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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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kein Geheimnis gemacht.«
    Sie kniff die Augen zusammen, dann setzte sie ein kleines, zögerliches Lächeln auf. »Ja. Wir werden sehen, was wir tun können. Sie sind hoffentlich nicht in allzu großer Eile, Major?«
    »Nicht allzu großer«, antwortete er.
    Sie nickte und ging weiter. In einem leichteren Ton sagte sie: »Ich hoffe, Ihnen gefällt das Haus, das Nabe für sie hat herrichten lassen, Major.«
    »Wie sie bereits feststellten, ist mein Orden nicht bekannt für verwöhnte Ansprüche. Ich bin sicher, Sie bieten mir mehr, als ich brauche.«
    »Das ist gut möglich. Lassen Sie es uns bitte wissen, wenn Sie noch irgendetwas brauchen, auch eine Mäßigung, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich nehme an, das Haus liegt nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft von dem Mahrai Zillers.«
    Sie lachte. »Nicht einmal auf der nächsten Platte. Sie sind zwei davon entfernt. Aber wie ich gehört habe, hat es eine wunderschöne Aussicht und einen eigenen Sub-Platten-Zugang.« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Sie wissen, was all das bedeutet? Ich meine, Sie kennen die Terminologie?«
    Er lächelte höflich. »Auch ich habe mich vorbereitet, Ms. Lassils.«
    »Natürlich. Nun, lassen Sie uns wissen, welche Art von Terminal oder was sonst Sie benützen möchten. Falls Sie selbst so etwas wie einen Kommunikator mitgebracht haben, bin ich sicher, Nabe kann Sie anschließen, oder er ist bestimmt bereit, Ihnen einen Avatar oder Familiar zur Verfügung zu stellen… es liegt ganz bei Ihnen. Wie hätten Sie es lieber?«
    »Ich glaube, eines ihrer üblichen Pen-Terminals würde reichen.«
    »Major, ich hege die Vermutung, dass Sie beim Eintreffen in Ihrem Haus bereits ein solches dort vorfinden.« Sie näherten sich einem breiten Oberdeck, auf dem Holzmöbel verstreut herumstanden, teilweise mit Planen überspannt und von Leuten besetzt. »Und vermutlich wird es ein angenehmerer Anblick sein als das hier: ein Haufen Leute, alle begierig, Ihnen mit ihrem Geschwätz in den Ohren zu liegen. Vergessen Sie nicht: Sie können sich jederzeit ausklinken.«
    ~Amen.~
    Alle drehten sich zu ihm um und starrten ihn an.
    ~Auf in den Kampf, Major.~
     
    Tatsächlich waren etwa siebzig Leute anwesend, die alle seinetwegen gekommen waren. Darunter befanden sich drei Vorstandsmitglieder – die Estray Lassils kannte, grüßte und so eilig verließ, wie es der Anstand erlaubte –, verschiedene Gelehrte in chelgrianischen Angelegenheiten oder einem Spezialgebiet, das das Wort Xeno enthielt – vorwiegend Professoren – sowie ein paar nicht Menschliche, von denen niemand einer Spezies angehörte, von der Quilan jemals gehört hatte; diese waren zusammengeringelt, schwebend, balancierend oder ausgebreitet hingestreckt an Deck, auf Tischen und Sofas.
    Die Lage wurde erschwert durch allerlei andere nicht menschliche Geschöpfe, die Quilan, wenn nicht der Avatar gewesen wäre, leicht für andere gefühls- und vernunftbegabte Aliens gehalten hätte, die jedoch, wie sich herausstellte, nichts anderes als Schoßtierchen waren – all dies zusätzlich zu einer verwirrenden Vielfalt anderer Menschen mit Titeln, die keine Titel waren, und Berufen, die nichts mit Berufen zu tun hatten.
    ~Intrakultureller Mimetiktranskribierer? Was soll das denn sein?~
    ~Keine Ahnung. Geh mal vom Schlimmsten aus. Unter ›Reporter‹ ablegen.~
    Der Nabe-Avatar hatte jeden Einzelnen von ihnen vorgestellt; Aliens, Menschen und Drohnen, die anscheinend wirklich als vollwertige Mitbürger und ein Volk mit eigenen Rechten behandelt wurden. Quilan nickte und lächelte oder nickte und schüttelte Hände und vollführte alle möglichen Gesten, die ihm gerade angebracht erschienen.
    ~Ich glaube, diese silberhäutige Missgeburt ist genau der richtige Gastgeber für diese Leute. Er kennt sie alle und weiß über sie genau Bescheid: ihre Schwächen, Vorlieben, Perversionen, Abneigungen, alles.~
    ~Nicht das, was man uns gesagt hat.~
    ~O doch; er weiß lediglich deinen Namen und dass du irgendwo hier seiner Rechtsprechung unterliegst. So lautet die Geschichte. Er weiß nur das, was er deinem Wollen nach wissen soll. Ha! Findest du das nicht ein wenig unglaubwürdig?~
    Quilan wusste nicht, wie genau eine Orbital-Nabe der Kultur all seine Bürger beobachtete. Es war auch egal. Er war jedoch über solche Avatare ziemlich gut informiert, wie ihm bewusst wurde, als er darüber nachdachte, und was Huyler über ihre gesellschaftlichen Talente gesagt hatte, stimmte genau.

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