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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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verbrachte viel Zeit im Gymnastikraum des Schiffs. Eweirl ebenfalls, obwohl sie nur selten ein paar Worte wechselten. Quilan hatte ihm wenig zu sagen, und Eweirl machte das anscheinend nichts aus. Sie strampelten und hantelten und wuchteten und turnten und liefen und schwitzten und keuchten und badeten im Staub und duschten nebeneinander und nahmen dabei die Anwesenheit des anderen kaum zur Kenntnis. Eweirl trug Ohrstöpsel und ein Visier, und manchmal lachte er während der Übungen oder brummte zufrieden vor sich hin.
    Quilan missachtete ihn.
    Eines Tages, als er sich nach dem Staubbad abbürstete, kullerte eine Schweißperle von seinem Gesicht und glänzte im Staub wie ein Kügelchen aus schmutzigem Quecksilber; sie tropfte in die Kuhle zu seinen Füßen. Sie hatten sich einmal in einem Staubbad gepaart, während ihrer Flitterwochen. Damals war ein Tropfen ihres süßen Schweißes genau so herabgefallen und mit einer Schönheit wie flüssige Seide in die weiche graue Kuhle gefallen, die sie geschaffen hatten.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er ein schmachtendes Stöhnen von sich gegeben hatte. Er sah zu Eweirl im Haupttrakt des Gymnastikraums hinüber, in der Hoffnung, dass dieser nichts gehört hatte, doch der Weißpelzige hatte die Ohrstöpsel und das Visier abgenommen und sah ihn grinsend an.
     
    Nach fünftägiger Reise führte das Kaperschiff ein Rendezvous durch. Das Schiff fuhr sehr leise und bewegte sich merkwürdig, als ob es sich auf festem Boden befände, jedoch von einer Seite zur anderen rutschte. Es waren Stöße zu hören, dann Zischlaute, dann erstarb der größte Teil der übrigen Geräusche des Gefährts. Quilan saß in seiner kleinen Kabine und versuchte, auf seinem Bildschirm die Außensicht zu empfangen; nichts. Er versuchte es mit der Navigationsinformation, aber auch dieser Zugang war geschlossen. Noch nie zuvor war es ihm so unangenehm aufgefallen, dass Schiffe weder Fenster noch Luken hatten.
    Er traf Visquile auf der kleinen und elegant-schlichten Brücke des Schiffs an, wo dieser einen Datenclip aus der manuellen Steuerkonsole des Schiffs zog und ihn in seinem Gewand verschwinden ließ. Die wenigen Datenbildschirme, die auf der Brücke noch eingeschaltet waren, erloschen blinkend.
    »Estodus?«, fragte Quilan.
    »Major«, sagte Visquile. Er fasste Quilan am Ellbogen. »Wir fahren ein Stück per Anhalter.« Er hielt die Hand hoch, als Quilan den Mund aufmachte, um zu fragen wohin. »Am besten fragen Sie nicht, mit wem oder wohin, Major, weil ich es Ihnen nicht sagen kann.« Er lächelte. »Tun Sie einfach so, als wären wir immer noch mit eigener Kraft unterwegs. Das ist am leichtesten. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wir sind hier drin sehr sicher. Sehr sicher, in der Tat.« Er berührte mit seinem Mittelglied Quilans Mittelglied. »Wir sehen uns zum Essen.«
     
    Weitere zwanzig Tage vergingen. Seine körperliche Verfassung wurde immer besser. Er beschäftigte sich mit Altertumsgeschichte der Betroffenen-Kaste. Als er eines Tages aufwachte, war das Schiff um ihn herum plötzlich laut. Er schaltete den Kabinenbildschirm an und sah das All. Die Navigationsbildschirme waren immer noch nicht verfügbar, doch er betrachtete die Außensicht des Schiffs mittels verschiedener Sensoren aus verschiedenen Winkeln und erkannte nichts, bis er eine faserige Y-Form sah und wusste, dass sie sich irgendwo in den Außenbezirken der Galaxis befanden, in der Nähe der Wolken.
    Was immer sie innerhalb von zwanzig Tagen hier hergebracht hatte, musste viel schneller sein als ihre eigenen Schiffe. Er machte sich Gedanken darüber.
     
    Das Kaperschiff war von einer Vakuumblase im weiten blaugrünen Raum umgeben. Ein schaukelnder Atmosphärenschlauch mit einem Durchmesser von drei Metern schwebte langsam heran, um sich an ihre äußere Luftschleuse anzupropfen. Auf der anderen Seite der Röhre schwebte etwas, das aussah wie ein kleines Luftschiff.
    Die Luft war anfangs kalt, als sie den Durchgang durchschritten, wurde jedoch allmählich wärmer, je näher sie dem Luftschiff kamen. Die Atmosphäre fühlte sich dick an. Unter ihren Füßen federte der Lufttunnel so nachgiebig und gleichzeitig fest wie Holz. Er trug sein bescheidenes Gepäck selbst; Eweirl trug zwei riesige Reisetaschen, als ob sie Aktentaschen wären, und Visquile wurde von einer zivilen Drohne begleitet, die seine Taschen trug.
    Das Luftschiff war vielleicht vierzig Meter lang; eine einzige riesige ellipsoide Form in dunklem

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