Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
gebracht hatte, die Fahrertür auf und strahlte uns breit wie ein Honigkuchenpferd an.
„Noah, du ... ihr ... seid zusammen?“, stammelte sie ungläubig, ohne dass d ie Begeisterung aus ihrem hübschen Gesicht wich.
Wir nickten; erst ich, dann er.
„Wow!“, erwiderte Lucy und fiel mir, ehe ich mich versah, um den Hals. „Ich wusste, du vollbringst das Wunder“, flüsterte sie mir so leise ins Ohr, dass Noah es unmöglich hören konnte. Er hatte meine Hand losgelassen und trat nun unsicher von einem Fuß auf den anderen.
„Der Schlüssel steckt, fahr du weiter !“, forderte Lucy. Noah kam ihrer Bitte hastig nach. Ohne mich noch einmal anzusehen, öffnete er die hintere Tür für uns und nahm dann schnell auf dem Fahrersitz, neben Adrian, Platz. Der drehte sich zu mir um und schenkte mir sein einmaliges Grinsen.
Wenn Adrian lachte und seine Zähne dabei zeigte, schien die Umgebung heller zu werden, so mitreißend war seine Freude. Es faszinierte mich jedes Mal wieder aufs Neue. „Guten Morgen Emily!“, sagte er und sah mich dabei so tief an, dass ich erkannte, er hätte es seiner Schwester am liebsten gleichgetan und mich umarmt.
Ich erwiderte seinen Gruß mit einem undefinierbaren Murmeln und senkte verlegen den Blick.
Lucy und er taten so, als hätte ich ein Heilmittel gegen Krebs erfunden, aber ganz ehrlich, was hatte ich denn schon getan? Mich unsterblich in ihren wunderbaren Bruder verliebt, das war alles.
Noah brauste über die breiten Straßen, und ich drückte meine Stirn gegen das kühle Glas des Seitenfensters, um Lucys Gebrabbel auszublenden und meine trudelnden Gedanken zu ordnen. Ich hielt es für ratsam, bis zum bevorstehenden Matheunterricht wieder einen klaren Kopf zu haben. Also atmete ich tief durch und schloss meine Augen.
Noah und ich, wir waren ein Paar ... zusammen ... angekommen.
Mein Herz schwamm in Wärme und Glück. Wäre da nur nicht seine seltsame Frage gewesen. Diese eigenartige Theorie , die sich dummerweise nicht nach einer anfühlte.
Viel zu schnell bog Noah auf den Parkplatz der Schule und brachte den Amarok zum Stehen.
Irgendwie fürchtete ich in einem weit abgelegenen Winkel meines Bewusstseins immer noch, er könnte einfach losstürmen und uns alle hinter sich stehen lassen. Aber er holte Adrians Rollstuhl aus dem Kofferraum und klappte ihn in aller Ruhe auf.
Schweigend beobachtete ich seine routinierten Handbewegungen. Für mich bestand kein Zweifel daran, dass Noah seine Familie liebte. Ich hasste die Gewissheit, dass man ihn gequält hatte, doch ich vergötterte Adrian und Lucy für ihre Geduld mit ihm. Sie machten sich viele Vorwürfe, glaubten nicht genug für ihn getan zu haben, aber je mehr ich darüber nachdachte, desto bewusster wurde mir, dass Noah auf keine bessere Familie als die Franklins hätte stoßen können. Dass Joe und Marie damals, als ihr eigener Sohn gerade so schwer verunglückt war, überhaupt die Muße gehabt hatten, darüber nachzudenken ein fremdes Kind bei sich aufzunehmen, zeigte schon, was für großartige Menschen sie waren.
Adrian hievte sich in seinen Rollstuhl. Sofort umfasste Lucy die Griffe und schob ihren Bruder über den Parkplatz, während der ihre und seine eigene Tasche auf den Knien trug. Noah und ich blieben ein paar Sekunden lang stehen und blickten den Zwillingen nach.
Die Berührung war so leicht – und doch spürte ich das Kribbeln, als sein Zeigefinger sanft über meinen strich. Ich verstand die unsichere Geste, wandte mich ihm zu, ergriff seine Hand und drückte sie behutsam aber nicht zaghaft. „Immer, Noah!“
Er lächelte auf mich herab. In seinen Augen spiegelte sich seine Verlege nheit wider, seine Unsicherheit. Und dahinter, kaum erkennbar ... blitzte Stolz auf.
„Noah?“
„Hm?“
„Versprich mir, dass du mir auch eine Frage ohne Gegenfrage beantwortest?“
Sein Blick wurde skeptisch, doch er nickte. „Okay.“
„ Ist es wirklich nur eine Theorie?“
XVII .
„Das ist nicht fair und du weißt es“, erwiderte er ernst.
„Warum nicht?“ Ich versuchte mich an einer Unschuldsmiene.
„Weil das eine Gegenfrage auf meine Frage war.“ Damit setzte er sich in Bewegung, zog mich mit sich und ließ mir keine Möglichkeit, weiter nachzuhaken.
Ich wusste also nur eins: Er hatte meine Frage nicht beantwortet ... und das war wohl kein gutes Zeichen.
Hand in Hand liefen wir auf die Eingangstüren der Schule zu. Blicke verschiedenster Art trafen uns, und die Stille, die uns entgegenschlug,
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