Blick in Den Abgrund -3-
seinem Trieb nachgegeben.
Doch Faris war anders. Puren, animalischen Sex fand er abstoßend. Sein Verlangen spielte sich auf einer höheren Ebene ab. Er durfte Haight nicht töten, denn das würde Marcus’ kostbaren Plan ruinieren, aber sein Bruder hatte nicht konkret gesagt, dass Haights Geliebte tabu war. Solange Faris keine Schweinerei anrichtete, konnte er seiner Begierde die Zügel schießen lassen. Niemand würde es erfahren. Noch nicht mal Takeda selbst.
Faris setzte sich neben die schlafende Frau und tätschelte sie fast liebevoll. Welch angenehm weiche Haut! Sie lag auf der Seite, mit dem Arm über ihrem Kopf. Sie war so dünn, dass er jede Rippe ausmachen konnte. Ihre Brüste waren kaum mehr als überschüssige Fleischfalten an ihrem Oberkörper, gekrönt von zwei braunen Nippeln.
Nach wenigen Sekunden kam die Inspiration. Er zog einige Nadeln aus seiner Manschette. Eine in jede Halsseite, um den einen Qi-Fluss zu blockieren und den anderen zu verstärken. Dann ein schneller, scharfer Stich mit der Fingerspitze zwischen die achte und neunte Rippe.
Takeda bäumte sich wimmernd auf, erwachte jedoch nicht.
Er hatte ihre Haut kaum berührt, und der Stich würde höchstens einen blauen Fleck hinterlassen, aber die Schockwelle traumatischer Energie, die er in ihren Körper geleitet hatte, war ausreichend, um einen Milzriss zu verursachen.
Es würde circa drei Tage dauern, bis sich die Bindegewebskapsel, die dieses Organ umgab, mit Blut füllte. Als Nächstes würden die inneren Blutungen einsetzen, der Blutdruck plötzlich abfallen, und dann adieu, Dr. Takeda. Zu jung, um auf solch rätselhafte Weise zu sterben. Wie traurig!
Nun war alles gut. Jetzt konnte er sich entspannen, klarer denken. Er sammelte seine Nadeln ein, knipste das Licht aus und verließ das Haus, ohne zu vergessen, die Türen wieder zu verschließen.
Es wurde Zeit, seine Aufmerksamkeit wieder Margaret zuzuwenden. Er war so aufgebracht über ihre Charakterschwäche, dass die Vorstellung, wie Marcus sie verhörte, ihn weniger mitnahm als zuvor. Sie verdiente es, bestraft zu werden.
Er würde sie selbst befragen, unter Zuhilfenahme seiner Nadeln. Sie würde lernen, was es bedeutete, ihn zu hintergehen. Er hatte versucht, sanft mit ihr umzugehen, und dafür Schmerzen in Kauf genommen. Es war nicht seine Schuld, wenn sie alles verdarb.
Die dumme Schlampe! Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben.
Margot wachte auf und war orientierungslos. Sie konnte sich kaum erinnern, wer sie war, geschweige denn, wo. Sie wusste lediglich, dass sie sich schlapp und schwerelos fühlte, so als würde sie treiben. Gleichzeitig fühlte sie sich ungewöhnlich wohl, eingekuschelt in ein weiches … was? Oh Wunder! Es war ein Bett. Ein echtes Bett. Ein sehr hübsches noch dazu.
Sie rollte sich auf den Rücken und sah sich um. Das Bett war riesig. Sie verlor sich darin. Das Mondlicht sickerte durch die großen Fenster eines geräumigen, schlicht möblierten Zimmers. Draußen beleuchtete der Mond die schimmernde Weite des Sees. Dann entdeckte sie Davy, der neben dem Bett auf einem einfachen Stuhl mit gerader Rückenlehne saß. Sein Gesicht war in der Dunkelheit verborgen, aber sie spürte seine Anspannung. Er war hellwach und beschützte sie.
In einer kalten, dunklen Welle strömte die Erinnerung zurück in ihren Kopf. Der Anhänger. Bart Wilkes Leichnam. Sie verspürte Angst.
»Ruh dich aus«, murmelte Davy. »Es ist alles gut. Ich passe auf dich auf. Schlaf weiter.«
Netter Versuch. Sie nahm aus Prinzip keine Befehle entgegen, aber Davy wollte es einfach nicht kapieren. Sie setzte sich auf und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Sie wollte etwas zu ihm sagen, aber die widerstreitenden Gefühle in ihr waren zu gefährlich, um sie in Worte zu kleiden.
»Ich erwarte nichts von dir«, fuhr er fort. »Absolut gar nichts. Deshalb schlaf jetzt weiter. Ich halte Wache.«
Seine Worte bewirkten, dass ihr warm ums Herz wurde. Sie schälte sich aus den Decken und schlüpfte aus dem Bett. »Weißt du was, Davy? Das ist das Süßeste und Sinnlichste, das je ein Mann zu mir gesagt hat.«
Sie sah ein Aufblitzen auf seinem Gesicht, das ein Lächeln hätte sein können. »Tatsächlich?«
»Tatsächlich. Es war ritterlich, galant und selbstlos.« Sie griff an den Saum ihres dünnen Tanktops und rollte es nach oben. »Funktioniert dieses Sprüchlein immer so gut?« Sie zog das Oberteil über ihren Kopf. »Reißen sich die Frauen jedes Mal die Klamotten vom Leib,
Weitere Kostenlose Bücher