Blick in Den Abgrund -3-
Sekunden später kniete sie hinter Davys Stuhl und säbelte an dem stabilen Plastik herum.
»Hast du am College wirklich Lapdance gemacht?«, fragte er aufgebracht.
Sie lachte nervös. »Was bist du doch für ein Vollidiot! Diese dumme, irrelevante Frage hat dich gerade fünfzig Punkte gekostet.«
Eine körperlose Stimme ertönte aus dem Lautsprecher an der Wand. »Treten Sie zurück, und lassen Sie das Messer fallen, Margaret!«
Zu beiden Seiten des Raums wurden die Türen aufgestoßen, und mehrere Bewaffnete stürzten herein. Ein attraktiver, dunkelhaariger Mann folgte ihnen gemächlichen Schrittes. »Das war sogar noch unterhaltsamer, als ich erwartet hatte«, sagte er. »Ich sagte: Treten Sie zurück! Lassen Sie das Messer fallen, stehen Sie auf, und kommen Sie langsam auf mich zu. Ansonsten lasse ich McCloud auf der Stelle erschießen.«
Margots Blick zuckte zu den Schusswaffen. Sie legte das Messer weg und tat, wie ihr befohlen. Sie hätte wissen müssen, dass es so einfach nicht sein konnte. Jetzt hatte sie ihre letzte Trumpfkarte ausgespielt. Tja. Sie war auf das hier gefasst gewesen.
Zeit für Tamaras kaltschnäuziges, beruhigendes Mantra. Keine Hoffnung, keine Angst. Ihr schlotterten die Knie, aber sie versuchte trotzdem, den Rücken gerade zu halten.
Der Mann musterte sie mit kritischem Blick. »Sie haben Ihren Stil verändert.«
»Kennen wir uns?«, fragte Margot kühl. »Wie könnten Sie meinen Stil kennen?«
»Ich habe Fotos von Ihnen gesehen. Ich habe Sie studiert – vor dieser Sache mit Caruso. Damals habe ich Sie bewundert. Sie waren elegant. Heute sehen Sie wie eine cracksüchtige Hure aus.«
Margot zuckte die Achseln. »Vor dem Gesetz auf der Flucht zu sein, ist nicht so einfach für eine Garderobe«, spottete sie. »Ich nehme an, Sie sind Marcus? Der kranke Scheißkerl, der Craig und die arme Mandi ermordet hat?«
»Was für harsche Worte!« Marcus kicherte. »In Wahrheit hat Faris – der Mann, den Sie Snakey nennen – die Taten begangen. Er ist mein jüngerer Bruder, der Krieger der Familie. Ich selbst bin nur ein sanftmütiger Wissenschaftler.«
Margots Blick huschte über die Schusswaffen, die auf sie gerichtet waren, dann zu Davys zerschlagenem Gesicht. »Ja, schon klar«, murmelte sie. »Sanft wie ein Lämmchen.«
»Sie gehen recht unbarmherzig mit Männern um«, bemerkte Marcus in neckendem Tonfall. »Erst der arme Faris und jetzt Karel.« Er tätschelte Karels Schulter. Der bewusstlose Mann rutschte seitlich vom Stuhl und schlug hart auf dem Boden auf. »Und McCloud steht völlig unter Ihrem Bann. Sie sind eine echte Femme fatale.«
»Wohl kaum.«
»Sie brauchen sie nicht länger«, warf Davy ein. »Lassen Sie sie gehen!«
Marcus gab seinen Männern ein Zeichen. »Knebelt ihn wieder! Er langweilt mich.« Er wandte sich Margot zu und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich wollte sowohl McCloud als auch Faris eine Lektion erteilen, indem sie Ihnen und Karel zusehen sollten. Es sind beides solch steinzeitliche, besitzergreifende Menschen. Doch wie gewohnt, haben Sie mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.« Marcus bückte sich und hob die Haarnadel mit der winzigen Düse auf, die auf den Teppich gefallen war, als sie nach Karels Messer gesucht hatte. Er inspizierte sie von allen Seiten, bevor er sie einsteckte. »Ein raffiniertes kleines Ding.«
»Sie haben, was Sie wollten«, sagte sie. »Lassen Sie uns gehen.«
»Sie wissen, dass ich das nicht tun kann. Ich bin sicher, das wussten Sie schon, bevor Sie herkamen. Sie sind nicht dumm.«
Ihre vage Hoffnung wich knallhartem Fatalismus. Wenn sie schon sterben musste, konnte sie zumindest ihre Neugier befriedigen. »Also hat Craig mit Ihnen zusammengearbeitet? Ihr habt gemeinsam irgendeine Schweinerei ausgeheckt?«
»Nein. Er hat nicht mit mir zusammengearbeitet. Er hat für mich gearbeitet«, korrigierte Marcus sie scharf. »Dieser feine Unterschied hat ihn nämlich das Leben gekostet.«
»Ich verstehe«, murmelte sie. »Er fand eine Möglichkeit, Krells Sensoren zu überlisten?«
»Er entwickelte die perfekte Technik«, bestätigte Marcus. »Elegant, hochmodern, und sie berücksichtigte alles: den optischen Scanner, das EKG, den Wärme- sowie den Drucksensor, die Pulsoximetrie, den elektrischen Widerstand, den Ultraschall, einfach alles. Er war wirklich ein Genie.«
»Indem er eine künstliche Hand benutzte?«, hakte sie nach. »Wie die, die ich Ihnen gebracht habe?«
»Aber nein. Viel besser. Wir fertigten einen
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