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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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Frau. Ein Mann und eine Frau … N-na ja …«
    Sie ließ den Blick sinken und starrte ihre nervös zitternden Finger an. Ich bekam einen fürchterlichen Schreck und dachte schon, sie würde jeden Augenblick anfangen, mir von den Blumen und den Bienen zu erzählen. Das ginge natürlich überhaupt nicht. Die Nummer mit der erwachsenen Liebe kam erst später im Plan, vorher mussten noch ein paar andere Dinge geschehen.
    Sie hob den Blick wieder und lächelte mich zittrig an. Offenbar machte sie sich bereit, eine leidenschaftliche Erklärung und einen zufriedenstellenden Beweis für deren Aufrichtigkeit zu empfangen. Ich machte Anstalten, ihr beides zu geben, doch dann stöhnte ich bestürzt auf und schlug mir die Hand vor die Stirn.
    »Ach, du meine Güte!« Ich sprang auf. »Ach, herrje! Wie konnte ich das nur vergessen?«
    »Was? Was ist denn, Schatz?« Carol sprang ebenfalls auf. »Was hast du denn vergessen?«
    »Ich sollte in diesem Augenblick vor Gericht erscheinen! Ein Strafzettel. Wenn ich nicht erscheine, dann sperren sie mich wahrscheinlich ein!«
    »A-aber … aber …« Sie folgte mir, während ich ins Schlafzimmer rannte und meinen Mantel holte. »Aber du bist doch schon seit Wochen nicht mehr Auto gefahren! Woher hast du denn einen Strafzettel?«
    »Bei Rot über die Ampel«, antwortete ich. »Ich bin so schnell wie möglich zurück. Vielleicht schaffe ich es, bevor unsere Gäste kommen.«
    Ihr Gesicht hellte sich beim letzten Satz ein wenig auf. Sie war ziemlich entsetzt gewesen bei der Aussicht, sich den Drei Furien allein und unbewaffnet gegenüberzusehen.
    »Ich hoffe es, Schatz«, sagte sie und folgte mir in den Hausflur. »Sie haben mich noch nie gemocht, ich weiß es, und …«
    »Ich versuch mein Bestes«, versprach ich. »Jetzt gib mir einen Abschiedskuss und – ach ja. Noch was.«
    »Hm?« Sie küsste und umarmte mich. »Was denn, Herbie?«
    »Mit der Tür zu meinem Badezimmer stimmt was nicht. Ich glaube, der Knauf ist lose oder so was, sie lässt sich jedenfalls nicht öffnen.«
    Carol nickte und sagte, sie würde sofort dafür sorgen, dass sich jemand darum kümmere. Das solle sie nicht tun, entgegnete ich; der Handwerker würde sonst die Arbeit durchführen, während unsere Gäste da seien. Am besten ließe man das später richten. In der Zwischenzeit könne man ja, falls nötig, ihr Badezimmer benutzen.
    »Vielleicht kontrollieren wir das besser noch mal, bevor ich gehe«, erklärte ich. »Ich möchte ja nicht, dass du das Haus voller Gäste hast und dann kein Badezimmer zur Verfügung steht.«
    »Du bist so aufmerksam, Herbie«, meinte Carol. »Du denkst an alles, nicht wahr?« Dann ging sie mit mir, um nachzuschauen.
    Sie sah zu, wie ich mehrmals die Tür probierte, sie funktionierte. Als ich sie zum letzten Mal schloss, ent fernte ich schnell die zuvor gelockerte Schraube, die den Knauf hielt.
    Mit großem Bedauern verabschiedete ich mich abermals von Carol und eilte durch den Hausflur davon.
    Ich hätte alles darum gegeben, bei dem Spaß dabei zu sein.

5.
    Mrs. Schultz, Mrs. Flugenheimer und Mrs. Dillingham hatten sich wie üblich vor dem Gebäude versammelt. Sie lullten sich gegenseitig mit ihrem Blödsinn ein und warfen den unschuldigen Passanten böse Blicke zu. Heute lungerten sie im Eingang herum und stellten ihre fest in Korsette eingeschnürten Leiber und geblümten Zeltkleider zur Schau, mit denen sie sich gegenseitig zu übertrumpfen suchten.
    Sie sahen aus wie große, für ein Halloween-Bankett herausgeputzte Säue. Natürlich wollten sie wissen, wohin ich denn ginge, so kurz vor ihrem Besuch, und sie sahen keinen Grund, mich nicht zu fragen.
    Ich antwortete, ich sei in null Komma nichts wieder zurück, sie sollten sich ruhig schon mal auf den Weg machen. »Meine Stiefmutter mag es nicht, wenn man sie warten lässt«, fuhr ich fort. »Sie kann richtig gemein werden, wenn die Leute nicht pünktlich kommen.«
    »Pffhh!«, machten sie und warfen ihre dummen Köpfe nach hinten. Auf verschiedenste Weise erklärten sie, dass manche Leute vorsichtig sein sollten, wo sie hinträten. Und ich murmelte, dass man manchen Leuten die Bombe auf den Kopf werfen solle.
    »Sie müssen eins zugeben, meine Damen«, sagte ich und zog sie verschwörerisch näher. »Wenn alles gesagt ist und die Hühner sich beim Nachbarn zur Ruhe begeben, wenn das letzte Bild gemalt ist, dann müssen Sie eins zugeben …«
    »Ja, Herbie?« Ihre Augen strahlten vor lüstern gespannter Erwartung. »Was denn,

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