeebecher vor ihm auf dem Tisch ab.
»Für Sie.«
»Was für eine nette Geste. Den hätten wir aber auch bei mir zuhause trinken können.«
Nele hatte beschlossen, in die Offensive zu gehen, denn alles andere würde er ihnen sowieso nicht abnehmen.
»Sie haben laut Computer früher für das Innenministerium gearbeitet. Weitere Informationen sind aber gesperrt. Wollen Sie selbst etwas dazu sagen?«
Sein Blick war abschätzend, fast schon kalt. Er suchte in Neles Augen nach der Wahrheit, wollte herausfinden, wie viel sie tatsächlich wusste.
»Das muss reichen, es hat ohnehin nichts mit dem zu tun, weshalb wir hier sind.«
»Das werden wir noch sehen«, sagte sie. »Ein Kollege ist gerade damit beschäftigt, Ihren PC und den von Daniela Gerstein zu durchsuchen. Das wird eine Weile dauern. Vielleicht haben Sie Ihre Meinung ja inzwischen geändert und ersparen uns ein wenig Arbeit.«
Nele sah ihm direkt in die Augen und versuchte sich an einem Blick, der Seitz nicht gleich wieder in die Defensive zwingen würde. Dass sie mit der Böser-Bulle-Masche bei diesem Mann nicht weit kommen würde, war ja nun klar.
Er zuckte mit den Schultern. »Wie schon gesagt: Wenn Sie eine Zusammenarbeit anstreben, bekommen Sie von mir auch Informationen.«
Nele trank von ihrem Kaffee, stellte den Becher ab und drehte ihn zwischen den Händen hin und her. Sie traute Alexander Seitz nicht, aber dass er in den Mord an Daniela Gerstein verwickelt war, konnte sie wohl ausschließen. Er war kein normaler Privatschnüffler, kein Anfänger, sondern ein Profi, der die Seiten gewechselt hatte. Eigentlich sprach nichts dagegen, auf einem eng begrenzten Gebiet mit ihm zusammenzuarbeiten. Vielleicht hatte er ja etwas herausgefunden, was sie selbst weiterbringen würde.
»Sie wurde zu Tode gebleicht«, sagte sie.
Sein Blick blieb ausdruckslos. »Verstehe ich nicht.«
»Daniela wurde so lange mit hoch konzentriertem Wasserstoffperoxid übergossen, bis sie durch das Einatmen der ätzenden Dämpfe starb«, konkretisierte Nele.
Er starrte sie an. Seine Augen wurden etwas dunkler, sonst änderte sich nichts an seiner Mimik.
»Wie können Sie sicher sein, dass es sich um Daniela handelt?«
»Durch ihr Zahnbild und alte Röntgenaufnahmen. Der Genabgleich steht noch aus, wird es aber nur bestätigen.«
»Verdächtige?«
»Das geht jetzt zu weit. Ich habe nicht vor, Sie in die laufende Ermittlung einzuweihen … Auch wenn Sie selbst mal Polizist waren.«
Die letzten Worte wählte Nele mit Bedacht.
Alexander Seitz ließ erneut das kleine Lächeln sehen. »Bestellen Sie Dag einen schönen Gruß von mir, oder besser: dem Herrn Polizeichef.«
Seine Stimme troff vor Sarkasmus.
Nele schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht blöd, wissen Sie. Ihr Verhalten und der Hinweis auf eine Tätigkeit beim Innenministerium lassen gar keinen anderen Schluss zu. Ich tippe mal auf BKA.«
»Tippen Sie, was Sie wollen, aber meine Vergangenheit hat trotzdem nichts mit dem Fall Daniela Gerstein zu tun, also lassen wir sie aus dem Spiel.«
»Meinetwegen. Dann sagen Sie mir bitte, was Sie bisher gefunden haben.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas gefunden habe?«
»Frau Gerstein sagte, Sie wären im Internet auf Nacktfotos ihrer Tochter gestoßen.«
Seitz schüttelte
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