Blick in Den Abgrund -3-
dazwischen begann zu läuten, während sie es noch anstarrte. Sie ging hinüber und griff mit dem Enthusiasmus, mit dem man möglicherweise eine giftige Schlange anfasst, nach dem Hörer. »Ja?«
»Margaret Callahan?«
»Ja.«
»In dreißig Sekunden wird hinter Ihnen ein grauer Kleinbus halten. Steigen Sie ein.«
»Aber ich …«
Die Verbindung war tot. Margot ließ den Hörer fallen. Er schwang wie ein Plastikpendel an seiner metallumwickelten Schnur vor und zurück. Dreißig Sekunden vergingen. Ein Motor röhrte. Sie drehte sich um. Die Seitentür eines grauen Minivans wurde aufgeschoben. Ein Mann mit einem schwarzen Pferdeschwanz kauerte in der Tür. Er grinste sie an. »Margaret Callahan?«
Sie nickte. Er streckte die Hand nach der Plastiktüte aus. Sie gab sie ihm.
Der Mann spähte hinein, bevor er sie an jemanden auf dem Vordersitz weiterreichte. Er wandte sich wieder ihr zu und ließ den Blick lüstern über ihren Körper wandern. »Steigen Sie ein!«
Gelähmt vor Angst starrte sie ihn an.
»Falls Sie Ihren Freund je wiedersehen wollen«, fügte er hinzu.
Margot stieg ein.
26
Marcus hatte sich zurückgehalten.
Davy war von den Schlägen ins Gesicht entsprechend benommen und zerschunden, aber er wusste verdammt gut, wie viel schlimmer es hätte kommen können. Marcus sparte ihn für später auf. Vielleicht für Snakey. Vielleicht wartete er auch nur auf Margot, damit sie zusah. Besser nicht darüber nachdenken.
Die Bibliothek war inzwischen leer, bis auf ihn. Kaum vernehmbar herrschte irgendwo anders im Haus hektische Betriebsamkeit. Das Gebäude musste riesig sein.
Marcus hatte ihn geknebelt, bevor er gegangen war, und mit seinem Nasenbluten war das mühsame Atmen durch gurgelnde Flüssigkeit eine Qual.
Die Tür flog auf. Margot wurde mit verbundenen Augen und auf den Rücken gefesselten Armen ins Zimmer gestoßen. Sie stürzte auf die Knie und fiel auf ihr Gesicht. Einer der Gorillas, die ihn bei Krell überwältigt hatten, setzte sich rittlings auf sie und brachte ein Messer zum Vorschein. Er sah auf und bedachte Davy mit einem breiten Leck-mich-Grinsen, während er die Messerspitze langsam über ihre Wirbelsäule bis zu den Plastikmanschetten, die ihre Hände fixierten, gleiten ließ. Schnipp, durchtrennte die Klinge sie. Dann zerrte der Schläger Margot auf die Füße und nahm ihr die Augenbinde ab.
Heilige Scheiße! Ihr Make-up wirkte surreal.
Margot blinzelte und atmete scharf ein, als sie ihn entdeckte. Sie stürzte auf ihn zu. »Oh mein Gott, was haben sie dir …?«
Der Gorilla riss sie zurück. »Schön hiergeblieben.« Er warf von hinten seine dicken Arme um sie, legte die Hände auf ihre Brüste, drückte und zwickte sie. »Wie hübsch«, säuselte er. »Der Boss hat gesagt, ich kann mir jedes Vergnügen mit dir erlauben, solange wir es vor dem da tun.« Sein Kinn ruckte in Davys Richtung. »Kein Problem für mich. Zuschauer haben mich noch nie gestört. Ich stehe auf perversen Kram. Wir werden uns schon amüsieren.«
Davy begriff nun, welche Folter Marcus für ihn vorgesehen hatte. Dies war also die Hauptattraktion. Marcus hatte ihn dafür bei klarem, wachem Verstand haben wollen.
Margots Augen begegneten Davys für einen Moment, der zugleich unendlich lang und grausam kurz war. Plötzlich veränderte sie sich, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Die pure Emotion in ihren Augen, die ihm durch Mark und Bein gegangen war, verwandelte sich in ein strahlendes, seltsam unkoordiniertes Lächeln.
Seine Margot verschwand, und an ihre Stelle trat eine lächelnde sexy Puppe.
Sie bog den Rücken durch, presste die Hände des Kerls auf ihre Brüste und warf den Kopf gegen seine Schulter. Ihre Augen glitzerten, als stünde sie unter Drogen.
Er flehte Gott um eine Gelegenheit an, diese sadistischen Hurensöhne in kleine, blutige Fetzen zu reißen. Zorn wallte in ihm auf, bis der Druck größer war als jeder körperliche Schmerz, den er je empfunden hatte.
»Wenn wir uns so schnell näher kennenlernen wollen, solltest du mir deinen Namen verraten«, hauchte Margot mit rauchiger Stimme.
»Karel«, erwiderte der Mann und zwirbelte ihre Brustwarzen zwischen den Fingern.
Margot lächelte noch strahlender. »Ich stehe auf perversen Kram. Soll ich dir ein Geheimnis verraten, Karel?«
»Ich liebe Geheimnisse.« Er steckte ihr seine Zunge ins Ohr.
Sie lachte leise. »Während meiner Zeit am College habe ich mir durch Lapdancing etwas dazuverdient. Ich hatte Nacht für Nacht mehr
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