Blind Date mit einem Cowboy
Menschen ihre Träume anzuvertrauen, und dass die meisten Männer über ihr Leben bestimmen wollten. Josh wirkte jedoch nicht wie ein Machotyp auf sie.
Er schien ihre Bedenken zu ahnen und lächelte sie aufmunternd an. „Komm schon, sag’s mir. Ich kann ein Geheimnis hüten.“
Vielleicht hatte sie sich auf dem Tanzboden zu sehr verausgabt, und ihr Verstand litt an Überhitzung. Möglicherweise lag es aber auch an dem Wissen, dass für Josh Geld nicht alles war. Oder der Biergenuss hatte ihre Zunge gelockert.
Jedenfalls eröffnete Stacie: „Ich würde eine Cateringfirma gründen und tolle innovative Gerichte erfinden. Es gibt nichts, was ich mehr liebe, als Partys auszurichten und zu kochen und kreativ zu sein. Das jeden Tag tun zu können, wäre unglaublich.“
Eine atemberaubend intensive Sehnsucht stieg in ihr auf. Sie hatte geglaubt, diesen Traum längst begraben zu haben. Doch nun wurde ihr klar, dass der Wunsch immer noch in ihr schlummerte.
„Nach dem Dinner zu urteilen, das du neulich gemacht hast, wärst du garantiert erfolgreich. Aber ich denke mir, dass du in einer größeren Stadt arbeiten müsstest, damit du genug Kundschaft bekommst, um davon leben zu können.“
„Ich habe vor einigen Jahren einen Businessplan aufgestellt.“ Eigentlich hatte sie nur auf Drängen ihres Vaters Betriebswirtschaft studiert. Doch gelegentlich erwiesen sich die erworbenen Kenntnisse als nützlich. „Das Resultat hat mich überrascht.“
„Was hat sich denn ergeben?“
„Dass es nicht New York oder Los Angeles sein müsste. Nicht mal eine Stadt in der Größe von Denver. Eine Population von zweihunderttausend würde reichen.“
„In diesem Teil der Welt müsstest du die Einwohner von Billings, Missoula und Great Falls zusammenzählen, um über zweihunderttausend zu kommen.“
„Wow! Mir war gar nicht klar, dass diese Städte so klein sind. Ich …“
Lauren kam an den Tisch und eröffnete: „Stacie, du musst sofort mitkommen.“
In hautengen Jeans und Cowboyhut passte sie perfekt in die Western-Kulisse. Ihre Mission an diesem Abend bestand darin, sich unter die Leute zu mischen und so viel wie möglich zu tanzen. Anna und Stacie sollten es ihr gleichtun – zu Reklamezwecken.
Doch Stacie wollte sich nicht wieder auf das Parkett locken lassen. Ihre Füße taten weh und sie genoss das Gespräch mit Josh zu sehr, um es so abrupt abzuwürgen. „Ich bin gerade beschäftigt.“
„Ich fürchte, es kann nicht warten. Oder besser gesagt, dein Bruder kann nicht warten. Er besteht darauf, sofort mit dir zu sprechen.“
Vor Schreck klammerte sie sich unwillkürlich an Joshs Arm. Paul rief regelmäßig bei ihr an, zumeist wegen irgendwelcher Stellenangebote, die sie seiner Meinung nach erwägen sollte. Aber er meldete sich niemals an einem Samstagabend. Das Wochenende gehörte ganz und gar seiner Familie. Demnach musste ein Notfall eingetreten sein.
Und warum hat er nicht direkt bei mir angerufen? Weil er eine schlechte Nachricht für mich hat und weiß, dass ich moralische Unterstützung brauche?
Sie sprang auf. „Hat er dir gesagt, was passiert ist? Ist meinen Eltern etwas zugestoßen?“, fragte sie aufgeregt. Ihre Beziehung zueinander mochte zuweilen angespannt sein, aber sie liebte ihre Familie innig.
Josh stellte sich zu ihr und legte ihr einen Arm um die Taille.
Lauren schüttelte den Kopf. „Paul ist nicht am Telefon, sondern hier. Er wartet am Eingang auf dich.“
„Warum sollte er den ganzen Weg nach Sweet River kommen, wenn es nicht um einen Notfall geht?“
„Das weiß ich nicht. Aber ich habe ihn nach der Familie gefragt, und er hat gesagt, dass alles in Ordnung ist.“
„Gott sei Dank!“ Stacie atmete tief durch und straffte die Schultern. „Bring mich zu ihm.“
„Ich komme mit“, entschied Josh.
„Nein“, wehrte sie schärfer als beabsichtigt ab. Dann lächelte sie besänftigend. „Danke, aber lieber nicht.“
Sie wollte unbedingt vermeiden, dass Paul einen falschen Eindruck von ihrer Beziehung zu Josh bekam und ihn deshalb auf seine typisch herablassende Art behandelte.
„Bist du sicher?“
„Absolut.“ Sie nahm sich den Hut ab und setzte ihn Josh auf den Kopf. „Danke für die Leihgabe.“
„Ich würde trotzdem gern wissen, warum er hier ist.“
„Keine Ahnung. Aber ich werde es herausfinden.“
Von einem Schub Adrenalin angetrieben, bahnte Josh sich einen Weg durch die Menschenmenge zum Ausgang. Obwohl es sich nicht um ein Date im traditionellen Sinn
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