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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Sie grinste den zusammengekauerten Chelgrianer an. »Ach ja?«
    »Den Tod zu beschummeln.«
    »Ach so, das meinen Sie. Nur eine Art der Formulierung, nicht wahr?«
    »Finden Sie?«
    »Ja. Schummelei bedeutet hier so viel wie… jemanden um etwas betrügen. Nicht Schummeln im Sinne von bestimmte Regeln scheinbar anzuerkennen und sie dann insgeheim nicht zu befolgen, während alle anderen es tun.«
    Der Chelgrianer schwieg eine Weile, dann sagte er. »Oh-oh!«
    Die Frau straffte ihre Körperhaltung und lächelte. »Wann schaffen wir es endlich mal, dass Sie einer Äußerung von meiner Seite zustimmen, Kst. Ziller?«
    »Ich weiß nicht.« Er sah sich auf der Plattform um, wo die verbliebenen Gleiter ihre Vorbereitungen beendeten und die anderen ihre Frühstückspicknicks zusammenpackten und in die verschiedenen kleinen Fluggeräte verluden, die lautlos in der Nähe schwebten. »Ist das alles nicht eine einzige Schummelei?«
    Feli tauschte mit ein paar Fliegerkollegen letzte Ratschläge aus, und man rief sich gegenseitig viel Glück zu. Dann sah sie Kabo und Ziller an und wies mit einem Nicken auf eines der Fluggeräte. »Kommen Sie. Wir schummeln und nehmen den leichten Weg.«
    Das Fluggerät war ein kleines pfeilschmales, spandünnes Ding mit offener Kabine. Kabo fand, dass es mehr wie ein kleines Motorboot aussah als wie ein Flugzeug. Seiner Schätzung nach bot es ausreichend Platz für acht Menschen. Er wog so viel wie drei der Zweibeiner, und Ziller brachte wahrscheinlich annähernd die Masse von zweien auf die Waage, also dürften sie unter der maximalen Kapazität des Geräts liegen, aber trotzdem sah es nicht so aus, als ob es der Aufgabe gewachsen wäre. Es schwankte leicht, als sie an Bord gingen. Sitze veränderten ihre Form entsprechend der beiden nicht menschlichen Gestalten. Feli Vitrouv schwang sich in den Führersitz, dabei legte sie mit einem klackenden Laut die Gleitflossen eng an, damit sie ihr nicht im Weg waren. Sie zog einen Schalthebel aus dem Cockpit-Armaturenbrett und sagte: »Manueller Betrieb, bitte, Nabe.«
    »Du bist am Steuer«, sagte die Maschine.
    Die Frau klickte den Hebel an seinen Platz, sah sich um und zog, drehte und schob dann daran, woraufhin sie sanft rückwärts anrollten, von der Plattform abhoben und dann dicht über den Baumwipfeln losbrausten. So etwas wie ein Feld verhinderte, dass alles, was über eine sanfte Brise hinausging, in den Passagierraum eindringen konnte. Kabo streckte den Arm aus und tastete mit einem Finger; er spürte einen unsichtbaren plastischen Widerstand.
    »Also, wie ist diese Schummelei?«, rief Feli nach hinten.
    Ziller blickte über die Bordseite. »Könnten Sie das Ding zu Bruch fliegen?«
    Sie lachte. »Ist das eine Bitte?«
    »Nein, nur eine Frage.«
    »Wünschen Sie, dass ich es versuche?«
    »Nein, nicht unbedingt.«
    »Also dann, nein; wahrscheinlich könnte ich es nicht. Ich bediene zwar das Steuer, aber wenn ich etwas wirklich Dummes mache, dann würde sich die Automatik einschalten und uns außer Gefahr bringen.«
    »Ist das Schummelei?«
    »Kommt darauf an. Nach meiner Auffassung nicht.« Sie senkte das Fluggerät in einem scharfen Schwenk hinunter zu einer Gruppe von Blimpbäumen auf einer großen Lichtung. »Ich würde das als vernünftige Kombination von Spaß und Sicherheit bezeichnen.« Sie drehte sich zu ihnen um. Das Flugzeug ruckelte ein wenig in der Luft und zielte zwischen zwei hohen bodenverwurzelten Bäumen hindurch. »Obwohl ein Purist natürlich sagen könnte, ich dürfte überhaupt kein Flugzeug benutzen, um zu meinem Blimp zu kommen.«
    Bäume flitzten beiderseits sehr nah vorbei; Kabo ertappte sich dabei, dass er zusammenzuckte. Es gab einen kleinen Stoß, und als er nach hinten sah, bemerkte Kabo einige Blätter und Zweige, die in ihrem Windschatten wirbelten und zu Boden fielen. Das Flugzeug sank bäuchlings hinunter zum größten Blimpbaum und zielte dicht unter der Wölbung des Gassacks hindurch, wo die riesigen Tentakelwurzeln sich zu der dunkelbraunen, bauchigen Hülse des Banner-Reservoirs vereinigten.
    »Ein Purist würde wahrscheinlich zu Fuß gehen?«, mutmaßte Ziller.
    »Ja.« Die Frau vollführte mit dem Hebel eine Art Kippbewegung nach unten, und das Fluggerät ging auf den Wurzeln nieder. Sie verstaute den Steuerhebel in dem Armaturenbrett vor sich. »Da ist unser Schätzchen«, sagte sie und wies mit einem Nicken zu dem dunklen, schwarzen und grünen Ballon hinauf, der den größten Teil des Morgenhimmels

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