Blick in Den Abgrund -3-
auszustrahlen, warf sie den Kopf nach hinten. »Das war der Besitzer des Lokals, in dem ich stundenweise arbeite. Ich hätte mittlerweile dort sein müssen, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Gut möglich, dass ich gerade gefeuert wurde.« Sie verbarg das Gesicht in ihren Händen. »Das fehlte mir gerade noch. Kann es echt noch schlimmer kommen?«
»Ja«, sagte er schlicht.
Sie schaute ungläubig hoch. »Du hast wirklich ein Talent, mich aufzuheitern. Das war eine rhetorische Frage, McCloud!«
»Stell keine Fragen, auf die du die Antwort nicht hören möchtest.«
»Du bist wirklich ein Trost«, meinte sie säuerlich. »Ein kleiner wärmender Sonnenstrahl.«
»Trost hilft dir im Moment nicht.« Er ließ seine Stimme hart klingen. »Du brauchst die Polizei. Wenn du keine echte Hilfe willst, bitte auch nicht um Trost.«
Sie setzte Mikey ab und putzte sich die Nase. »Das würde ich lieber vermeiden. Ich neige dazu, bei den Bullen anzuecken. Autoritätsprobleme. Überstrenger Vater. Du weißt, was ich meine.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das tue ich nicht. Aber wenn du schon nicht den Mut hast, mir die Wahrheit zu sagen, beleidige wenigstens meine Intelligenz nicht, indem du mir einen Haufen Müll auftischst.«
Sie zuckte zusammen, dann sah sie ihn mit trotzigem Blick an. »Könntest du damit aufhören?«
»Womit denn?«
»Hat dir noch nie jemand gesagt, dass es unhöflich ist, Menschen so anzustarren? Ich halte dieser Art von Röntgenblick heute nicht stand. Ich habe noch nicht mal Make-up aufgelegt.«
Er senkte den Blick zu seiner Kaffeetasse. »Entschuldige«, sagte er. »Offenbar kann ich nicht aufhören, dich anzusehen. Ich finde dich … interessant.«
Sie wirkte skeptisch, aber ihre Mundwinkel zuckten. »Interessant, hm? Das ist eins dieser hinterhältigen doppeldeutigen Worte. Inwiefern interessant? Interessant wie fleischfressende Bakterien? Interessant wie etwas aus Akte X ?«
»Lass es mich anders ausdrücken«, entgegnete er ruhig. »Faszinierend.«
Sie schnaubte. »Jetzt hör schon auf. Faszinierend, leck mich am Arsch!«
»Jederzeit«, sagte er, bevor er sich bremsen konnte.
Sie erstickte hinter vorgehaltener Hand ein Lachen. »Sieh mal an, wer hier charmant sein will. Beschränk dich lieber auf das, was du kannst, McCloud. Du taugst nicht zum Komödianten.«
Es freute ihn, dass er sie zum Lachen gebracht hatte, wenn auch um den Preis, als Trottel dazustehen. »Bitte nenn mich Davy.«
»Davy.« Sie sagte den Namen langsam, als wollte sie ihn schmecken.
Er fasste über den Tisch und nahm ihre grazile, kühle Hand in seine. »Möchtest du reden, Margot? Du kannst dich auf meine Verschwiegenheit verlassen.«
Sie zögerte mit bebenden Lippen, bevor sie ihm ihre Hand entzog. »Nein. Nicht jetzt. Es ist eine lange Geschichte, und ich komme zu spät zur Arbeit.« Ihre Stimme wurde sachlich. »Ich habe dich zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett geholt …«
»Ich stehe immer früh auf«, versicherte er.
»Ich weiß deine moralische Unterstützung wirklich zu schätzen, aber falls dich die Pflicht ruft, musst du nicht länger bleiben. Das Schlimmste habe ich überstanden. Jetzt muss ich nur noch irgendwie den Tag in Angriff nehmen.«
Er hätte vor Frust schreien können. Sie war so nahe daran gewesen, sich ihm anzuvertrauen. »Wir könnten irgendwo frühstücken gehen«, schlug er vor.
Der Gedanke an Essen ließ sie erschaudern. »Gott, nein! Ich muss irgendwie dieses Blut beseitigen, Mikey in die Tierpension bringen und zusehen, dass ich noch rechtzeitig zur Arbeit komme, um meinen Job zu retten, vielleicht könntest du also einfach …«
»Ich kenne einen guten Reinigungsdienst, der sich um deine Veranda kümmern könnte«, meinte er. »Und ich habe eine Bekannte in einem unabhängigen Kriminallabor. Ich werde eine Probe von dem Blut nehmen und sie analysieren lassen. Du weißt nicht, von wem oder was es stammt. Zieh diese Sache nicht im Alleingang durch, sondern lass Profis ran.«
Sie wirkte unsicher. »Ich denke auch nicht, dass ich es im Alleingang durchziehen sollte, nur kann ich es mir nicht leisten …«
»Es sind Freunde von mir«, insistierte er. »Sie werden mir einen fairen Preis machen.«
In ihren Augen lag misstrauische Verwirrung. »Tu das nicht, Davy«, bat sie leise. »Es ist lieb von dir, aber … lass es einfach! Ich werde mich darum kümmern, sobald ich zurück bin.« Sie schluckte runter, was auch immer sie noch hatte sagen wollen, schüttelte den Kopf und
Weitere Kostenlose Bücher