Blind Date mit einem Cowboy
schon morgen wieder zu Hause sein.“
Ein eisiger Schauer lief Josh über den Rücken bei dem Gedanken, dass sie schon so bald fortgehen könnte.
„Ich komme nicht nach Ann Arbor zurück.“ Trotzig reckte sie das Kinn vor. „Nicht morgen. Nicht mal in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr.“
Lange Zeit forschte Paul stumm in ihrem Gesicht.
Schließlich sagte er enttäuscht: „Ich verstehe dich nicht. Du hast Freunde und Verwandte zu Hause, die dich vermissen. Und jetzt wird dir ein großartiger Job auf einem Silbertablett serviert. Warum denkst du nicht wenigstens darüber nach?“
Josh musste sich eingestehen, dass Pauls Worte aufrichtig und seine Argumente überzeugend klangen.
Doch Stacie zeigte sich ganz und gar nicht beeindruckt. „Wie oft muss ich es dir denn noch sagen? Ich will nicht hinter einem Schreibtisch hocken.“ Ihre Augen blitzten. „Ich habe nur deshalb Betriebswirtschaft studiert, weil Daddy darauf bestanden hat.“
„Er möchte, dass du ein schönes Leben hast. Eine gesicherte Zukunft.“ Pauls Ton machte deutlich, dass er denselben Standpunkt vertrat. „Er hat dich lieb, Stacie. Wir alle. Und wir machen uns Sorgen um dich.“
Sarkastisch zog sie eine Augenbraue hoch.
„Also gut, ich bin es, der sich Sorgen macht.“ Er warf einen Seitenblick zu Josh. „Schick den Cowboy auf seine Ranch zurück. Das ist eine Familienangelegenheit.“
Josh rührte sich nicht vom Fleck. Obwohl es ihm nicht sonderlich Spaß machte, ein privates Gespräch zu belauschen, war er erst bereit zu gehen, wenn sie ihn darum bat.
„Er bleibt“, entschied sie.
Paul atmete tief durch. „Mom und Dad wollten immer nur das Beste für dich. Wir alle wollen das.“
Sie trat einen Schritt vor und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Leider deckt sich das, was ihr für das Beste für mich haltet, nicht mit dem, was ich will.“
Zorn blitzte in seinen Augen auf. „Was willst du denn? Dein Leben damit zubringen, anderer Leute Hunde Gassi zu führen? In einem Coffeeshop zu servieren? Oder vielleicht willst du ja einen Cowboy heiraten und irgendwo am Ende der Welt leben?“
Stacie zog abrupt die Hand zurück. Ihre Wangen wurden rot, als wäre sie geschlagen worden. Dennoch verriet der Ausdruck in ihren Augen, dass er sie durch seine harten Worte nicht einschüchterte, sondern vielmehr den eventuell gutgemachten Boden wieder verlor.
„Mir ist egal, was du von meinen Entscheidungen hältst.“ Ihre Stimme klang eiskalt, im krassen Gegensatz zu Pauls hitzigen Argumenten. „Nur weil ich eigene Ziele habe und mir andere Dinge vom Leben erhoffe …“
Er presste die Lippen zusammen, rang deutlich um Beherrschung. „Du und Amber Turlington musstet ja immer nach eurer verdammten Glückseligkeit streben!“
Die Worte klangen wie ein Fluch. Trotzdem musste Stacie beim Klang des vertrauten Namens lächeln. Sie und Amber waren die ganze Schulzeit über beste Freundinnen gewesen. „Amber und ich haben immer im Scherz behauptet, wir wären Zwillinge, die bei der Geburt getrennt wurden.“
„Sie war auch nie zufrieden in Ann Arbor“, sagte Paul verbittert. „Sie wollte immer mehr. Und wohin hat es sie gebracht?“
„Wohin denn?“, konterte Stacie mit erhobener Stimme. Seine Arroganz ist nicht zu fassen! „Die Schule in Los Angeles, an der sie unterrichtet, mag zwar nicht im ganzen Land anerkannt sein, und Amber verdient vielleicht nicht das große Geld, aber sie bewirkt jeden Tag etwas im Leben ihrer Schüler.“
„Du hast es also noch nicht gehört.“
Der traurige Ausdruck in Pauls Augen sandte einen Schauer über ihren Rücken. „Was soll ich denn gehört haben?“
Sie wusste, dass Amber und Paul in Verbindung standen. Vor langer Zeit hatte er sie unbedingt heiraten wollen, und sie nahm immer noch einen besonderen Platz in seinem Herzen ein, obwohl er die Liebe zu ihr längst überwunden und eine andere Frau geheiratet hatte.
Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. „Ich dachte, du hättest inzwischen mit Karen gesprochen.“
Karen, eine ihrer Schwestern, hatte in der vergangenen Woche mehrere Nachrichten in der Sprachbox hinterlassen, aber Stacie war nicht dazu gekommen, sie zurückzurufen. „Nein, haben wir nicht. Hat sie etwas von Amber gehört?“
„Amber ist tot. Irgendein Rotzlöffel hat sie auf dem Schulhof erschossen.“
Die Worte schienen aus weiter Ferne zu kommen. Stacie wurde heiß und dann kalt. Ein Bild von Amber – kastanienbraune Haare, leuchtend grüne Augen und ein
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