Blind Date mit Folgen - Roman
lag genau darin der eigentliche Grund, weshalb er Maira nicht aufsuchen wollte: Das Zusammensein mit Deborah bettete ihn in weiche Watte und es lebte sich mittlerweile zu bequem, als dass er von dort wieder herausgerissen werden wollte.
Nun saß er in einem Hotel und dachte über richtige und falsche Entschlüsse nach, während er auf eine Frau wartete, die nicht seine eigene war. Die Vergangenheit holte ihn ein, denn seine Ehe schien ihm je länger sie dauerte, umso mehr ein Ort der Verdrängung zu sein.
Er fühlte sich schuldig. Schuldig gegenüber Deborah, die er benutzt hatte, schuldig gegenüber Maira, die er belogen und getäuscht hatte. Die beiden Menschen, die er am meisten liebte, verletzte er am meisten.
Niedergeschlagen blickte Alex wieder auf die Uhr. Es war kurz vor 21 Uhr. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie der Kellner den Kaffee brachte. Er sah sich um, außer einigen älteren Herren und einem Paar in der Ecke war die Lounge leer. Die Frau und der Mann sahen beide zu ihm herüber, dann wandten sie sich ab und zündeten gleichzeitig eine Zigarette an. Etwas an ihren Bewegungen kam Alex merkwürdig vor, als ob er genau diese Szene schon einmal erlebt hatte. Aber wo? Wurde er etwa beobachtet? Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Hier in München, nach all den Jahren? Das konnte nicht sein.
Er erhob sich und fragte an der Rezeption, ob eine Nachricht für ihn abgegeben worden war. Als dies verneint wurde, kehrte er zu seinem Sessel zurück. Das Paar war weg. Er sah sich nach allen Seiten um. Seltsam. Alex schüttelte seine aufkeimende Angst ab und entschloss sich, ein Zimmer zu nehmen. Er kehrte zur Rezeption zurück, fragte nach einem Standardroom und bezahlte gleich bar. Ohne Umschweife ging er zum Aufzug und fuhr in die dritte Etage. Alles, was er wollte, war ein Whiskey und ein weiches Bett. Während er den Gang entlanglief, ließ ihn das Gefühl nicht los, beobachtet zu wurde. Er drehte sich abrupt um, aber da war niemand. Der Flur lag still und leer vor ihm. Er bildete sich das alles nur ein. Er musste aufhören, Gespenster zu sehen. Es war unmöglich, dass man immer noch hinter ihm her war.
Im Zimmer angekommen, schloss er die Tür mit dem Doppelschloss ab und schob den Riegel vor. Erschöpft ließ er sich auf das Bett fallen. Er fühlte sich schlecht. Ein dumpfer Schmerz pochte in seiner Brust.
Er war frustriert, verärgert über diese aufkeimende Panik, er könne entdeckt werden. Wurde er diese Ängste denn nie los?
Diese SECRETS hatte ihn tatsächlich versetzt. Er war extra nach München geflogen und sie war nicht da, hatte es nicht einmal für nötig gehalten, abzusagen. Er stand auf und wankte zur Minibar, dort fischte er drei Whiskey-Fläschchen heraus und legte sich wieder aufs Bett. Da schoss ihm noch ein anderer Gedanke durch den Kopf. Was, wenn sie ihn gesehen hatte? Wenn sie beobachtete, wie er da in seinem Sessel klebte, schwarz gekleidet und mit dem dämlichen roten Tuch, das aus seiner Tasche lugte? Sie hatte am Eingangsbereich gestanden und ihn ausgespäht … und … und er verkörperte nicht das, was sie sich erhofft hatte. Da sie ihm das nicht ins Gesicht sagen konnte, war sie feige abgehauen.
Vielleicht war es auch anders. Aber die Reise hätte sie ihm ersparen können. Er würde sie morgen im Chat fragen, was los gewesen war.
Alex fühlte sich elend. Er öffnete das erste Fläschchen und trank es in einem Zug leer. Dann schloss er die Augen und sah abwechselnd Bilder von Deborah und Maira vorbeiziehen. Na wunderbar. Nein, er wollte an keine von beiden denken! Rasch öffnete er ein weiteres Fläschchen und kippte den Inhalt hinunter. Die Flüssigkeit brannte in seinem Hals, doch ihre Wirkung tat ihm gut und er spürte, wie die Wärme langsam seinen Körper in Besitz nahm.
29
Es war Mitternacht, als Maira in der Tiefgarage aus dem Wagen stieg. Weil sie sich während der gesamten Strecke auf den starken Verkehr konzentrieren musste, war sie abgelenkt und hatte die Fahrt halbwegs gut überstanden. Trotz der späten Stunde telefonierte sie zuerst mit Eveline und flehte sie an, zur ihr zu kommen. Ihre Freundin war gerade in der Stadt unterwegs, versprach aber, sich gleich zu ihr auf den Weg zu machen.
Sobald sie eintraf, brach alles aus Maira heraus und sie schluchzte hemmungslos in Evelines Armen. Als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte, erzählte sie ihr von dem erlebten Albtraum. Ohne lange Analyse der Geschehnisse – wie sollte man die
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