Blick in Den Abgrund -3-
behauptete sie. »Also, mal überlegen … Fleur war eine hinreißende ausländische Spionin, mit einer Pistole im Strumpfband an ihrem perfekten Schenkel. Sie hat dich verführt und verraten und dem sicheren Tod ausgeliefert, indem sie deinen nackten Körper mit Honig bestrichen und auf einem Ameisenhaufen festgebunden hat …«
»Ich werde nicht darauf reinfallen«, warnte Davy.
»Bin ich nah dran? Wird es wärmer?«
»So warm wie am Nordpol. Im Weltall.«
Sie gab nicht auf. »Schön, lass es uns noch mal versuchen. Fleur war die rebellische Tochter eines bösen internationalen Waffenhändlers. Ihr seid euch an einem Blackjacktisch in einem schäbigen Nachtclub in Tunesien begegnet und …«
»Fleur war meine Exfrau.«
Ihr klappte der Mund auf. »Du warst verheiratet?«, krächzte sie. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Warum sollte ich? Es ist nicht relevant – und auch kein angenehmes Thema. Es liegt mehr als vierzehn Jahre zurück und hielt ganze drei Monate.«
»Was ist passiert?«
Er gab einen frustrierten Laut von sich. »Du lässt einfach nicht locker, oder?«
»Das ist eine schlimme Charakterschwäche von mir«, gab sie zu. »Gomez sagte, sie sei Tänzerin gewesen?«
»Ja. In einem Stripteaseschuppen nahe der Militärbasis, wo ich stationiert war.«
Das überraschte sie. »Wow! War sie … na ja, sehr schön?«
Er zuckte die Schultern. »Sicher, sie war hübsch. Nur hatte sie ein Tablettenproblem, was ich erst später herausfand. Und ein noch größeres Problem mit einem gewalttätigen Exfreund. Sie verließ ihn, weil er sie schlug. Fleur kam zu mir, weil sie Schutz suchte, und ich war ein vierundzwanzigjähriger gehirnamputierter Volltrottel und fiel darauf rein. Ich bezweifle, dass ich sie sonst geheiratet hätte. Ich wollte sie retten, verstehst du?«
»Oh.« Die Ironie in seiner Stimme verursachte ihr ein schmerzhaftes Ziehen im Magen. Tamaras Worte kamen ihr in den Sinn. Ich nehme an, er möchte dich retten. Wie anbetungswürdig. Vermutlich wird er dabei umkommen …
»Ich war überzeugt, dass sich das Tablettenproblem von allein lösen würde, sobald sie sich erst mal sicher und beschützt fühlte.« Sein kurzes Lachen war barsch und vielsagend. »Ein tragischer Irrtum.«
»Habt ihr euch deshalb getrennt?«
»Eines Tages stattete mir ihr Ex einen Besuch ab, zusammen mit sechs seiner Freunde. Das Ganze endete damit, dass ich mich im Krankenhaus wiederfand – mit Schläuchen in den verschiedensten Körperöffnungen.«
Margot schnappte nach Luft. Die Vorstellung, dass er so grausam verletzt worden war, versetzte ihr einen Stich ins Herz. »Das ist ja furchtbar. Wie hat Fleur reagiert?«
Es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete, fast schien es, als müsste er nach den richtigen Worten suchen. »Sie ist zu ihm zurückgegangen«, sagte er schließlich. »Sie reichte die Scheidung ein. Während ich im Krankenhaus lag, besuchte sie mich. Da hatte sie bereits blaue Flecken im Gesicht und am Hals. Sie flehte mich an, ihn nicht wegen Körperverletzung anzuzeigen, weil er sie bestrafen würde, wenn ich es täte.«
Margot zuckte zusammen. »Oje. Und du hast nachgegeben?«
»Ich lag mit Schmerzmitteln zugedröhnt im Streckverband. Ja, ich habe nachgegeben. Als ich aus der Klinik kam, war sie schon mit ihm zurück nach Florida gezogen. Ein paar Jahre später erfuhr ich, dass sie an einer Überdosis gestorben war. Es hat mich nicht überrascht.«
Sie atmete langsam und zittrig aus. »Oh, Davy! Das alles tut mir unendlich leid.«
Sein Profil wirkte wie aus Stein gemeißelt, als er durch die Windschutzscheibe starrte. »Jetzt kennst du es, Margot. Mein furchtbares Geheimnis. Ich wollte sie retten, doch ich habe versagt. Bist du nun zufrieden?«
»Du hast nicht versagt!«, fuhr sie empört auf. »Diese schwache, dämliche Ziege! Sie hätte dem Mistkerl eins überbraten sollen, weil er dich verletzt hat! Und zwar bei der ersten Gelegenheit!«
Er sah sie perplex an. »Das war nicht ihr Stil. Fleur war …«
»Es interessiert mich einen feuchten Dreck, was ihr Stil war! Es war ihre Pflicht, dich zu beschützen.«
Davy dachte darüber nach. »Nein«, widersprach er. »Sie war schon damals ein Wrack. Sie hatte nicht die Kraft. Ich gebe ihr keine Schuld.«
»Na, wenn das nicht ein bewundernswerter Zug ist«, entgegnete sie hitzig. »Aber ich bin nicht so großmütig wie du. Ich sage, sie war eine totale Null. Sie hat dich im Stich gelassen.« Plötzlich kam ihr eine grauenvolle
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