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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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sich einen schwarzen Cayenne, der aussieht wie ein Panzer. Eines Abends holt er mich ab, um mit mir rumzucruisen. Großen Bock hab ich nicht, aber ich fahre mit. Er ist betrunken, und ich sehe, dass er versucht, Haltung zu bewahren, aber er hat die Hosen gestrichen voll. Er sagt, Graffeos Neffe hat ihm Sachen erzählt, die er gar nicht hören wollte, weil es Dinge gibt, die man besser nicht weiß. Ihm reichen Tabletten, Autos, Geld und Mösen. Aber wenn Graffeo drauf ist, kommt er ins Labern. Und eines Abends sitzen sie ziemlich breit vor der Glotze, wo gerade ein Film über Borsellino* läuft. Graffeo steht auf, versucht, nicht umzufallen, und spuckt auf die Mattscheibe. Auf den Schauspieler, der den Staatsanwalt spielt. Er spuckt und fängt an zu fluchen. Dannschmeißt er sich aufs Sofa und sagt, er wisse, was an jenem Julisonntag in Palermo passiert ist. Sein Onkel hätte es ihm erzählt. Und wenn diese bescheuerten Bullen die Wahrheit wissen wollten, müssten sie jemanden finden, von dem sie noch nicht einmal wissen, wer es ist. Er sagt ihm auch den Namen. Als mir klar wird, dass mein Bruder ihn mir sagen will, halte ich ihm den Mund zu. Er kommt ins Schleudern und wir landen im Graben. Plötzlich packt er mich bei den Haaren und hält mir ein Messer an die Kehle. Er fragt mich, ob ich die Eier habe, sein Bruder zu sein, oder ob ich ein Waschlappen bin. Denn wenn ich nicht die Eier habe, könnte ich genausogut als Hühnerfutter enden. Ich sage nichts. Ich halte still und versuche zu atmen, und das war schon schwer. Er lässt das Messer sinken, kneift die Augen zusammen, und kurz wirkt er wieder nüchtern. Dann sagt er diesen Namen. Solara. Er meint, einer, der einen Haufen über diesen Solara weiß, sei Pierangelo Graffeo. Und wenn man wirklich wissen will, was mit Paolo Borsellino passiert ist, müsse man Ignazio Solara fragen.«
    »Und hast du ihm geglaubt?«
    Er hebt die Hände.
    »Was weiß ich? Spontan würde ich sagen, ja, aber er war dermaßen dicht, dass ich nicht weiß, ob er von einem Trip oder von einer wahren Begebenheit geredet hat. Auf jeden Fall habe ich mich gefragt, wieso einer so eine Sache erzählt, die man unter Jahrhunderten von Schweigen begraben müsste.«
    »Um dich an ihn zu binden.«
    »Aber klar doch! Um mich an ihn zu binden. Du vertraust mir ein fettes Geheimnis an, einfach so, ohne Erklärung, und schon bin ich dein Komplize. Ich kann nicht mehr so tun, als hätte ich von nix eine Ahnung.« Er flüstert. »Deshalb hat er es mir erzählt.«
    Ich sehe ihn an. Seine Augen weichen meinem Blick aus.
    »Glaubst du, er ist deshalb gestorben?«
    Verwirrt blickt er mich an, als erwachte er aus einemschlimmen Traum. Dann nickt er heftig. Zweimal. Er versucht, sicher zu klingen, doch er macht sich in die Hosen vor Angst.
    »Am Abend des Tages, an dem mein Bruder umgebracht wurde, sagte meine Mutter zu mir,
dein Bruder ist wegen diesem Arschloch Solara gestorben
. Vielleicht hatte er ihr auch davon erzählt, keine Ahnung. Vielleicht wusste sie schon viel mehr als ich. Aber das hat sie gesagt. Und ich glaube es. Denn Mazza hatte überhaupt keinen Grund, es zu tun, verstehst du? Nicht einen.«
    Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen und deutet ein herausforderndes Lächeln an, wie ein Zocker, der sein bestes Blatt aufdeckt.
    »Angelo Mazza arbeitete für Pierangelo Graffeo. Graffeo hat sich eingeschaltet, um zwischen unseren Familien zu schlichten.
Wir bringen einander nicht um, nicht außerhalb Siziliens,
hatte mein Bruder gesagt. Das waren nicht seine Worte. Doch dann hat Graffeo Mazza aufgetragen, meinen Bruder zu töten. Und mein Bruder war ein Verräter, weil er den Mund nicht halten konnte, als er verhaftet wurde. Rein zufällig ist am selben Tag auch Graffeos Neffe verschwunden. Wenn sie diesen Vollidioten nicht kaltgemacht haben, muss er jetzt irgendwo den Hühnern den Hintern wischen, damit er lernt, den Mund zu halten, wenn er besoffen ist.«
    »Wer kennt diese Geschichte noch?«
    Die Frage rutscht mir wie ein Fluch über die Lippen.
    »Die von Mazza und meinem Bruder? Die Bullen vielleicht. Man muss nur ein bisschen rumfragen.«
    Ich nicke, um Zeit zu gewinnen. Ich denke an den zu den Akten gelegten Fall. An die Pistolenschüsse an jenem Morgen. An den Blick, mit dem Mazza mich angeschaut hat, ehe alles zu Ende war.
    »Du weißt, dass dein Bruder dir das alles nur aus einem Grund gesagt hat.«
    »Na klar, der Grund. Leute wie du suchen immer nacheinem Grund.« Er macht eine

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