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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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musste heftig blinzeln und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, beobachtete Kevin mich voller Mitgefühl.

    Zum Lunch fuhr ich nach Hause, und als ich zurückkam und gerade auf dem Personalparkplatz aus meinem Wagen gestiegen war, stand plötzlich wie aus dem Nichts Daniel neben der Motorhaube. Heathers Tasche hing über seiner Schulter, in der einen Hand hielt er einen Karton, mit der anderen umklammerte er ihr Hochzeitsfoto, das neben ihrem Bett gestanden hatte. Hatte er auf mich gewartet?
    »Daniel! Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Seine Augen waren gerötet und das Haar war zerzaust. Er hatte sich nicht rasiert und offensichtlich seit Tagen nicht geschlafen. Als er mich ansah, ließ mich die brennende Trauer in seinem Blick beinahe zurücktaumeln.
    »Nein, es ist nicht alles in Ordnung, Dr. Lavoie. Aber im Grunde ist es Ihnen ja auch egal, nicht wahr? Ihr Job ist erledigt, warum sollten Sie sich also jetzt noch um mein Leben scheren?«
    In seiner Stimme schwang etwas mit, das mir Angst machte, als stünde er gefährlich nahe davor durchzudrehen. Adrenalin rauschte durch meinen Körper, mein Magen zog sich zu einem harten Knoten zusammen. Ich packte meinen Schlüsselanhänger fester, den Finger über dem Panikknopf.
    »Natürlich sorge ich mich um Sie, Daniel. Ich weiß, dass es furchtbar schmerzhaft sein muss …«
    Er trat einen Schritt auf mich zu. » Gar nichts wissen Sie. Weder über mich noch über meine Frau. Für Sie war sie nur irgendeine Patientin, aber für mich war sie alles.« Seine Stimme brach, und er verstummte. Dann schüttelte er den Kopf und drückte die Brust raus. »Sie und Ihre verdammten Leute haben sie sterben lassen. Ich werde jeden einzelnen Mitarbeiter dieses Krankenhauses verklagen.«
    Ich saß zwischen meinem Auto und dem daneben fest, hinter mir war mir der Weg durch eine Betonmauer versperrt. Ich hoffte, dass der Sicherheitsdienst etwas bemerkte oder dass irgendjemand seinen Wagen hier parkte, aber als ich mich umschaute, war der Parkplatz leer.
    »Möchten Sie mit hineinkommen und darüber reden?«, sagte ich leise und mit besänftigender Stimme.
    »Was gibt es denn da noch zu reden?« Wütend und hektisch atmend sah er mich an. »Sie ist tot, und nichts wird sie zurückbringen.«
    Ich wollte ihm helfen, wollte ihm erklären, was es mit Depressionen und chronisch suizidalen Menschen auf sich hatte, wollte ihm verdeutlichen, welchen verheerenden Einfluss Zentren wie das River of Life auf jemanden haben konnten, der bereits unter einer affektiven Störung litt. Doch die ganze Situation und die Verzweiflung in seinem Blick überforderten mich, ganz zu schweigen von meiner eigenen Reue und Trauer. Laut dem Anwalt des Krankenhauses hätte ich nicht einmal diese Unterhaltung führen dürfen.
    Daniel war klug genug, um das zu begreifen. »Es wären ohnehin nur Lügen. Sie werden mir nicht erzählen, was wirklich geschehen ist – niemand aus dem Krankenhaus wird das.«
    »Daniel, es tut mir wirklich leid, aber –«
    »Ich will keine weiteren Rechtfertigungen mehr hören. Ich habe Ihnen vertraut.« Die Worte trafen mich, und meine Angst wuchs, als er einen weiteren Schritt auf mich zukam. »Ich dachte, sie würde wieder gesund werden.« Seine Stimme wurde lauter. Ich hatte Angst, aber zugleich hoffte ich, dass er dadurch jemanden auf uns aufmerksam machen würde. »Was ist passiert? Ich verstehe einfach nicht, was passiert ist.« Die Hand, die den Karton hielt, zitterte, Tränen quollen ihm aus den Augen.
    Eine kräftige Männerstimme ertönte. »Hey, alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Mit energischen Schritten kam Kevin auf uns zu. Vor Erleichterung lehnte ich mich gegen mein Auto. Daniel zog sich langsam zurück und wischte sich über die Augen. Als Kevin uns erreicht hatte, sagte er: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin fertig mit euch allen.«
    »Dann sollten Sie jetzt wohl besser nach Hause fahren.«
    Daniel drehte sich um und machte noch einmal einen Schritt auf mich zu. Ich hielt den Atem an, Kevins Körper versteifte sich ebenfalls. Doch Daniel hielt mir nur ein Foto hin. »Ich möchte, dass Sie das hier nehmen.« Er streckte es mir mit mehr Nachdruck erneut entgegen. Ich nahm das Bild. Er nickte einmal, dann drehte er sich um und ging zum Hauptparkplatz.
    Kevin und ich schwiegen einen Moment und sahen ihm nach, dann sah Kevin mich an. »Alles in Ordnung?«
    Ich nickte. »Mir fehlt nichts.«
    Er sah mir in die Augen und hob eine Augenbraue. Er wusste genau, dass ich

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