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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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etwas kaufen sollte. Dann hatte er gehört, wie sie diese kleinen Laute von sich gab, so etwas wie ein anerkennendes, doch kaum hörbares ›Mmm, mmm, mmm, mmm‹.
    Anfangs dachte sie, sie mache das zu seiner Erheiterung. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er merkte, dass er mit seiner Annahme danebenlag und dass ihr selbst gar nicht bewusst war, dass sie solche Laute von sich gab.
    Als ihm das klar wurde, hatte er plötzlich das Gefühl, als wolle sein Herz vor Freude und Liebe zerspringen; er drehte sich ihr zu, nahm sie in die Arme, drückte sie an sich und lachte über den überraschten, verwirrten, blinzelnd glücklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    ~Quil?~
    ~Entschuldigung. Ja.~
    Jemand lachte am Galerieboden unter ihnen; es war ein hohes, kehliges Frauenlachen, unverhalten und rein. Er hörte es ringsum von der harten Oberfläche der eingeschlossenen Straße widerhallen und erinnerte sich an einen Ort, wo es überhaupt kein Echo gab.
     
    Am Abend vor ihrer Abreise betranken sie sich; Estodus Visquile mit seinem umfangreichen Gefolge, einschließlich des wuchtigen, weißpelzigen Eweirl, und er. Am nächsten Morgen musste er sich von einem lachenden Eweirl aus dem Bett helfen lassen. Nachdem er ausgiebig kalt geduscht hatte, war er wieder einigermaßen bei sich; er wurde geradewegs zum Vertikalen Trans-Orbit-Lifter gebracht, dann zum Sub-Orbital-Feld und von dort zur Abflugplattform der Stadt Äquatorrampe, von wo aus sie ein Linienflug zu einem kleinen Orbiter brachte. Ein entmilitarisiertes ehemaliges Marine-Kaperschiff erwartete sie. Sie hatten das System verlassen und befanden sich bereits auf dem Weg in den tiefen Raum, noch bevor sein Kater nachgelassen hatte, und ihm wurde bewusst, dass er für die Mission auserwählt worden war, worin immer diese auch bestehen mochte, und schließlich fiel ihm auch wieder ein, wie die vergangene Nacht abgelaufen war.
    Sie befanden sich in einer alten Messe; der Raum war auf antiquierte Weise ausgeschmückt mit den Köpfen verschiedener Jagdtrophäen, die an drei Wänden hingen. Die vierte Wand bestand ganz aus einer Glastür, die sich auf eine schmale Terrasse mit Ausblick aufs Meer öffnete. Es wehte ein warmer Wind, und alle Türflügel waren geöffnet, die Luft trug den Geruch des Meers in die Bar. Zwei Geblendete Unsichtbare Diener, bekleidet mit weißen Hosen und Jacken bedienten sie, brachten verschieden starke Sorten von fermentierten oder destillierten Schnäpsen, die zu einem traditionellen Saufgelage gehörten.
    Das Essen war spärlich und salzig, wiederum wie es die Tradition gebot. Trinksprüche wurden ausgebracht, man vergnügte sich mit Trinkspielen, und Eweirl und ein anderer Partyteilnehmer, der beinahe genau so kräftig gebaut war wie der Weißpelzige, balancierten von einem Ende der Terrasse zum anderen auf der Brüstungsmauer, von der es auf der einen Seite zweihundert Meter in die Tiefe ging. Der andere stürzte als Erster; Eweirl machte seine Sache etwas besser, indem er auf halber Strecke Halt machte und einen Becher Schnaps hinunterkippte.
    Quilan trank nur die Mindestmenge, die verlangt wurde, und fragte sich, wozu das alles gut sein sollte; im Stillen hegte er den Verdacht, dass diese scheinbar fröhliche Feier in Wirklichkeit Teil eines Tests war. Er versuchte, sich nicht allzu sehr als Spielverderber zu erweisen, und nahm an einigen der Trinkspiele teil, allerdings mit einer aufgesetzten Begeisterung, die seiner Meinung nach leicht zu durchschauen sein musste.
    Die Nacht nahm ihren Lauf. Nach und nach begaben sich die Leute zu ihren Ringelpolstern. Nach einer Weile waren nur noch Visquile, Eweirl und er übrig; sie wurden von dem größeren der beiden Unsichtbaren bedient, einem männlichen Wesen, das noch wuchtiger war als Eweirl und das sich mit erstaunlicher Geschicklichkeit zwischen den Tischen hindurchmanövrierte; sein mit einem grünen Band umwickelter Kopf schaukelte nach allen Seiten, und mit seiner weißen Kleidung sah er in dem trüben Licht aus wie ein Gespenst.
    Eweirl stieß ihn ein paarmal an, und beim zweiten Mal war er die Ursache, dass der Diener ein Tablett mit Gläsern fallen ließ. Als das geschah, warf Eweirl den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Visquile blickte wie die nachsichtigen Eltern eines verwöhnten, ungezogenen Kindes drein. Der große Diener entschuldigte sich, tastete sich zur Bar und kam mit einer Schaufel und einem Besen zurück.
    Eweirl kippte noch einen Becher Schnaps in sich hinein und sah zu,

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