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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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Abkürzungen bei dieser Art von Verlust. Ich möchte nicht, dass Sie das für den Rest Ihres Lebens mit sich herumschleppen. Es ist schwierig, echtes Glück zu finden, wenn Sie Ihre Trauer nicht verarbeitet haben.«
    »Dort hat irgendwie alles einen Sinn ergeben, aber hier draußen …« Er schüttelte den Kopf. »Da drin hatte ich eine Aufgabe. Ich habe Menschen geholfen.«
    »Daniel, ich verstehe, dass Sie im Moment nach Antworten suchen und dass Sie leiden. Aber manchmal versuchen Menschen in Trauer den Verlust zu ersetzen, ohne ihre Gefühle zu verarbeiten …«
    »Ich versuche nicht, Heather zu ersetzen. Es ist nur so, dass ich hier draußen nichts habe. Aber im Zentrum habe ich Freunde, Menschen, die sich um mich sorgen und die möchten, dass ich zurückkomme.«
    »Was die von Ihnen wollen und was Sie möglicherweise brauchen, können zwei ganz verschiedene Dinge sein. Ich weiß, dass Sie viel für die Kommune gearbeitet haben und …«
    »Das ist nicht der Grund, weshalb sie möchten, dass ich zurückkomme.« Er runzelte die Stirn. »Warum hassen Sie das Zentrum so sehr?«
    Ich überlegte, was ich am besten darauf antworten sollte. »Ich hasse das Zentrum nicht, Daniel. Ich mache mir nur Sorgen, dass Aarons Überzeugungen zwar im spirituellen Gewand daherkommen, aber in Wirklichkeit nur ihm selbst nützen und Ihnen und anderen nur noch mehr Kummer bereiten könnten.«
    »Wie meinen Sie das?« Er setzte seine Tasse ab.
    Es war nicht der beste Zeitpunkt, ein Thema anzusprechen, das ihn verärgern und mich aufwühlen könnte, aber ich fand, dass er die Wahrheit erfahren sollte. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee, um mich zu stärken. »Dieses Zentrum und Aaron sind nicht das, wofür Sie es halten. Früher …« Ich zögerte, wie ich es formulieren sollte. »Er hat ein junges Mädchen sexuell missbraucht. Möglicherweise gibt es noch weitere Opfer.«
    »Das ist unmöglich.« Er sah mich schockiert und wütend an. »So etwas würde Aaron niemals tun.«
    »Es ist wahr. Ich wünschte, es wäre anders, aber es stimmt.«
    »Und warum haben wir dann nie etwas davon gehört? Er ist niemals verhaftet worden. Für mich hört sich das nach einer Lüge an.« Er schüttelte den Kopf. »Es kann nicht wahr sein.«
    »Es wurde Anzeige gegen ihn bei der Polizei erstattet.« Er war Aaron gegenüber immer noch sehr loyal. In seiner Trauer konnte er womöglich keinen weiteren Verlust verkraften.
    Verwirrt zog er die Brauen zusammen, als er versuchte, die Neuigkeit zu verdauen. »Haben die ihn verhaftet?«
    »Noch nicht, es gibt noch nicht genügend Beweise, aber ich habe mit ein paar Leuten in Shawnigan gesprochen.« Ich nannte ihm die wichtigsten Fakten, über die Mädchen, die ihre Aussage zurückgezogen hatten, und über Mary, ohne jedoch Willow zu erwähnen. »Ich bin überzeugt, dass noch mehr zutage kommen wird.«
    »Wurde in irgendeinem der Fälle Anklage gegen ihn erhoben?«
    »Nein, bis jetzt noch nicht.«
    Seine Miene war ernst. »Es könnten also Lügen sein.«
    Als ich ihn über den Tisch hinweg musterte, wurde mir klar, dass viele Menschen so reagieren würden. Doch nicht Aaron, so etwas würde er nie tun. Das könnte er gar nicht. Aber ich wusste, dass er es getan hatte. Ich überlegte, ihm von meinen Erfahrungen zu erzählen, aber es schien mir nicht richtig zu sein, nicht bei unserer Geschichte und seiner Verbindung zur Kommune.
    »Das bezweifle ich, Daniel. Ich weiß mit Sicherheit, dass er mindestens ein junges Mädchen missbraucht hat.« Ich hielt seinem Blick stand.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schob seine Tasse vor, als wollte er meine Worte abblocken. »Unmöglich. Das glaube ich nicht.«
    Er wollte es nicht glauben. Ich lehnte mich ebenfalls zurück. Mit einem Mal fühlte ich mich ungeheuer müde. Seit ich letzte Woche den grünen Truck vor meinem Haus gesehen hatte, wachte ich nachts mehrere Male auf, lauschte bei jedem Fahrzeug, das vorbeifuhr, und hielt den Atem an, bis es verschwunden war. Gestern Abend hatte ich zwei weitere Anrufe von einer unbekannten Nummer erhalten, und jedes Mal war aufgelegt worden, sobald ich abnahm. Für den Fall, dass es etwas mit dem Überfall auf mich in Nanaimo zu tun hatte, hatte ich mit der Polizei dort gesprochen, aber sie hatten keine neuen Spuren. Sie sagten mir, dass ich die Anrufe markieren könnte, in dem ich gleich im Anschluss die *57 drückte, dann würde mein Telefonprovider ihnen die Verbindungsdaten zur Verfügung stellen. Doch sie konnten nur

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