Blind-Date um Mitternacht

hätte, diese Frau mit einem romantischen Wochenende zu verwöhnen. “Liest du auch Liebesromane?”
    Josie schüttelte den Kopf, und dabei glitt ihr rotes Haar nach vorn auf ihre Brust. Nick lächelte und strich so über ihre langen Strähnen, dass sein Handrücken ihre Brustspitzen berührte.
    Sie atmete tief ein. “Nein.”
    “Nein was?”
    “Ich lese keine Liebesromane, sondern Horrorstorys.”
    Sie sprach schnell, und ihre Stimme klang ein wenig rauer, als sie seine Hände auf ihrem Körper spürte. Es gefiel ihm, dass sie so schnell auf ihn ansprang. Aber jetzt war nicht der richtige Moment für Zärtlichkeiten, und so zog er die Hand zurück und fuhr beim Umschalten der Ampel weiter. “Horrorstorys?”
    “Hmm. Je gruseliger, desto besser. Ich habe alle Klassiker – Frankenstein, Werwolf, Dracula. Und auch alle modernen Autoren wie King und Koontz. Ich sammle sie.”
    Ihre Augen funkelten vor Begeisterung, als sie von ihrer Vorliebe für das Makabre sprach. Trotzdem fand Nick, dass die Art von Literatur nicht zu ihr passte. “Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?”
    Sie lachte über seinen ungläubigen Blick. “Ich finde diese Bücher sehr aufregend und unterhaltsam. Beim Lesen habe ich solche Angst, dass ich bei jedem Geräusch zusammenzucke, aber wenn ich die Geschichte ausgelesen habe, muss ich über mich selber lachen. Ich meine, es ist doch eigentlich ziemlich unglaubwürdig, was diese Autoren schreiben. Trotzdem wünschte ich, ich besäße das Talent, mir derartige Geschichten auszudenken. Wäre es nicht wunderbar, ein Buch wie eins von Stephen King zu schreiben und es verfilmt zu sehen?”
    Nick konnte nicht anders, er musste lachen. “Du bist unglaublich, weißt du das?”
    Wieder senkte sie den Kopf, um das Gesicht vor ihm zu verbergen. “Entschuldige. Ich rede zu viel.”
    “Und ich höre dir gern zu.”
    Kurz darauf schon hielten sie vor Josies Apartmenthaus. Die Fahrt war kürzer gewesen, als er gehofft hatte. Als er Anstalten machte, auszusteigen, hielt Josie ihn zurück.
    “Wenn wir es geheim halten wollen, sollten meine Nachbarn dich nicht sehen. Du weißt, wie schnell Gerüchte entstehen.”
    Sie wirkte plötzlich sehr nervös, und er fragte sich, warum. “Wenn ich dich morgen abhole, sehen sie mich ohnehin.”
    “Ich dachte, wir könnten uns woanders treffen.”
    Nick überlegte kurz. Obwohl er Josies Wohnung gern gesehen hätte, um mehr über sie herauszufinden, konnte er ihr unmöglich widersprechen, solange er selbst noch Geheimnisse vor ihr hatte. In seine Wohnung konnte er sie nicht bitten, bis er ihr alles erklärt hatte. Und auch das Boot schied als Treffpunkt aus, weil sie dort niemals zum Reden kommen würden. Und dann kam ihm plötzlich die Erleuchtung.
    “Morgen Abend findet in dem kleinen Kino in der Nähe meines Büros eine Horror-Nacht statt. Direkt daneben ist ein kleines Restaurant. Komm dorthin. Wir essen etwas, reden und schauen uns danach ein paar der Filme an.”
    Ihr Gesicht hellte sich schon bei seinen Worten auf. “Ich habe davon gelesen. Ich hatte mir geschworen, hinzugehen, und wenn ich ganz allein gehen müsste.”
    Seine Worte versetzten ihm einen ganz ungewohnten Stich, und er zog sie zu einem raschen Kuss an sich. “Jetzt brauchen wir beide nicht allein zu gehen.”
    Sie umarmte ihn ganz unerwartet, und er zog sie an sich und fragte sich, warum sie so deprimiert sein mochte. Er war schließlich derjenige mit den Geheimnissen; er war es, der das unangenehme Gefühl hatte, dass alles herauskommen würde, sobald er Josie aus den Augen ließ.
    “Morgen”, sagte sie leise. “Morgen muss ich dir etwas erklären.”
    Das war sein Stichwort. Wieder küsste er sie rasch, auf Nase, Kinn und Brauen. “Dann werden wir uns gegenseitig einiges erklären. Aber ich schwöre dir, dass alles gut wird, Josie. Glaubst du mir?”
    “Ich möchte es. Aber morgen scheint noch weit entfernt.”
    “Viel zu weit.”
    Sie starrte ihn einen Moment lang an, dann öffnete sie die Tür. “Ich muss jetzt gehen. Wenn ich es nicht tue, werde ich über dich herfallen, fürchte ich, hier in deinem Wagen und in aller Öffentlichkeit.” Sie lachte, als sie ausstieg, aber Nick konnte ihren Worten keinen Humor abgewinnen, weil sein drängendes Verlangen ihm viel zu sehr zu schaffen machte.
    Bevor sie die Tür schloss, drehte Josie sich noch einmal zu ihm um, und er sah, wie sie errötete. “Die Nacht mit dir war die schönste meines ganzen Lebens.”
    Er lächelte.
    “Danke,