Blind ist der, der nicht lieben will
Grinsen nach zu urteilen. „Tristan...“
„Schon gut, ich hör' auf, dich verlegen zu machen“, meinte der daraufhin mit einem sichtlichen Schmunzeln auf den Lippen und sah nach vorn.
„Ich bin nicht...“
Nick brach ab. Doch, war er. Und wie. Es fragte sich nur, warum? Der Taxifahrer unterbrach seine Grübeleien und er war erleichtert darüber, denn damit war das Thema vom Tisch, weil sie durch die hin und her Fahrerei eine Menge Zeit verloren hatten und ihr Flug bereits aufgerufen wurde, als sie endlich am Schalter eintrafen.
New York City wartete darauf, von ihnen erobert zu werden und Nick hatte vor, das auch ausführlich zu tun.
- 10. Kapitel -
Nick kochte. Und das bereits seit einigen Stunden. Dabei hatte ihr Wochenende so super angefangen. Der Flug war normal verlaufen, ihr kleines Hotel war einfach perfekt und das Konzert war dermaßen umwerfend gewesen, dass sie die komplette restliche Nacht darüber geredet, gelacht und sich dabei unzählige Filme angesehen hatten, inklusive Armageddon.
Tristans Idee, der kurz vor dem Schlafgehen vorgeschlagen hatte, am nächsten Abend einige einschlägige Clubs in der Stadt unsicher zu machen, hatte ihm zwar nicht sonderlich behagt, aber Nick hatte zugestimmt, sich ein paar Schwulenbars näher anzusehen. Er konnte Tristan einfach nichts abschlagen und der war so neugierig darauf, sich die New Yorker Clubszene genauer anzusehen, dass es Nick nicht gelungen war, ihm diese Sache wieder auszureden. Nun gut, er hatte es auch nicht wirklich versucht, um der Wahrheit die Ehre zu geben, und allein hätte er Tristan ganz sicher nicht in so einen Laden gelassen. Also hatte er zugestimmt.
Ein Riesenfehler, denn sie waren mittlerweile im fünften Club angekommen und von Anfang an war Tristan von den in seinen Augen eindeutig zu zahlreichen Gästen als Frischfleisch erkannt worden und dementsprechend heißbegehrt. Und je später es wurde, umso mehr ärgerte sich Nick darüber. Sein Freund war kein Frischfleisch und wenn es auch nur noch ein einziger Kerl wagte, seine Hände auf Tristans Hintern tiefer als dessen Gürtel auf den schmalen Hüften saß zu schieben, würde er Denjenigen unangespitzt in den Erdboden rammen.
Doch das in seinen Augen Schlimmste an der Sache war, Tristan spielte auch noch mit, ja er genoss das ganze Tanzen und Flirten geradezu. Was war denn bitteschön mit seinem unbekannten Typen, in den er angeblich verliebt war? Hatte Tristan den etwa schon wieder vergessen? Und wieso, zum Teufel, trug er heute Abend ausgerechnet diese eindeutig zu tief sitzende Jeans, die mehr zeigte, als sie verdeckte? Von dem weißen, durchsichtigen Hemd, das bei jeder noch so kleinen Bewegung ein Stück nackter Haut entblößte, gar nicht zu reden.
Im Moment tanzte Tristan mit einem dunkelhaarigen Schönling, der umwerfend lächeln konnte, was Nick jedes Mal aufs Neue die Zähne zusammenbeißen ließ, bis sie hörbar knirschten. Anfangs hatte ihn das Ganze sogar ein wenig amüsiert, aber mittlerweile war er nur noch sauer. Voller Wut auf all die fremden Typen, die Tristan mit ihren Blicken auszogen, aber ganz besonders auf Tristan selbst, der seit Stunden ungeniert flirtete, zwang sich Nick, seinen Kiefer zu entspannen, bevor er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und beide Arme vor der Brust verschränkte, um zu verhindern, dass er etwas sehr, sehr Dummes tat.
Noch zwei Tänze schwor er sich innerlich, dann würde er Tristan entweder an seinen braunen Haaren nach draußen zerren, oder einen Mord begehen. Den fragenden Blick von Matthew, einem grünäugigen Rocker, mit dem sie sich seit ihrem Eintreffen hier einen Tisch teilten, weil der von seiner Eroberung sitzengelassen worden war, und der schon seit einer Weile beständig zwischen ihm und Tristan umher schaute, ignorierte er geflissentlich, doch seine mit jeder Sekunde weiter ins Bodenlose abfallende Stimmung konnte Nick nicht ignorieren.
„Wie hältst du das bloß aus?“, fragte Matthew ihn plötzlich und Nick schreckte aus seinen Foltergedanken, die einem dunkelhaarigen Schönling galten. Er brummte irgendetwas, das Matthew als Antwort ausreichte, denn der lachte erstmal, bevor er dann meinte, „Deine Beherrschung möchte ich haben, ganz ehrlich.“
Nick runzelte die Stirn. „Was?“
„Ich würde nicht so ruhig am Tisch sitzen, wenn mein Lover mit anderen Typen flirtet und tanzt, als gäb's kein Morgen“, erklärte Matthew hörbar amüsiert.
„Tris ist nicht mein Lover“, murrte Nick, in der Hoffnung,
Weitere Kostenlose Bücher