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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Lebens durchmachen könnte – doch genau das war ihr hier widerfahren. Und so würde es für immer in ihrer Erinnerung bleiben.
    »Mom?« Als sie vom Esstisch aufblickte, sah sie ihre ältere Tochter neben sich stehen.
    Sie bewunderte Theresas Kleid. »Du siehst wirklich schön aus«, sagte sie anerkennend. Theresa hatte ebenso wie Jill und ihre Mutter noch vier weitere Kleider eingepackt, allesamt im vergangenen April bei Bloomingdale's oder in einer der Boutiquen in der Oak Street erstanden, von wo man auf den Michigansee hinunterblickte.
    Sie erinnerte sich, dass sie Bob am Arm berührte, um ihn auf Theresas Kleid hinzuweisen, als etwas im Gesichtsausdruck ihrer Tochter sie innehalten ließ.
    »Was ist los, Theresa? Ist alles in Ordnung?«
    »Habt ihr Jill gesehen?«, fragte ihre Tochter mit verzweifelter Miene.
    Verdutzt sah sich Carol im Speisesaal um, dann blickte sie zum Kapitän hinüber, der gerade mit einem Kellner im Smoking sprach. »Ist sie nicht bei dir?«
    »Sie ist weggegangen, als wir in einer Bar beim Marktplatz an der El Conde saßen. Sie wollte sich einen Wickelrock kaufen. Wir haben uns vorher schon welche angesehen.«
    »El Conde?«, fragte Carol und spürte ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und holte tief Luft -überzeugt, dass sie sich verhört haben musste. Theresa hatte sich bestimmt unklar ausgedrückt. Sie hatte sicher eine Bar beim Atrium des Schiffes gemeint. Jill sah sich in einem der Läden auf dem Schiff um, und Theresa hatte in einer Bar hier an Bord auf sie gewartet. Das klang auf jeden Fall vernünftiger. Und es war ja wirklich nicht das erste Mal, dass Jill sich verspätete. Sie konnte manchmal so unzuverlässig sein. Sie ließ sich immer so leicht ablenken.
    »Sie hätte den Rock ja auch morgen noch kaufen können«, sagte Carol enttäuscht. »Ich habe ihr doch gesagt, dass das heute wichtig ist. Euer Vater wollte, dass ihr beide kommt. Und ich auch.«
    »Mom«, erwiderte Theresa mit flehendem Blick, »sie ist nicht vom Markt zurückgekommen. Ich habe über eine Stunde in der Bar gewartet. Irgendwann dachte ich mir, dass ich sie falsch verstanden haben muss. Du weißt ja, wie sie manchmal ist, also bin ich zurückgekommen, habe geduscht und mir gedacht, dass sie bei euch ist.«
    Theresas Lippen zitterten.
    Das unangenehme Gefühl in ihrer Magengrube verstärkte sich, und eine böse Vorahnung kroch in ihr hoch. Sie wandte sich von den anderen Tischgästen ab, zog ihre Tochter am Arm zu sich herunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Was meinst du damit – sie ist nicht in die Kabine zurückgekommen?« Sie bemühte sich, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, um die anderen nicht mithören zu lassen und um Theresa keine Angst zu machen. »Sie ist von wo nicht zurückgekommen?« Ihre Finger hinterließen weiße Abdrücke auf Theresas Arm, und sie ließ sie rasch los.
    »Sie ist aus der Bar weggegangen, wo wir waren. Bo-Bo hieß sie, an der El Conde. Wir haben dort etwas getrunken.«
    Carol konnte nur noch nicken – ihre Gedanken machten wilde Sprünge.
    »Sie wollte zurückgehen und sich nach einem Rock umsehen«, fuhr ihre ältere Tochter fort. »Es war einer von diesen Straßenmärkten, gleich um die Ecke.«
    Die Geräusche ringsum im Ballsaal waren plötzlich schwindelerregend. »Sprich weiter«, sagte Carol, und ihre eigene Stimme klang für sie, als käme sie von außerhalb ihres Körpers. Ihre Leinenserviette fiel auf den Boden. Sie zog sich einen Faden an ihrem Strumpf, als sie sich mühsam aus dem Sessel hob. Bob, der mit dem Kapitän geplaudert hatte, drehte sich zu ihr um und wollte aufstehen, doch sie legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte ihn fest nach unten, ehe sie mit ihrer Tochter ein paar Schritte beiseitetrat.
    Eine junge blonde Frau tauchte hinter dem Kapitän auf, berührte ihn leicht an der Schulter und bückte sich ein wenig hinunter, sodass ihre makellosen Brüste zur Geltung kamen. Sie lächelte, als sie den Anwesenden vorgestellt wurde. Carol sah, wie Bob der Frau die Hand schüttelte, dann drehte er sich zu ihr um und zwinkerte, als er Theresa sah.
    »Wir hatten ausgemacht, dass sie zurück in die Bar kommt«, sagte Theresa noch einmal. »Ich bin mir sicher, dass sie das gesagt hat, aber sie ist nicht gekommen, und dann dachte ich, dass ich sie falsch verstanden hatte, dass sie gemeint hat, wir treffen uns auf dem Schiff. Ich habe mich auf dem Marktplatz umgesehen, aber dann hörte ich die Schiffspfeife

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