Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
verziehen, und winkte einen Pagen herbei, der Sam beim Ausladen des Gepäcks half. Etwas unbeholfen betraten Noah und ich hinter Lucy, die natürlich vorneweg gelaufen war und Tom mit sich geschleift hatte, die pompöse Empfangshalle. Adrian und Kathy folgten uns, beide ähnlich verhalten wie wir, auch wenn Adrians Schweigen würdevoller wirkte.
„Willkommen im Four Seasons , Miss Rossberg“, begrüßte mich der Portier und hielt uns die Tür weit auf. Noah verschränkte seine Finger mit meinen und lief nur knapp hinter mir.
„Sir!“, sagte der Portier und senkte höflich seinen Kopf.
„Hi!“, erwiderte Noah mit dünner Stimme.
Ich konnte ihm die Unbeholfenheit gut nachempfinden, mir ging es nicht anders. Nie zuvor hatte ich in einem vergleichbar edlen Hotel eingecheckt. Umso überraschter waren wir, als uns keine zwei oder drei Zimmerschlüssel überreicht wurden, sondern gleich sechs. Vermutlich sah man mir meine Verwunderung an.
„Die Räumlichkeiten liegen nebeneinander. Wir sind sicher, Sie werden zufrieden sein“, erklärte der ältere Herr hinter dem Empfangstresen. „Sollte allerdings irgendetwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit ausfallen, zögern Sie bitte nicht, uns unverzüglich anzusprechen, Miss Rossberg“, fügte er lächelnd hinzu. Er erinnerte mich an den Hotelier aus Pretty Woman , erschien mir nur noch sympathischer.
„Ich bin mir sicher, alles wird hervorragend sein.“ Adrian war mal wieder der Einzige, der die passenden Worte fand. Vermutlich war er auch der Einzige, der einen solchen Satz aussprechen konnte, ohne dabei vollkommen lächerlich zu wirken.
Kathy tauschte einen eindeutigen Blick mit mir aus. Sie kam sich ähnlich fehlplatziert vor wie ich. Seit dem Betreten der Empfangshalle bereute ich die Wahl meines viel zu legeren Outfits und sehnte mich danach, die Tür meines Zimmers hinter mir zuzuziehen.
Zwei Pagen wurden mit dem Tragen unseres Gepäcks beauftragt und bedeuteten uns lächelnd, vor ihnen die Fahrstühle zu betreten.
Noah und ich standen dicht an dicht; er hielt seinen Zimmerschlüssel locker in der Hand und fuhr mit dem Daumen über das blanke Metall. Ich erhaschte einen Blick auf die Nummer, glich sie mit der auf meinem Schlüssel ab und stellte erleichtert fest, dass tatsächlich nur die letzte Zahl um eine Stelle abwich.
Netter Versuch, Dad, aber leider absolute Geldverschwendung. Doppelzimmer hätten wir alle als ansprechender empfunden, und es bestand kein Zweifel, dass wir uns – wie Vierzehnjährige auf einer Klassenfahrt – in der Nacht zueinander schleichen würden. Nun ja, zumindest waren wir alle in einem Gang untergebracht, die Wege also nicht weit.
Noah verschwand kurz hinter der Tür seines Raums, bevor er Minuten später schon an meine anklopfte. Beim Öffnen widerstand ich nur knapp der Versuchung, ihn am Hemdkragen zu packen, über die Schwelle zu zerren und die Tür geräuschvoll hinter uns zuzuwerfen. Noah hingegen war ... nun ja, verhaltener.
„Darf ich?“, fragte er mit seinem einseitigen Lächeln, das auf bezaubernde Weise immer wieder unbeholfen und schüchtern wirkte. Ich reichte ihm eine Hand und zog ihn nun doch ruckartig zu mir herein.
„Als ob du fragen müsstest.“
Seine Arme legten sich um meinen Körper, stark und fest, als wären sie allein zu diesem Zweck erschaffen worden.
Eine Weile standen wir vollkommen still; nur die leise klassische Musik, die mich hier begrüßt hatte, erfüllte den Raum, den Noah bald schon sorgfältig inspizierte. Er ließ seinen Blick über die hellen Polstermöbel und verglasten Gemälde wandern, mit denen die Suite ausgestattet war. Sti lvoll, edel, aber eben ziemlich ...
„Dein Raum ist genauso ... ähm ...“
„Protzig?“, mutmaßte ich und deutete mit der Nasenspitze auf die Frottee-Slipper, die vor meinem riesigen Bett bereitstanden.
Noah schmunzelte. „So hätte ich es nicht ausgedrückt, aber ... ja, so protzig wie meiner.“
„Kann man von deinem Fenster auch so gut in diesen Park s chauen?“
Sein Grinsen wurde breiter. „ Diesen Park?“, wiederholte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Schon mal was vom Central Park gehört?“
„Oh!“, sagte ich.
„Ja, oh!“ Noah nickte. „Und was spricht dagegen, dich später selbst von den Qualitäten meines Fensterausblickes zu überzeugen?“ Seine Lippen schmiegten sich gegen meine; wir versanken in einem lange überfälligen Kuss und erschraken beide bis auf die Knochen, als jemand wie wild gegen meine Zimmertür
Weitere Kostenlose Bücher