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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ursprünglichen Kasten ausgeweitet, dennoch war Ziller, vielleicht beliebter denn je, immer noch nicht zurückgekehrt. Er behauptete, er warte ab, um zu sehen, wie sich die Dinge weiterhin entwickeln würden.
    Dann geschah etwas Schreckliches, und er sah es, und trotzdem kehrte er nicht nach Hause zurück, auch nach dem Kastenkrieg nicht, der neun Jahre nach seinem Weggang ausbrach und an dem, wie er selbst zugab, weitgehend die Kultur die Schuld trug.
    Schließlich sagte Kabo: »Mein Volk hat einst gegen die Kultur gekämpft.«
    »Im Gegensatz zu uns. Wir haben gegen uns selbst gekämpft.« Ziller sah den Homomdaner an. »Haben Sie aus der Erfahrung Nutzen gezogen?«, fragte er in scharfem Ton.
    »Ja. Wir haben viel verloren, viele tapfere Leute und so manches edle Schiff, und wir haben unsere ursprünglichen Kriegsziele nicht erreicht, nicht direkt, doch wir behielten unseren zivilisatorischen Kurs bei und haben insofern etwas gelernt, als wir die Entdeckung machten, dass man ehrenhaft mit der Kultur leben konnte, und dass unsere Befürchtungen in Bezug auf sie nicht zutrafen: vielmehr war sie einer von vielen gemäßigten Bewohnern im galaktischen Haus. Unsere beiden Gesellschaften sind inzwischen zu einem kameradschaftlichen Miteinander gekommen, und gelegentlich handeln wir sogar als Verbündete.«
    »Dann haben sie Sie also nicht vollkommen zermalmt, wie?«
    »Sie haben es gar nicht versucht. Wir unsererseits auch nicht. Es handelte sich nicht um diese Art von Krieg, und außerdem entspricht das weder ihrer noch unserer Natur. Eigentlich entspricht das heutzutage niemandes Natur. Auf jeden Fall waren unsere Streitigkeiten mit der Kultur stets nur ein Nebenschauspiel; die Haupthandlung war der Konflikt zwischen unseren Gastgebern und den Idiranern.«
    »Ach ja, die berühmte Zwillingsnovae-Schlacht«, bemerkte Ziller geringschätzig.
    Kabo war von seinem Ton überrascht. »Ist Ihre Symphonie bereits über das Stadium des Herumbastelns hinaus?«
    »Allerdings.«
    »Und sind Sie immer noch damit zufrieden?«
    »Ja. Sehr. An der Musik ist nichts falsch. Allerdings frage ich mich allmählich, ob meine Begeisterung mich überwältigt hat. Vielleicht habe ich einen Fehler begangen, als ich mich so sehr für das Memento Mori unseres Naben-Gehirns ins Zeug gelegt habe.« Ziller spielte an seiner Weste herum, dann machte er einen wegwerfenden Handschwenk. »Ach, nehmen Sie das nicht zur Kenntnis. Ich bin immer ein wenig entnervt, wenn ich ein so umfangreiches Werk vollendet habe, und ich bekenne mich zu einem gewissen Grad von Lampenfieber bei der Vorstellung, dass ich mich vor ein so zahlreiches Publikum, wie Nabe es erwähnte, hinstellen und dirigieren soll. Außerdem bin ich immer noch nicht so richtig überzeugt bezüglich des ganzen Drumherums, mit dem Nabe die Musik präsentieren möchte.« Ziller schnaubte. »Vielleicht bin ich doch ein größerer Purist, als ich dachte.«
    »Ich bin überzeugt davon, dass alles ganz hervorragend laufen wird. Wann hat Nabe die Absicht, das Konzert anzukündigen?«
    »In Bälde«, sagte Ziller ausweichend. »Das ist einer der Gründe, warum ich hierher bekommen bin. Ich dachte, ich würde vielleicht allzu sehr bestürmt werden, wenn ich zu Hause bliebe.«
    Kabo nickte nachdenklich. »Ich freue mich, von Nutzen sein zu können. Ich kann es kaum abwarten, das Stück zu hören.«
    »Danke. Ich bin sehr zufrieden damit, aber ich kann mich des Gefühls der Mittäterschaft an Nabes makaberen Plänen nicht erwehren.«
    »Ich würde das nicht makaber nennen. Auf alte Soldaten trifft dieser Begriff seilten zu. Vielleicht sind sie manchmal bedrückt, beunruhigt, sogar morbid, aber nicht makaber. Diese Eigenschaft ist den Zivilisten vorbehalten.«
    »Ist Nabe vielleicht kein Zivilist?«, fragte Ziller. »Könnte Nabe bedrückt und beunruhigt sein? Gibt es noch etwas, wovon sie mir nichts gesagt haben?«
    »Soweit ich weiß, war Masaq’-Nabe noch nie bedrückt oder beunruhigt«, entgegnete Kabo. »Es war jedoch einst das Gehirn eines im Krieg eingesetzten Allgemeinen System-Fahrzeugs, und es war in der Schlussphase der Zwillingsnovae-Schlacht dabei und hat eine beinahe vollständige Zerstörung durch die Einwirkung einer idiranischen Kriegsflotte erlitten.«
    »Nicht ganz vollständig.«
    »Nicht ganz.«
    »Dann gilt bei denen also nicht der Spruch vom Kapitän, der mit seinem Schiff untergehen muss.«
    »Soweit ich weiß, reicht es aus, wenn er der letzte ist, der von Bord geht. Aber

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