Blind
entschieden.«
»Was ist das Problem?«
»Versuch bloß abzuschätzen, wie die Chancen stehen.Ob ihr mir die Gurgel durchschneidet, das Geld aus meiner Börse klaut und euch Oxycontin dafür kauft. Das soll ja im Moment groß in Mode sein. Schon ganz junge Schulmädchen prostituieren sich dafür. Hab's erst heute Morgen in den Nachrichten gesehen.«
»Dein Glück, dass wir die Schule schon lange hinter uns haben.«
Bammy machte schon den Mund auf, um zu antworten, als sich ihr Blick an Judes Ellbogen vorbei auf einen Punkt im Garten richtete.
Jude drehte sich um und sah Angus. Den Körper zusammengezogen, als befände sich ein Akkordeon in seinem Rumpf, und das glänzende schwarze Rückenfell zu dicken Wülsten aufgefaltet, hockte Angus da und drückte einen Scheißebatzen nach dem anderen ins Gras.
»Ich mach das sofort weg, tut mir leid«, sagte Jude.
»Mir gar nicht«, sagte Georgia. »Schau's dir gut an, Bammy. Wenn ich nämlich nicht gleich aufs Klo komme, dann hocke ich mich dazu.«
Bammy senkte die dick mit Mascara bemalten Augenlider und trat einen Schritt zur Seite. »Also dann, kommt rein. Ihr könnt hier draußen sowieso nicht stehen bleiben. Sonst glauben die Nachbarn noch, ich mache meine eigene Hells-Angels-Ortsgruppe auf.«
28
Als Georgia sie formell miteinander bekannt machte, erfuhr Jude, dass ihre Großmutter Fordham hieß, und so nannte er sie von nun an Mrs Fordham. Er konnte sie nicht mit Bammy anreden, auch wenn sie für ihn, wenn er an sie dachte, paradoxerweise nie Mrs Fordham war. Sie war Bammy, egal, wie er sie nannte.
»Wie war's, wenn wir die Hunde nach hinten rauslassen?«, sagte Bammy. »Da können sie sich austoben.«
Georgia und Jude wechselten einen kurzen Blick. Sie waren alle in der Küche. Bon lag unter dem Tisch, und Angus stand schnüffelnd vor der Küchentheke, auf der ein mit grüner Klarsichtfolie zugedeckter Teller Kekse stand.
Der Raum war zu klein für die großen Hunde. Auch die Diele war zu klein. Als Angus und Bon durch den Flur gerannt waren, hatten sie einen Serviertisch gestreift, auf dem das Geschirr bedrohlich geklappert hatte, und waren mit solcher Wucht gegen die Wände geprallt, dass die Bilder hinterher schief hingen.
Als Jude Bammy wieder anschaute, runzelte diese die Stirn. Sie hatte den Blick zwischen Jude und Georgia bemerkt und wusste, dass er etwas bedeutete, wenn auch nicht, was.
»Wir können sie nicht ohne Aufsicht lassen, wo sie sich nicht auskennen, Bammy«, sagte Georgia. »Sie zertrampeln dir bloß die Beete.«
Bon schlängelte sich unter dem Tisch hervor. Dabei waren ihr ein paar Stühle im Weg, von denen einer prompt umfiel. Georgia stand auf, und packte die Hündin am Halsband.
»Ich nehm sie mit«, sagte Georgia. »Ist es okay, wenn ich mal kurz unter die Dusche gehe? Ich hab's wirklich nötig. Und danach lege ich mich kurz hin. Bon kann so lange bei mir bleiben, dann gibt's keinen Ärger.«
Angus stellte beide Vorderpfoten auf die Küchentheke, um die Kekse eingehender beschnüffeln zu können.
»Angus«, sagte Jude. »Schieb deinen Hintern hierher.«
Bammy hatte kaltes Hühnchen und Krautsalat im Kühlschrank. Und – wie versprochen – einen beschlagenen Glaskrug mit kalter Limonade. Georgia ging die Hintertreppe hinauf, und Bammy machte Jude einen Teller zurecht. Er setzte sich an den Küchentisch. Angus nahm die Vorderpfoten von der Theke.
Von seinem Platz aus hatte Jude den Garten hinter dem Haus im Blick. Vom Ast eines hohen alten Walnussbaums hing ein bemoostes Seil herunter. Den Reifen, der einmal daran gehangen hatte, gab es schon lange nicht mehr. Jenseits des hinteren Gartenzauns verlief ein schmaler, mit alten Backsteinen uneben gepflasterter Weg.
Bammy goss sich selbst auch ein Glas Limonade ein und lehnte sich an die Küchentheke. Auf dem Fensterbrett hinter ihr stand ein Bowling-Pokal neben dem anderen. Aus ihren aufgekrempelten Ärmeln ragten Unterarme, die so behaart waren wie die von Jude.
»Ich kenne immer noch nicht die romantische Geschichte, wie Sie M. B. kennengelernt haben.«
»Wir waren beide im Central Park«, sagte Jude. »Gänseblümchen pflücken. Wir sind ins Gespräch gekommen und haben uns zu einem kleinen Picknick niedergelassen.«
»Ah ja. Könnte aber auch in irgendeinem perversen Schmuddelladen gewesen sein, oder?«
»Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, stimmt, könnte auch in irgendeinem perversen Schmuddelladen gewesen sein.«
»Sie schlingen das Essen runter, als hätten Sie
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