Blicke windwärts
an der Sie sich jetzt befinden, zu der Stelle bewegen, wo die Tasse war, als Sie sie vor einigen Augenblicken gesehen haben – denken Sie all das, Quilan?«
»… Ja.«
»Senden!«
Stille folgte.
»Haben Sie gesendet?«
»Nein, Estodus. Ich glaube nicht. Nichts ist geschehen.«
»Wir warten. Anur sitzt am Tisch und betrachtet die Tasse. Vielleicht haben Sie den Gegenstand gesandt, ohne es zu wissen.« Sie saßen noch eine Weile so da.
Dann seufzte Visquile und sagte: »Denken Sie an die Tasse. Denken Sie an das Innere der Tasse, denken Sie an den Hohlraum, der die Form des Innern der Tasse…«
»Ich schaffe das nie, Estodus. Ich kann das verdammte Ding nirgendwohin senden. Vielleicht ist der Seelenhort kaputt.«
»Das glaube ich nicht. Denken Sie an die Tasse…«
»Lassen Sie sich nicht entmutigen, Major. Kommen Sie, essen Sie was. Mein Volk kommt ursprünglich von Sysa. Es gibt ein altes sysanisches Sprichwort, das lautet: die Suppe des Lebens ist salzig genug, ohne dass man noch Tränen hinzufügen muss.«
Sie befanden sich im kleinen Refektorium der Seelenhimmel, an einem Tisch, getrennt von den paar anderen Mönchen, deren Wachplan jetzt für sie Mittagspause vorsah. Sie hatten Wasser, Brot und Fleischbrühe. Quilan trank sein Wasser aus der schlichten weißen Keramiktasse, die er den ganzen Morgen lang als Ziel seiner Dislozierungs-Bemühungen benutzt hatte. Er starrte sie trübsinnig an.
»Ich mache mir Sorgen, Estodus. Vielleicht ist etwas schief gelaufen. Vielleicht habe ich nicht die richtige Art von Phantasie oder so, ich weiß nicht.«
»Quilan, wir versuchen etwas zu tun, was noch kein Chelgrianer je zuvor getan hat. Sie wollen sich in eine chelgrianische Disloziermaschine verwandeln. Sie können nicht erwarten, dass das auf Anhieb klappt, gleich am ersten Morgen.« Visquile blickte auf, als Anur, der schlaksige Mönch, der sie am Tag ihrer Ankunft über das Äußere des Behemothaurums geführt hatte, mit seinem Tablett an ihrem Tisch vorbeikam. Er verneigte sich ungelenk, wobei er beinahe die Fracht seines Tabletts auf den Boden gekippt hätte und sie nur im letzten Augenblick retten konnte. Er lächelte töricht. Visquile nickte. Anur hatte den ganzen Morgen dagesessen und die Tasse beobachtet, ständig in der Erwartung, dass ein winziger schwarzer Fleck – möglicherweise nach dem Erscheinen einer winzigen silbernen Kugel – in deren weißer Mulde sichtbar würde.
Visquile hatte anscheinend Quilans Gesichtsausdruck gedeutet. »Ich habe Anur gebeten, sich nicht zu uns zu setzen. Ich möchte nicht, dass Sie an ihn denken, wie er dasitzt und die Tasse betrachtet; ich möchte, dass Sie einzig und allein an die Tasse denken.«
Quilan lächelte. »Meinen Sie, ich könnte womöglich den Versuchsgegenstand versehentlich in Anur dislozieren?«
»Ich bezweifle, dass das geschehen könnte, obwohl – man weiß nie. Wie dem auch sei, wenn Sie anfangen, Anur dasitzen zu sehen, sagen Sie es mir, dann ersetzen wir ihn durch einen der anderen Mönche.«
»Wenn ich tatsächlich den Gegenstand in eine Person dislozieren würde, was wäre dann?«
»Soweit ich weiß, mit größter Sicherheit gar nichts. Der Gegenstand ist zu klein, um irgendwelchen Schaden zu verursachen. Ich nehme an, wenn er sich im Innern des Auges der Person materialisieren würde, dann würde er einen Fleck sehen, oder wenn er direkt entlang eines Nervs auftauchen würde, dann würde er ein winziges Stechen spüren. An allen anderen Stellen im Körper würde er unbemerkt bleiben. Wenn Sie diese Tasse dislozieren könnten«, sagte der Estodus und hob dabei seine eigene Keramiktasse hoch, die derjenigen Quilans aufs Haar glich, »und zwar in irgendjemandes Gehirn, so wage ich zu behaupten, dass dessen Kopf explodieren würde, allein aufgrund des Drucks, der durch das plötzliche zusätzliche Volumen entstünde. Aber die Sprengkopf-Attrappen, mit denen Sie arbeiten, sind zu klein, um bemerkt zu werden.«
»Das Ding könnte ein Blutgefäß verstopfen.«
»Ein Kapillar, vielleicht. Es ist jedoch nicht groß genug, um einen Gewebeschaden anzurichten.«
Quilan trank aus seiner Tasse, dann hielt er sie hoch und betrachtete sie. »Dieses verdammte Ding wird mir im Traum erscheinen.«
Visquile lächelte. »Das wäre nicht das Schlechteste.«
Quilan schlürfte seine Suppe. »Was ist mit Eweirl geschehen? Ich habe ihn seit unserer Ankunft nicht mehr gesehen.«
»Oh, er ist hier und da und überall«, antwortete Visquile. »Er
Weitere Kostenlose Bücher