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Blick in Den Abgrund -3-

Blick in Den Abgrund -3-

Titel: Blick in Den Abgrund -3- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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Make-up aus der Plastiktüte und trug mit schlampiger Selbstvergessenheit flüssigen Lidstrich und Wimperntusche auf. Mit ihren dunklen Augenringen war der absichtlich verwischte Look die beste Lösung.
    Mit kühner Hand schminkte sie sich die Lippen, dann musterte sie sich kritisch im Spiegel und tupfte etwas von ihrem Lippenstift auf ihre Wangen, wo sie ihn kräftig verrieb, um ihnen ein wenig Farbe zu verleihen.
    Sie holte Mikeys Halsband aus ihrer Handtasche und legte es sich um. Es passte nur knapp. Sie schob das Medaillon nach hinten, steckte es unter das Leder und löste ein paar Nackenhaare aus dem Knoten, um es zu verbergen. Sie überprüfte das Endergebnis in dem mannshohen Spiegel und blinzelte überrascht mit ihren dick getuschten Wimpern.
    Donnerwetter! Nun ja, es war zumindest irgendein Look. Zwar keiner, den sie sich je für sich hätte vorstellen können, aber irgendwie schien er ihr angemessen, um ihrem Ende entgegenzutreten. Die knallroten Lippenstifttupfen auf ihren bleichen Wangen gaben ihr das dramatische Aussehen einer tuberkulosekranken Prostituierten aus dem 19. Jahrhundert, und das nietenbesetzte Hundehalsband rundete das Bild auf schockierende Weise ab. Sie wusste nicht, welche Botschaft sie damit aussandte, aber das war ihr auch egal. Sollten sich ruhig alle den Kopf zerbrechen.
    Sie fasste in ihren BH, um ihr Dekolleté anzuheben, und zog das Kleid ein paar Zentimeter nach unten. Retro-Tech-Punk trifft die Addams Family. Sie kam zu dem Schluss, dass sie mit ihrem Aussehen zufrieden war. Es war ein Fick-dich-Look. Ein kleines Extra, das sie ausgleichend in die Waagschale gegen ihre überwältigende Angst legen konnte.
    Aus ihren fünf Minuten waren sieben geworden. Jetzt gab es keinen Aufschub mehr. Sie leerte die Plastiktüte aus, steckte den Abdruck und die Gummihand hinein, nahm ihre Handtasche und rannte aus der Tür.
    Anfangs befürchtete sie, dass sie Schwierigkeiten haben würde, in ihrem Aufzug ein Taxi zu bekommen, aber kaum dass sie den Arm hob, hielt eines mit quietschenden Reifen neben ihr an. Der Taxifahrer warf ihr unaufhörlich faszinierte Blicke zu, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, den Gedanken zu verdrängen, dass Davy Schmerzen litt, um sich daran zu stören. Sie fischte den Fahrpreis aus ihrer Handtasche. Erstaunlich, wie sich ihr Verhältnis zu Geld verändert hatte, seit sie die Hoffnung aufgegeben hatte, die Nacht zu überleben. Sie brauchte nur noch den Betrag für ein Busticket, danach war ihr Geld nicht mehr wert als Monopolyscheine. Sobald sie das Taxi bezahlt hätte, könnte sie den Rest aus dem Fenster werfen. Nicht, dass noch viel zum Werfen übrig war.
    In ihrem Outfit war die Rosewell Avenue nicht gerade das beste Viertel, um aus dem Bus zu steigen und zehn Blocks zu Fuß zurückzulegen. Margot realisierte dies, kaum dass der Bus wieder anfuhr und den Blick auf einen Buch- und Videoladen für Erwachsene, ein ausschließlich von Männern frequentiertes Fitnessstudio und einen schmuddeligen Massagesalon freigab. Ganz zu schweigen von den spärlich bekleideten Damen, die sie von verschiedenen Straßenecken und Hauseingängen aus mit feindlichen Blicken durchbohrten. Die Plastiktüte fest an ihre Brust gedrückt, drehte sie sich einmal im Kreis und hielt nach der Person Ausschau, die sie observierte – ohne Erfolg. Sie straffte die Schultern und lief los. Während sie die Blocks, die sie zurücklegte, zählte, achtete sie sorgsam darauf, die starrenden Blicke, die ihr begegneten, nicht zu erwidern.
    Kaum zu glauben, wie anders Davys durchdringender Blick im Vergleich zu den plumpen Einschüchterungsversuchen dieser Idioten war. Es war der Unterschied zwischen echter und vorgetäuschter Macht. Davy war echt, heldenhaft und tapfer. Ihr zu sagen, dass sie fliehen sollte, während sie ihn quälten, war … Stopp – daran durfte sie nicht denken. Unkontrolliertes Schluchzen gehörte nicht zu ihrem Plan – nicht wenn sie nach nur noch drei Häuserblocks ihrem unaussprechlichen Schicksal gegenübertreten musste.
    Einen Fuß vor den anderen. Rissiger Asphalt unter ihren Schuhen. Zerbrochenes Glas, Spritzen, benutzte Kondome, Zigarettenkippen. Das Dröhnen der Straßenüberführung wurde lauter. Schweiß rann ihr den Rücken hinab. Die Farben reizten ihre Augen, die Gerüche drangsalierten ihre Nase. Abgase, Marihuana, Urin, verrottender Müll.
    Da war es, genau wie dieser Marcus gesagt hatte – der Autoteilehandel, das Lebensmittelgeschäft. Das Telefon

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