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Bleischwer

Bleischwer

Titel: Bleischwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Wünsche
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Leise
gedämpfte Geräusche kündeten allerdings von einer betriebsamen Welt hinter
irgendwelchen Wänden. Und es roch penetrant nach Desinfektionsmitteln.
    Jemand
hielt ihre Hand. Endorphine schossen durch ihren Körper, gefolgt von
Irritation. Sie drehte den Kopf ganz leicht und machte die Augen weit auf. An
ihrer Bettkante saß Jana, das dunkle Haar schmiegte sich geschmeidig um ihr
blasses, besorgtes Gesicht.
    »Hi,
kleine Schwester«, flüsterte Jule mit ausgedörrten Lippen.
    Janas
Gesicht öffnete sich strahlend wie eine Blüte.
     
    »Wo ist er?«
    Mit
dieser Frage und zornig sprühenden Augen begrüßte Jule einen Tag später Wesseling
und seine Kollegin Angela Schneider in ihrem Zimmer im Euskirchener
Marienhospital.
    Umständlich
zog sich der fette Kommissar einen der unbequem aussehenden Stühle aus Chrom
und Kunststoff heran und setzte sich ächzend.
    »Wen
meinen Sie? Ihren Ehemann Jörg Theisen oder Ihren Liebhaber Michael Faßbinder?«
    »Sie
wissen genau, wen ich meine. Jörg ist … tot.
Ich rede von Michael, der … «
    »… der
zweite Bankräuber und Geiselnehmer im Euskirchener Bankraub von 1987 war«,
beendete Wesseling präzise. Erstaunlicherweise fehlte seiner Stimme alle
Schadenfreude. Er wirkte einfach nur erschöpft und irgendwie ernüchtert. In
seinen kleinen Augen flackerte es, als er trocken ergänzte: »Er ist sicher
untergebracht.«
    Jule
hatte das Gefühl, von einem mächtigen Sog in die Tiefe gerissen zu werden.
Micha war in Untersuchungshaft. Aber wo? Sie musste so schnell wie möglich zu
ihm.
    »Herrn
Faßbinder geht es den Umständen entsprechend gut«, informierte die rothaarige
Frau Schneider sanft. Ihrem Vorgesetzten schenkte sie einen missbilligenden
Seitenblick. »Seine Brandwunden, die teilweise recht großflächig sind,
verheilen ohne Komplikationen. Er hat ein umfassendes Geständnis abgelegt.«
    Nun
trug auch sie einen Stuhl zu Jules Bett und glitt geschmeidig darauf.
    »Dann
wissen Sie, dass er nichts mit den Morden an Sonja Bohr und Stefan Winter und
auch nichts mit den Brandstiftungen zu tun hat?«, fragte Jule ängstlich
besorgt.
    »Ja.«
Wesseling nickte gewichtig. Sein Doppelkinn schwabbelte. »Außerdem haben wir
sowohl Frank Becker als auch die Anwälte Fröhlich und Odenthal verhaftet. In
Fröhlichs Besitz fanden sich die Diamanten aus dem Euskirchener Bankraub.
Ausnahmslos alle. Er wollte sie gerade ins Ausland schaffen. Kurz vor der
Schweizer Grenze ging er uns in die Falle.«
    »Wachtmeister
Becker ist geständig der Hilfe zur Gefangenenbefreiung und Fluchthilfe«,
ergänzte Frau Schneider und lächelte Jule dabei freundlich an. »Die beiden
Rechtsanwälte verweigern allerdings die Aussage. Nur Odenthal hat sich einmal
verplappert. Für uns steht fest, dass er, Fröhlich und ihr verstorbener Ehemann
den Campingplatzbesitzer gefoltert haben, um in den widerrechtlichen Besitz der
Edelsteine zu gelangen. Die Aussage seiner Witwe war äußerst aufschlussreich.«
    Jule
atmete auf. Gerti schien es also auch besser zu gehen.
    »Was
geschieht jetzt mit Michael?«, wollte sie bang wissen. Ihr Blick flog zwischen
Wesseling und Schneider hin und her.
    »Nun
ja, der Bankraub von damals ist verjährt. Dafür wird man ihn nicht belangen
können, außer natürlich, dass er der Sparkasse das geraubte Geld zurückzahlen
muss«, gab Wesseling gelassen von sich.
    Jule
starrte den Kommissar verblüfft an. »Der Bankraub ist verjährt?«, hakte sie
ungläubig nach.
    »Die
Verjährungsfrist belief sich auf 20 Jahre«, erläuterte Angela Schneider geduldig. »Außerdem hat sich
Ihr Freund nicht, wie sein Komplize, des Mordes schuldig gemacht. Die Planung
der Tat sowie die Geiselnahme gingen hauptsächlich auf Winters Kappe. Er gilt
nach wie vor als der Rädelsführer. So hat er sich selbst konsequent und glaubhaft
bei Gericht dargestellt. Wie auch immer, Faßbinder wird wegen der alten
Geschichte nicht mehr ins Gefängnis wandern.«
    »Aber … aber,
warum sitzt er dann in Untersuchungshaft?«, wollte Jule verdattert wissen.
    Wesseling
sah Jule mit gespieltem Erstaunen an. »Wer hat das gesagt?«, fragte er, und ein
hinterhältiges Lächeln kroch über seine schwammigen Züge.
    Seine
Kollegin seufzte. »Herr Faßbinder liegt einen Flur weiter hier im Krankenhaus«,
erklärte sie. »Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob er wegen Strafvereitelung
und Fluchthilfe angeklagt werden kann. Bis jetzt sieht es jedoch so aus, als
sei dies nicht der Fall. Herr Faßbinder verhält sich im

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