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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Decks und gespickt mit Masten, einige mit schmuckvollen Segeln, an denen Fahnen und Wimpel flatterten.
    Quilan hatte viele Leute gesehen, obwohl das Schiff kaum belebt war.
    »Das ist doch wohl nicht alles für mich?«, hatte er die Drohne Tersono gefragt, als das Modul sich zunächst einem der Halbdecks am Heck der Barkasse näherte.
    »Nun«, hatte die Drohne in etwas unsicherem Ton geantwortet. »Nein. Würden Sie lieber ein Schiff für sich allein haben?«
    »Nein, ich dachte nur.«
    »Im Augenblick finden noch etliche andere Empfänge, Parties und sonstige Veranstaltungen auf der Barkasse statt«, hatte ihm der Avatar erklärt. »Außerdem ist das Schiff für mehrere hundert Leute zeitweiliges Zuhause.«
    »Wie viele Leute sind gekommen, um mich zu sehen?«
    »Ungefähr siebzig«, hatte der Avatar geantwortet.
    »Major Quilan«, hatte die Drohne gesagt, »wenn Sie es sich anders überlegt haben…«
    »Nein, ich…«
    »Major, darf ich Sie etwas fragen?«, hatte Estray Lassils gesagt.
    »Bitte sehr.«
     
    Das Modul hatte sich so positioniert, dass er direkt auf das hohe Vorderdeck der Barkasse hatten gehen können; Estray Lassils war gleichzeitig von Bord gegangen und hatte ihm den Weg gewiesen; sie war zurückgeblieben, während er über so etwas wie einen Kranausleger weitergegangen war, eine ziemlich ausgelassene Gesellschaft durchquert hatte und schließlich zu einem der zurückgesetzten Decks gelangt war, die auf den Bug des Schiffes hinausgingen.
    Dort traf er ein paar Menschen an, überwiegend Paare. Er hatte sich an einen schwül-heißen Tag erinnert, auf einem viel kleineren Boot auf einem breiten, aber unendlich kleineren Fluss, jetzt Tausende von Lichtjahren entfernt; ihre Berührung, ihr Geruch, das Gewicht ihrer Hand auf seiner Schulter…
    Die Menschen hatten ihn neugierig begafft, ihn jedoch in Ruhe gelassen. Er hatte den Ausblick genossen. Der Tag war schön, aber kalt. Der große Fluss strömte, und die riesige, unfassbare Welt drehte sich unter ihm, und beide nahmen ihn mit sich fort.

 
8 Rückzug bei Cadracet
     
     
    NACH EINER WEILE WANDTE ER sich von dem Anblick ab.
    Estray Lassils kam vom Tanzen auf der geräuschvollen Party – mit geröteten Wangen und heftig atmend – und ging mit ihm zu einem Bereich der Barkasse, die für seinen Empfang abgetrennt worden war.
    »Sind Sie sicher, dass Sie all diese Leute treffen möchten, Major?«, fragte sie.
    »Ganz sicher, danke.«
    »Nun gut, aber sagen Sie sofort Bescheid, wenn Sie gehen möchten. Wir werden es Ihnen bestimmt nicht verübeln. Ich habe mich ein wenig über Sie erkundigt. Sie scheinen ein leiser… äh… Asket zu sein, und ein Halb-Trappist. Ich bin sicher, wir alle haben Verständnis, wenn sie unser oberflächliches Geplapper ermüdend finden.«
    ~Möchte wissen, was sie noch alles herausgefunden haben.~
    »Bestimmt werde ich es überleben.«
    »Gut für Sie. Man hält mich im Allgemeinen in dieser Hinsicht für einen alten Hasen, aber selbst ich finde es manchmal verdammt langweilig. Trotzdem, Empfänge und Parties sind Kultur übergreifend, wie man hört. Ich war mir nie ganz sicher, ob mich das trösten oder ärgern soll.«
    »Ich meine, beides ist passend, je nach Gemütsverfassung.«
    ~Gut gesprochen, Junge. Ich glaube, ich begebe mich wieder in den Schwebezustand. Konzentrier du dich auf die Dame, die ist nicht koscher. Das spüre ich.~
    »Major Quilan, ich hoffe sehr, Sie wissen, wie sehr wir das Schicksal Ihres Volkes bedauern«, sagte die Frau, senkte den Blick auf ihre Füße und hob ihn dann zu ihm. »Vielleicht sind Sie alle es inzwischen überdrüssig, das immer wieder zu hören, in welchem Fall ich mich nur auch dafür entschuldigen kann, aber manchmal drängt es einen einfach, etwas auszusprechen.« Sie blickte hinaus in die dunstverhangene Tiefe. »Der Krieg war unser Fehler. Wir werden jede Wiedergutmachung und Reparation leisten, die in unseren Kräften steht, aber ein kleiner Beitrag – und mir ist klar, dass er sehr klein erscheinen muss – zur Wiedergutmachung soll auch unsere Entschuldigung sein.« Sie vollführte mit den alten, runzeligen Händen eine zierliche Bewegung. »Ich denke, wir alle sind uns in dem Gefühl einig, dass wir bei Ihrem Volk in ganz besonders tiefer Schuld stehen.« Sie senkte den Blick wieder kurz auf ihre Füße, bevor sie ihm wieder in die Augen sah. »Zögern Sie nicht, sich darauf zu berufen.«
    »Danke. Ich schätze ihr Mitgefühl und ihr Angebot. Ich habe aus meiner Mission

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