Blind Date Mit Einem Rockstar
gesehen, dass für den klitzekleinen Moment, in dem ich von mir in der dritten Person gesprochen hatte, ein Schatten über ihr Gesicht gehuscht war.
Ein müdes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich an Simons Worte denken musste, die er vor viel zu langer Zeit einmal zu mir gesagt hatte: Leute, die dich wirklich mögen und auch lieben, sehen über deine Verrücktheit hinweg … oder sie finden sie wie ich überaus sexy.
Die einzigen Leute, die mich demnach mochten, waren meine Freundinnen inklusive Craig und Alex. Letztere mussten mich ja mögen, weil sie mit meinen Freundinnen zusammen waren und Angst hatten, dass ich denen einen Floh ins Ohr setzten könnte.
Das waren immerhin vier Leute mehr als vor einigen Jahren, aber eine wichtige Person fehlte.
Der neue Kellner kam gegen zwei Uhr Nachmittag, als sich gerade ein Paar mit drei nervigen Kindern verabschiedet hatte. Ich hatte nichts gegen die kleinen Biester, außer, wenn sie mit ihren Pommes nach mir warfen.
»Serena! Ich möchte dir gerne deinen neuen Kollegen vorstellen.«
Isabella rief mich zu sich, als ich gerade dabei war, die Kritzelei der Kinder auf dem Tisch wegzuwischen. Genau deswegen wollte ich, dass Isabella den Kindertisch mit den Malsachen auf den Müll warf. Das würde so viele Probleme lösen …
Zähneknirschend begab ich mich zu der kleinen Rezeption, wo ich sie mit dem Neuen vermutete.
Normalerweise hätte ich mich auf diese neue Bekanntschaft gefreut (männlich und dann noch fast in meinem Alter!) , aber Simons Auftauchen nach all der Zeit verdarb mir die Lust auf Jungs. Und sei es nur auf einen weiteren, sinnlosen One-Night-Stand.
»Wo ist denn das heiße Schnittchen? Das heiße, heiße Schnittchen«, sang ich trotzdem leise. »Serena will Schlagsahne auf ihr süßes Schnittchen.«
Als ich den neuen Kellner sah, verstummte mein Freudenlied auf der Stelle. Ich sog scharf die Luft ein, während ihm die Kinnlade nach unten klappte.
»Nicht du!«, sagten wir beide gleichzeitig und deuteten mit den Finger auf den jeweils anderen.
»Widerliches Arschloch«, zischte ich.
»Verrückte Kuh«, konterte Simon mit angewidertem Gesichtsausdruck.
Er trug schwarze Hosen, ein weißes Shirt und darüber eine dieser typischen Kellnerwesten, ebenfalls in Schwarz. Ein Glück, dass er keine Lederhosen anhatte, denn sonst hätte ich mich wegen eines extremen Lachkrampfes sicherlich auf dem Boden herumgekugelt. Seine Haare waren ordentlich gekämmt und sogar gegelt.
Er sah ein klein bisschen wie ein Streber aus. Ein heißer Streber.
Isabella räusperte sich. »Ich muss euch anscheinend nicht mehr vorstellen.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein, danke! Serena verzichtet gerne darauf!«
»Das ist nicht nötig«, meinte Simon mit finsterer Stimme. »Wir beide hatten schon öfter das Vergnügen.«
Öfter! Seit wann untertrieb Simon so gerne? Als wir noch zusammen waren, hatten wir uns jeden gottverdammten Tag gesehen!
»Ähm …, gut …«
Isabella sah unschlüssig zwischen mir und Simon hin und her. Irgendwie tat sie mir leid.
»Ähm …, kann ich mich darauf verlassen, dass ihr eure …, ähm, privaten Streitereien in der Arbeit außen vor lasst?«
»Serena versucht es«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, während Simon nur lässig mit den Schultern zuckte.
Isabella lächelte uns dankbar an. Kaum waren ihre schwarzen Haare mit den grauen Strähnen hinter der Tür zur Küche verschwunden, ging es zwischen uns natürlich sofort wieder los.
»Was machst du hier?« Ich stemmte meine Hände in die Hüften und versuchte zum ersten Mal im Leben, so bedrohlich wie Zoey zu wirken. »Kann Serena jetzt nicht mal mehr am Sonntag Ruhe vor dir haben?«
»Ich arbeite ab heute nun mal hier.« Simon wirkte gereizt. Er zupfte an der Weste herum. »Ich habe auch nicht gedacht, dass es in diesem Kaff so schwer sein würde, einen Job als Tierarzthelfer zu finden!«
Ich stutzte.
Simon hatte es also wirklich geschafft, die Ausbildung zum Tierarzthelfer zu absolvieren. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie er immer davon geredet hatte, dass er neben der Band einen Job mit Zukunftsaussichten haben wollte, bis die Band ihm seine Zukunft sicherte.
Einmal hatte Simon sogar von unserer Zukunft geredet.
»Serena?« Er wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. »Darf ich wissen, warum du so verträumt lächelst?«
»Drogen!«, antwortete ich automatisch. »Ähm, ne, Serena dachte an …, ähm, süße Welpen.«
»Sag mal,
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