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Blind ist der, der nicht lieben will

Blind ist der, der nicht lieben will

Titel: Blind ist der, der nicht lieben will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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nachgedacht, Linda anzurufen und sie zu bitten, ihm Akten aus der Kanzlei rüberzuschicken. Connor hatte sich nur vielsagend an die Stirn getippt, als er mit ihm darüber gesprochen hatte, und war dann samt Zeke zu einem besonders langen Spaziergang aufgebrochen, um ihn mit Daniel alleinzulassen, damit sie in Ruhe miteinander reden konnten, wie Connor sich ausgedrückt hatte.
    Die Gänsehaut nach Connors Worten war immer noch da, genauso wie die Verlockung, sich doch einige ganz dringende Akten schicken zu lassen, denn Daniels Blick, als er wortlos Richtung Küche gedeutet hatte, war dem Wills gleich gewesen, kurz bevor der die Sache mit seinem Vater aus ihm herausgekitzelt hatte. Und diese Erinnerung wollte Nick auf keinen Fall schon wieder durchkauen. Sein Problem war nur, ihm fiel einfach keine Ausrede ein, die glaubhaft genug war und mit der er aus der Küche hätte flüchten können, in der Daniel gerade dabei war, ihnen frischen Tee aufzubrühen.
    Tee. Um seinen Magen nicht zu überfordern, hatte Daniel gemeint, und auch wenn er nichts weiter in der Richtung gesagt hatte, war Nick durchaus bewusst, dass Daniel darauf anspielte, dass er nicht genügend aß. Noch ein Thema, über das er nicht reden wollte, daher ignorierte er die Spitze, genauso wie den fruchtig riechenden Tee, den Daniel direkt vor seiner Nase abstellte, bevor er sich zu ihm an den Tisch setzte.
    „Will wird dich zwangsernähren, wenn du so weitermachst.“
    Nick verdrehte tief seufzend die Augen zur Decke. Besorgnis und Vorwurf in einem Satz. „Ich habe keinen Hunger.“
    „Doch, hast du. Du bist nur so sehr mit deinem Kopf beschäftigt, dass du die Rufe deines Körpers nach Essen nicht mehr hörst.“ Nick schwieg und wich Daniels wissendem Blick aus, was den nicht daran hinderte weiter zu reden. „Das funktioniert nach einer Weile sogar und mit ein bisschen Übung kannst du es am Ende so genau steuern, dass du wirklich nur noch den Teil Nahrung zu dir nimmst, den du brauchst, um gerade so über die Runden zu kommen. Du hältst deinen Körper am Limit, damit du mehr Zeit hast, um verworrene Gedanken zu wälzen, wobei dein Körper dich sonst mit immer wiederkehrendem Magenknurren und sonstigem Kram stören würde.“
    Nick schloss gequält die Augen. „Dan, hör' auf.“
    „Warum? Weil du die Wahrheit nicht hören willst? Weil du weißt, dass ich es damals getan habe? Oder weil wir beide wissen, dass du es jetzt tust?“
    „Ich brauche nur...“ Ja, was eigentlich? Zeit? Davon hatte er gerade genug, was mit ein Problem war. Nick runzelte die Stirn und starrte ratlos auf die Tischplatte.
    „Was brauchst du, Nick?“, fragte Daniel leise.
    Wenn er das nur wüsste. Nick hatte keine Ahnung, was er darauf antworten sollte. Er wollte arbeiten, was im Moment nicht ging. Es wäre aber auch falsch gewesen, denn was, wenn Tristan seine Hilfe suchte und er dann unter Akten begraben war? Also doch Nichtstun? Ging auch nicht, weil er das keine weiteren zwei Tage aushielt. Es konnte doch nicht so schwer sein, sich mit irgendetwas eine Weile selbst zu beschäftigen? Im Wald war das doch auch möglich gewesen. Er hatte sich sogar auf den Campingausflug gefreut, trotz tausend Akten auf seinem Tisch. Wieso drehte er dann jetzt förmlich durch?
    „Weil du keine Ablenkung hast.“
    „Hm?“ Nick sah verdutzt auf.
    „Ich weiß nicht, was du schon seit Jahren mit der ganzen Arbeit kompensierst, aber im Moment kannst du genau das nicht tun und du findest auch keinen anderen Weg, um das, was da an die Oberfläche drängt, zurückzuhalten.“ Daniel trank einen Schluck Tee und warf ihm über den Rand der Tasse hinweg einen forschenden Blick zu. „Du bist nervös, beinahe ständig in Bewegung, immer auf der Suche nach irgendetwas, das du tun kannst, nur um dich nicht mit dir selbst beschäftigen zu müssen. Die paar Male, die das nicht klappte...“ Daniel begann mit seinem Finger unwillkürlich auf die Tischplatte zu tippen. „Du hast mir erzählt, dass du dich an etwas Schlechtes erinnert hast, als wir uns letztens über Tristan unterhielten. Ich habe nicht nachgefragt, weil du sofort nachgeschoben hast, dass du nicht darüber reden willst. War das ein Fehler, Nick? Hätte ich es doch tun sollen?“
    War es für Daniel und Will wirklich offensichtlich, dass er an einem Abgrund balancierte, er es aber selbst nicht bemerkte? Nick schaute aus dem Fenster. Ohne etwas zu sehen, aber Hauptsache, er musste sich nicht länger mit Daniels grünen Augen

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