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Blind ist der, der nicht lieben will

Blind ist der, der nicht lieben will

Titel: Blind ist der, der nicht lieben will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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brannte.
    „Stell dich nicht so an. Was hast du mit deiner Hand überhaupt angestellt?“, fragte Will, ganz der Arzt, der er seit Jahrzehnten war, und Nick bemerkte aus den Augenwinkeln, wie Tristan umgehend blass wurde. Er entschied sich für eine Notlüge.
    „Abgerutscht, als ich mich an einem Baum abstützen wollte. Die Rinde meinte wohl, ich wäre ihr zu schwer.“ Zumindest der Teil mit dem Baum und der Rinde stimmte.
    Will sah ihn zweifelnd an. „Zu schwer? Du? Derzeit ist wohl eher das Gegenteil der Fall.“
    Das war ja wieder so klar. Nick sah Will finster an. „Wenn du jetzt auch noch damit anfängst, dass ich nicht genug esse und zu dünn bin, schreie ich.“
    „Nick“, mahnte Rachel vom Herd aus und warf ihm einen tadelnden Blick zu, der ihn automatisch schmollen ließ.
    Will seufzte leise. „Tristan, Connor und unser Daniel waren also schneller als ich? Nun gut, dann halte ich mich zurück. Vorerst.“
    Nick sparte sich einen trotzigen Kommentar, weil Rachel offenbar genau darauf wartete, so wie sie ihn gerade anschaute. Stattdessen schnaubte er, was sie lachen ließ, bevor sie sich wieder einem recht großen Topf zuwandte, der auf dem Herd stand und aus dem es verführerisch duftete. Tristans Mutter war Hausfrau mit Leib und Seele und in Nicks Augen ein echtes Unikat. Rachel war ihm in den Jahren, seit er sie kannte, viel mehr Mutter gewesen, als seine leibliche, zu der er schon lange keinen Kontakt mehr hatte, und er hoffte, dass sich daran auch niemals etwas ändern würde.
    „Tristan? Geht es dir gut? Du bist ganz blass.“
    Rachels besorgte Stimme holte Nick aus seinen Gedanken. Er sah zu Tristan, der gerade nickte und dabei eine Hand auf seinen Bauch legte. „Mein Magen zickt nur wieder. Geht schon.“
    Tristan hatte sich im Wald tatsächlich für die Ausrede mit der Magenverstimmung entschieden, um Connor und Daniel nicht umgehend Rede und Antwort stehen zu müssen, was zu einem schnellen Aufbruch geführt hatte. Im Moment räumten die zwei Turteltauben den Wagen aus, während er von Will verarztet wurde und Tristan als offiziell krank galt, und daher außer herum zu sitzen nichts tun durfte. In Nicks Augen war es zwar unsinnig, wegen einer Lappalie wie einem aufgeschürften Handrücken gleich so einen Aufstand zu machen, aber man diskutierte nicht mit Doktor William Bennett, sobald der seine Arzttasche hervor kramte.
    Was auch Tristan wusste, der seinen Vater nach dessen fragenden Blick mit einem Kopfschütteln bedachte, was in Worten ausgedrückt hieß, dass er keine Medikamente haben wollte. Nicht, dass das Will sonderlich beeindruckte hätte. „Wenn sich dein Magen bis zum Abend nicht beruhigt hat, gehen wir in meine Praxis, damit ich mir das genauer ansehen kann.“
    „Dad...“
    „Ich will nichts dazu hören“, würgte Will Tristans beginnendes Genörgel ab und unterstrich das Ganze noch mit einer abwinkenden Bewegung seiner Hand. „Wenn man krank ist, geht man zu einem Arzt. Gleiches gilt im Übrigen auch für dich.“ Will sah zu ihm und Nick runzelte die Stirn. „Du brauchst mich gar nicht so misstrauisch anzusehen, Nick. Sieh zu, dass du dein Gewicht wieder auf ein für deine Größe normales Level bekommst, sonst unterhalten wir uns bei nächster Gelegenheit mal ein wenig genauer.“
    „Du...“
    „Jetzt rede ich“, fuhr Will ihm genauso über den Mund, wie er es zuvor mit Tristan getan hatte. Nick funkelte ihn wütend an, was in etwa soviel Eindruck hinterließ, als wenn er sich hier in der Küche nackt ausgezogen hätte. „Diesen Blick kannst du dir sparen, Junge. Der zieht weder bei meinen Söhnen noch bei dir. Und diese Lüge mit dem Baumstamm kaufe ich dir auch nicht ab. Ich erkenne Schlagverletzungen, Nick. Wenn ihr nicht darüber reden wollt, was im Wald passiert ist, ist das eure Sache, aber ihr müsst deswegen nicht lügen.“
    Nick wich Wills tadelnden Blick aus und sah auf die Tischplatte. Soviel zum Thema Notlüge. Nicht, dass es ihn groß gewundert hätte. Man konnte Tristans Vater kein x für ein u vormachen und sein Sohn hatte diese Fähigkeit geerbt, was Nick bereits eine Menge Nerven gekostet hatte, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Nur half ihm diese Erkenntnis im Moment auch nicht viel weiter.
    „Wir haben uns gestritten“, kam Tristan ihm im nächsten Moment zu Hilfe und Nick sah wieder auf.
    Rachel wandte sich vom Herd ab. „Habt ihr euch etwa geprügelt?“, wollte sie wissen, nachdem sie und Will einen ahnungsvollen Blick ausgetauscht

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