Blick in Den Abgrund -3-
wütend auf mich bist. Bitte, Margot. Sprich mit mir. Was habe ich nun wieder getan?«
Sie brauchte drei Anläufe, bis ihre Stimme ihr gehorchte. Aber als sie dann zum Sprechen ansetzte, wurde ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte.
»Du gewinnst immer«, hörte sie sich schließlich murmeln, auch wenn das nicht exakt das war, was sie meinte.
Er warf sich mit einem scharfen Seufzer auf den Rücken und bedeckte die Augen mit einer Hand. »Wir haben beide gewonnen«, widersprach er mit ernster Stimme. »Ich kann dieses Spiel nur mit dir zusammen gewinnen. Wieso begreifst du das nicht?«
Weil ich dich liebe, aber du mich nicht liebst , wollte sie ihm entgegenschreien, nur war das eine Granate, die auch in ihrem Gesicht explodieren würde.
Davy setzte sich im Bett auf, seinen breiten, stockgeraden Rücken ihr zugewandt, und entsorgte das Kondom. Sein Zorn war nicht zu übersehen.
Sie rollte sich auf die Seite. »Sei nicht wütend. Ich wollte eigentlich nichts sagen. Du hast mich dazu gedrängt.«
»Alles, was ich tue, verstehst du als Angriff«, platzte er heraus. »Selbst wenn es dich zum Höhepunkt bringt. Du zerrst deine gesamte Vergangenheit mit ins Bett, und dort wird es dann zu eng. Dabei ist sie längst nicht mehr wichtig. Du musst endlich loslassen.«
Sein selbstgerechter Tonfall ärgerte sie. »Werd bloß nicht überheblich, Davy! Ich bin nicht die Einzige, die eine Vergangenheit zu verarbeiten hat. Meine findet mit Sicherheit noch Platz in einem Doppelbett, aber deine … wow! Sie ist gewaltig.«
»Ich komme nicht mehr mit, Margot. Wovon sprichst du?«
Vom Tod deiner Mutter vielleicht? Der Krankheit deines Vaters? Dem Verrat deiner Exfrau? Sie hatte nicht den Mut, ihm diese Bomben entgegenzuschleudern, deshalb sagte sie das Erstbeste, das ihr einfiel. »Erinnerst du dich noch, als du mir den Vorschlag gemacht hast, mich gegen Sex zu beschützen …«
»Du wirst nie aufhören, mir das vorzuwerfen, oder?«
»Nicht, solange du meinen Standpunkt nicht begreifst – wann immer das sein wird. Nichts kann dir diese Wahnvorstellung nehmen, dich und dein Umfeld kontrollieren zu müssen. Aber meine Gefühle kannst du nicht kontrollieren, Davy. Ich kann sie selbst nicht kontrollieren, und glaub mir, es gibt nichts, was ich mir sehnlicher wünsche.«
»Margot, ich wollte doch nur …«
»Du wolltest Sex mit mir, aber du wolltest nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wie ich mich dabei fühle«, unterbrach sie ihn. »Hier ist dein perfekter Plan: Wir unterzeichnen einen Vertrag, in dem ich verspreche, keine unangemessenen, unbequemen Gefühle zu entwickeln. Als Gegenleistung beschützt du mich vor Snakey, damit ich mich brav und dankbar verhalte. Aber weißt du was? Die Rechnung geht nicht auf.«
Davy schüttelte den Kopf. »Du verzerrst alles, was ich sage, bis zur Unkenntlichkeit.«
»Ganz im Gegenteil. Ich halte meine Analyse für ziemlich korrekt.«
»Tatsächlich? Ich warte noch immer auf den Kernpunkt dieser korrekten Analyse.«
Sie funkelte ihn wütend an. »Du musst nicht diesen herablassenden Ton anschlagen.«
Seufzend streckte Davy sich neben ihr aus und verschränkte mit geduldiger Märtyrermiene die Arme über der Brust. »Also? Raus mit der Sprache! Reiß mich in Stücke! Das passt zu diesem Tag.«
»Du hast dich in einen Eisklotz verwandelt, um mit all den Dingen, die dir Angst machen, fertig zu werden«, teilte sie ihm mit. »Du brauchst niemanden, außer vielleicht deine kostbaren Brüder. Du stehst über allem. Wusch – hier kommt Superdavy, schneller als jede Pistolenkugel. Er braucht nichts und niemanden.«
Er stützte den Kopf auf seine Hand. »Wenn ich keine Bedürfnisse hätte, würden wir diese Unterhaltung nicht führen.«
»Ja, natürlich. Sex.« Sie schnaubte. »Du gibst zu, dass du ihn brauchst, aber vermutlich wäre es dir lieber, du bräuchtest ihn nicht, richtig?«
»Das klingt nach einer Fangfrage.« Sein Blick glitt über ihren Körper. »Bevor ich dich traf, wäre es mir lieber gewesen, darauf verzichten zu können. Aber so empfinde ich heute nicht mehr.«
Sie versuchte, seine Antwort zu entschlüsseln. »Wir sprechen hier nur von Sex, oder?«, hakte sie nach, nur um sicherzugehen, dass er nicht meinte … nein. Undenkbar!
»Nein, ich spreche von dir.« Er betonte jedes einzelne Wort. »Sex ist zu allgemein. Man kann ihn mit jedem haben. Was ich will, ist etwas Konkretes. Und zwar Sex … mit dir .«
»Nur Sex«, sagte sie wieder. Es war,
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